Spur 0 +1 Tage in Gießen am 23. und 24. März 2024

  • Meine drei persönlichen Highlights in Gießen (2/3)

    Ein Kleinod: "Impressionen aus dem herbstlichen Ruhrgebiet" von Peter Kreissl - Teil 1

    Meine visuelle Reise durch den Kamerasucher geht weiter:

    Es ist eine Kunst, diese stimmungsvolle Umgebung und Atmosphäre zu schaffen. Dabei setzt Peter Kreissl nicht nur farbenfrohe Akzente im herbstlichen Ruhrgebiet. Beim Anblick habe ich immer das Gefühl, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen und die Gestalten auf geheimnisvolle Art und Weise jeden Augenblick "zum Leben erweckt" werden.

    Traditionelle Weißwürstel mit einem frisch gezapften "Hellen" aus Peters Heimat Bayern, aber auch ein Pils oder Kölsch ist nicht zu verachten, wartende Reisende, Kohlen schaufelnde, schlecht bezahlte Arbeiter, Wahlplakate aus den Anfängen der 70er Jahre und noch so vieles mehr erzählen vom Leben am Ende der Dampflokära. "Mein lieber Schwan!" (Bild 27), welch unzählige Objekte geben einen Einblick in das Leben sowie die Arbeit der Menschen im Ruhrgebiet in einem zeithistorischen Kontext. Hier erwacht Stück für Stück die kleine Welt von Peter Kreissl zum Leben.

    Noch heute sieht man dem Ruhrgebiet seine Vergangenheit an:

    Es ist geprägt von verlassenen Zechen, Eisenhütten und Halden. Als Fotograf schlüpfe ich selbst in den Pott*, entdecke die verrücktesten Details und mache spannende Begegnungen mit einigen der Figuren.

    Das ist der blanke Wahnsinn! Ich bin begeistert von dem, was ich sehe. Meine visuelle Abenteuerreise erwacht Stück für Stück zum Leben auf einer mit viel leidenschaftlicher Handwerkskunst gestalteten Anlage. Diese bereichert die Messe und ist ein Blickfang!

    Der überaus kreative Peter Kreissl hat eine "neue" Anlage mit hohem Wiedererkennungswert mitgebracht. Kompromisslos beherrscht er die Szenerie. Und der Wind begreift sich als Kulissenschieber und es scheint, als hat er die passende Dekoration aus Wolken parat.

    Manch einer von Euch hat das Diorama erstmals in Mainz 2023 gesehen. Hier in Gießen wird es nun zum zweiten Mal ausgestellt. Auch für diejenigen, die es kennen, bleibt die Anlage sehenswert. Denn viele Geschichten wollen stets neu erzählt werden. So manches Geheimnis wartet immer noch und will entdeckt werden.

    Das Diorama zeigt einzelne Geschichten und stellt kleinste Details in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dabei werden klassische Alltagssituationen nachgestellt.

    Am heutigen Tage betrachtet, ist es ein bunter "Frühlingsmix" aus Peters Erinnerungen, siehe dazu mein Interview mit ihm im Beitrag 122.

    Die unverwechselbare Szenerie zieht viele Besucher in ihren Bann.

    Ich konnte mich durch den Sucher meiner Kamera, aber auch mit bloßen Augen gar nicht "satt" sehen, was man an meinem Bauchumfang auf Bild 53 gut erkennen mag... 8)

    Ein magisch anmutender Ort, der nicht nur den Wunsch seines Schöpfers wahr werden ließ, sondern auch alle, die ihn besuchen und zum Schwelgen einlädt.

    Das Fenster in die Vergangenheit strahlt eine deutlich intensive Sogkraft aus.

    Jetzt die kritische Frage, mit einem Augenzwinkern: Kann das Diorama meine Wahrnehmung, meine Sinne überfrachten? :S

    Nein, ich sehe die ganzen Details als klare Zugabe, die zumeist dezent ausgelegt sind und auch sensible Gemüter nicht überanstrengt...;)

    *Der Begriff "Pott" ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für Töpfe, und da die Gegend früher für ihre industrielle Tätigkeit bekannt war, wurde sie scherzhaft als "der Pott" bezeichnet. Im Laufe der Zeit hat sich der Name "Ruhrpott" eingebürgert und wird heute oft verwendet, um die Region zu beschreiben.

