Moin, Jungs,
Beim Bau der Tankstelle griff ich auf einen Bericht über Dieseltankstellen, insbesondere über die Tankstelle in Ansbach, in den Miba Heften 12, 13 und 14 aus dem Jahr 1967 zurück. Die allgemeinen Angaben und insbesondere die Bilder halfen mir bei der Planung und Gestaltung.
Zunächst einmal brauchte ich einen Tank. Auf der Suche nach passendem Material entdeckte ich im Einkaufszentrum eine
Aufbewahrungsdose für Kaffee Pads mit einem abgerundeten Deckel. Ich kaufte davon zwei, zersägte sie in der Mitte, klebte die beiden Teile mit den Deckeln an den Enden zusammen, verspachtelte die Fugen und lackierte sie mit grauer Grundierungsfarbe aus der Sprühdose.
Die Blechwanne, in die der Tank gehörte, fertigte ich aus Polystyrol. Die Bodenplatte war einen Millimeter dick, die Seitenwände 0,5 mm. Die obere Umrandung zur Verstärkung entstand aus 2,5 x 2,5 mm Winkelprofil.
Das Pumpenhaus entstand wie üblich aus PVC Hartschaumplatte (Bild 1).
Bevor der Tank in die Blechwanne geklebt wurde, wurden beide Teile bereits verschmutzt. Da das ganze Ensemble ja noch recht neu in Wilhelmshaven war, wurden nur übliche Schmutzspuren angebracht (Bild 2).
Unter die Wanne kam ein Fundament, ebenfalls aus Hartschaumplatte, dann ging es mit der Detaillierung weiter. Aus früheren Zeiten hatte ich noch eine Leiter, die ich aus Blumensteckdraht zusammengelötet hatte.
Nachdem ich das gute Stück gekürzt und gebogen hatte, passte es wunderbar als Aufstieg zur Gitterplattform oben auf dem Tank, welche aus Messinggitter und Polystyrol entstanden war.
Den Tankverschluss nahm ich von einem 3D-Druck Testwasserkran, das Entlüftungsventil war ein H0 Waggonteil.
Die Rohrverbindung zwischen Tank und Pumpenhaus entstand aus übrig gebliebenen Spritzlingen von Plastikbausätzen (Bild 3).
Die Tür und der Kasten für die Feuerlöscheinrichtungen entstanden aus Polystyrol.
Die weißen Schilder mit dem F drauf fertigte ich aus Messingplättchen von Weinert, die eigentlich für Verkehrsschilder in H0 gedacht waren. Die Buchstaben waren zum Anreiben und wurden abschließend mit matten Klarlack geschützt.
Die Warnschilder entstanden am PC.
Das Dach entstand aus Aluminium Wellblech von Schulcz, die Regenrinne aus einem Stück Regenschirm und das Fallrohr aus Polystyrol (Bild 4 und 5).
An der Rückseite des Pumpenhauses installierte ich noch ein Rohr, welches aus der Wand herausragte. Hier konnte ein Schlauch angeschlossen werden (Bild 6), der zu einem zu entleerenden Kesselwagen führen sollte, um für Nachschub im Tank - beziehungsweise für entsprechende Rangierfahrten - zu sorgen. Bei der Ermittlung, wie oft so ein Kesselwagen wohl nach Wilhelmshaven kommen würde, hatte ich folgendes zu Grunde gelegt:
Wenn die V60 über den Tag verteilt in Wilhelmshaven cirka fünf Stunden rangiert, davon eine Stunde Leerlauf (bei 600 min-1 etwa 9 l/h), drei Stunden Teillast (bei 1100 min-1 etwa 48 l/h, mal drei ergibt 144 l) und eine Stunde Volllast (bei 1400 min-1 etwa 105 l/h), dann wären dass 258 l pro Werktag oder 