  • Meine drei persönlichen Highlights in Gießen (2/3)

    Ein Kleinod: "Impressionen aus dem herbstlichen Ruhrgebiet" von Peter Kreissl - Teil 2

    Ich hatte die Gelegenheit mit Peter Kreissl ein kleines Interview zu führen:

    Servus Peter, was war die Inspiration zu Deinem Diorama? Was wolltest Du darstellen?

    Peter: Übertrieben gesagt, ich wollte mal was anderes bauen als nur "die kreisenden T3 um den bayerischen Kirchturm". Der wahre eigentliche Grund: ich war direkt nach Abschluss meines Studiums des Öfteren auf Dienstreisen im Ruhrgebiet. Dort haben mich das dort vorherrschende "Gleiswirrwarr" und die ganzen Industriebetriebe mit ihren zahlreichen Gleisanschlüssen fasziniert. Wohin man auch blickte, jede Menge Rangierabteilungen, vorbeifahrende schwere, schmutzige Güterzüge. Dies hat mich bis heute nicht losgelassen. (Anmerkung von mir: Ich kann dabei seine Begeisterung förmlich spüren).

    Dein gezeigter Industriebetrieb mit Gleisanschluss aus dem Ruhrpott hat aber kein real existierendes Vorbild?

    Peter: Diese Pleier Maschinenbau GmbH gab es in den 1970er Jahren dort tatsächlich. Ob sie jetzt noch existiert, weiß ich nicht.

    Sind die Figuren von Manfred Kohnz bemalt worden?

    Peter: Es sind größtenteils Figuren von MaKo Modellbau. Einige wenige aber auch von Figurendesign Volker Bauer, Wema-Figurenmanufaktur und Kleinkunst-Werkstätten Paul M. Preiser.

    Wurden die Häuser und Bahnhöfe von dir gebaut oder von wem sind sie?

    Peter: Der Bahnhof ist ein Fertigmodell von Stangel Modellbahnbau, das Haus mit der "Trinkhalle" rechts vom Bahnhof wurde speziell nach meinen Wünschen von Bünnig Modellbau für mich gelasert. Alle anderen Gebäude, auch die Straßenbrücke sind Selbstbauten von mir.

    Wie viele Arbeitsstunden stecken wohl in der Anlage?

    Peter: Die Stunden sind sehr schwer abzuschätzen. Ich habe ca. 1,5 Jahre mit kurzen Unterbrechungen ziemlich intensiv daran gebaut. Ich würde mal über 1.000 Stunden schätzen.

    Wie groß ist der sichtbare Bereich und "die Welt außerhalb"?

    Peter: Der sichtbare Bereich beträgt 3,60 Meter (3 Segmente zu je 1,20 Meter). Die Breite beträgt 0,76 Meter. Der unsichtbare Bereich, also der "Schattenbahnhof", ist 2,40 Meter lang (2 Segmente zu je 1,20 Meter).

    Welche Kompromisse musstest Du bei der Umsetzung eingehen?

    Peter: Geplant war eigentlich, zum sichtbaren Bereich nochmals 3 Segmente hinzuzubauen, die sichtbare Fläche also zu verdoppeln. Das werde ich aber zugunsten meiner noch zu bauenden Kelleranlage nun nicht mehr machen und die Ausstellungsanlage bleibt nun so wie sie ist und wird nicht mehr erweitert. Die Lebenszeit ist halt endlich...

    Darf ich fragen, wie hoch ist der materielle Wert der Anlage?

    Peter: Die reinen Materialkosten der Ausstellungsanlage ohne die ausgestellten Fahrzeuge betragen trotz der relativ geringen Größe 8.000 €, auch wenn man das nicht glauben mag. Aber vor allem all die Kleinigkeiten darauf gehen ganz schön ins Geld.

    Was sind die nächsten Ausstellungen, wo werden wir Dich dieses Jahr noch sehen?

    Peter: Dortmund im April, Ampflwang/Österreich im Juni, Oberdolling/Bayern im Oktober. Dann eventuell noch Luxemburg und Speyer im November.

    Vielen Dank für das nette und informative Gespräch. Wir sehen uns dann anlässlich "50 Jahre ÖGEG" in Oberösterreich wieder. Ich freue mich, Dich dort wieder zu sehen!

    Bis demnächst

    Andreas

  • Meine drei persönlichen Highlights in Gießen (3/3)

    Von Braubach über die Stadtstrecke nach Bad Willemshöhe!

    Bei manchen Orten, wie diesem, gib es einfach eine Magie, der kann man sich nicht entziehen und das lässt sich auch nicht so ganz erklären, aber man fühlt sie, wenn man da ist.

    So erging es mir hier und sie hat mich in Gießen und auch danach nicht losgelassen!

    Drei Anlagen auf einmal: Ein WOW-Effekt!:)

    Die eigenständigen Spur 1 Anlagen aus Holland gehörten meiner Meinung nach zu den Hauptattraktionen in Gießen.

    Braubach, Stadtstrecke und Bad Willemshöhe waren so miteinander verbunden, dass Züge von einem Abschnitt zum anderen fahren konnten und wieder zurück.

    Dabei bereichern sich die "Anlagenteile" gegenseitig und verkörpern Stil und Individualität, als wären sie komplementär miteinander verbunden. Man sieht sofort die Modellbau-Leidenschaft ihrer Erbauer auf höchstem Niveau.

    Ein Fest für das Auge und ein wahrer Genuss die zahlreichen Züge durch die unterschiedlichen Landschaften fahren zu sehen.

    Ohne Übertreibung ein wahrer Eyecatcher!

    Eins vorneweg, ich fand die komplette Anlage elektrisierend und das hat nichts damit zu tun, dass die darauf fahrenden Modellbahnen elektrisch betrieben werden, oder...:/

    Damit jede Anlage ihre eigene Wirkung nicht verliert, stelle ich jeden Anlagenteil separat vor:

    Einmal editiert, zuletzt von 01 118 (5. Mai 2024 um 18:08)

  • Meine drei persönlichen Highlights in Gießen (3/3)

    Bahnhof Braubach von Walter Smit - Teil 1

    Wie die Macher, alles kreativen Geister, ihre Visionen und Vorstellungen umsetzten, spiegelt sich auch hier wider.

    2016 hat Walter Smit mit dem Bau der Anlage Braubach auf dem Dachboden seiner damaligen Wohnung begonnen. Als Inspiration diente ihm der Bahnhof Klutz.

    Da er unter der Dachschräge nur eine Fläche von 8,4 x 1 m zur Verfügung hatte, entstanden die 7 Basismodule von je 120 x 100 cm des Bahnhofs. Damals war kein Platz für Gebäude hinter den Gleisen. Da schon zu Beginn eine Ausstellungsanlage geplant war, kamen später noch 7 Hintergrundmodule und links (Bilder 76 - 79) 2 Module von 150 x 42 cm an das "offene Ende" hinzu.

    Mittlerweile ist die Anlage jetzt 16,5 m lang und die Kehrschleife etwa 5,5 m breit. Der kleinste Radius ist 1.715 mm groß, aber mit einem Übergangsbogen von 3.000 mm kann mit Schraubenkupplungen gefahren werden. Dazu müssen manche Fahrzeuge allerdings ein wenig angepasst werden.

    Im sichtbaren Teil sind etwa 100 m Gleis verlegt, 4 Signale und 7 Weichen verbaut.

    Die Segmentdrehscheibe spart dabei eine Weichenstraße, was auf dem Dachboden sehr wichtig war.

    Das Bahnhofsgebäude hat Walter Smit in einem ziemlich heruntergekommenen Zustand gebraucht erworben und ihm anschließend neuen Glanz verliehen. Es ist eine genaue Nachbildung des Bahnhofs Braubach auf der rechten Rheinseite der stillgelegten Strecke Oberlahnstein – Nastätten. Braubach war damit Namensgebend für die Anlage, hat aber weiter keinen Bezug zur ehemaligen Nassauischen Kleinbahn, einer Schmalspurbahn (Meterspur) zwischen Lahn, Aar und Rhein.

    Viele kleine Szenerien ergeben ein großes Bild. Immerhin investierte Walter Smit in die Anlage ca. 500 Arbeitsstunden. Das spiegelt sich auch in Braubach wider, mit Szenen wie aus dem Leben und viel Liebe zum Detail!

  • Meine drei persönlichen Highlights in Gießen (3/3)

    Bahnhof Braubach von Walter Smit - Teil 2

    Damit sich auch die Daheimgebliebenen einen Überblick der riesigen Anlage verschaffen können, habe ich versucht die Fotos in chronologischer Reihenfolge so anzuordnen, dass der Betrachter am "Ende des Bahnhofs" Braubach "einsteigt" und über die Stadtstrecke nach Bad Willemshöhe gelangt.

    Für die erste Ausstellung 2018 in Maarn wurde ein 4-gleisiger "Fiddle Yard" von 150 cm gebaut. 2019 folgte die Kehrschleife, mit der Erweiterung auf 350 cm. So war die Anlage beim 3. Sauerländer Spur 0 und 1 Großbahn-Treffen in Menden zu sehen.

    Das nächste Ziel war 2020 eine Teilnahme an der Modellbahnausstellung "ONTRAXS" im Spoorwegmuseum, die Corona bedingt auf 2022 verschoben werden musste.

    2024 waren die 3 Anlagen Braubach, Stadtstrecke und Bad Willemshöhe erstmals in Utrecht zusammen verbunden präsentiert worden.

    Als nächstes wird der Bahnhof Braubach im Juni anlässlich "50 Jahre ÖGEG" in Ampflwang/Österreich zu sehen sein.

    Zurzeit arbeitet Walter Smit an einer Erweiterung der Anlage, wovon der erste Teil als "Stand Alone" im Oktober in Maarn Premiere haben wird.

  • Meine drei persönlichen Highlights in Gießen (3/3)

    Bahnhof Braubach von Walter Smit - Teil 3

    Ich bin ja nie verlegen, wenn es um eine gute Ausrede geht…:O

    Der Grund warum ich erst 6 Wochen nach den internationalen Spur 0 und 1 Tagen die Fotos der gigantischen Anlage hier einstelle, hängen mit den wohlproportionierten, grazilen Rundungen und den scharfen, aufregenden Kurven, wie sie auf dem Foto 80 zu sehen sind zusammen!;)

    Um Missverständnissen vorzubeugen…:/

    …schließlich handelt es sich hier um ein Wesen aus einer anderen Welt!:)

    Also wenn ich die Gelegenheit habe, nach Veranstaltungsende in Gießen von einer solchen Legende abgeholt zu werden, um auf eine Spritztour mitgenommen zu werden, vergesse ich die Welt um mich herum!:saint:

    Immerhin handelt es sich bei dem 190 SL, um ein Auto von einem anderen Stern.

    Heute eine Legende und eine absolute Rarität, verkörperte der Prototyp der Baureihe W 121 B II bei seiner Geburt Schönheit und Eleganz auf der International Motor Sports Show in New York 1954.

    Einzigartiger Pioniergeist, auch viele Jahre später noch – bis zum heutigen Tag – seiner Zeit voraus und die technischen Möglichkeiten mit unverwechselbarem Design der 50er Jahre auf die Spitze trieb.

    1955 wurde die Serienausführung auf dem Genfer Automobilsalon und zur IAA in Frankfurt am Main von der Fachpresse und Publikum begeistert aufgenommen, verkörperte er in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland der Wirtschaftswunderzeit das "Wir-sind-wieder-wer-Gefühl" und war ein beliebtes Requisit in vielen deutschen Spielfilmen (beispielsweise "Das Mädchen Rosemarie") dieser Ära.

    Diese Ikone der Automobilgeschichte gilt neben dem "großen Bruder" 300 SL, von dem der 190 SL viele Stilelemente übernahm, unter Automobilexperten und -enthusiasten weltweit als eines der herausragenden Beispiele für Automobilkonstruktion.

    Aber das ist eine andere Geschichte und würde hier zu weit führen…8)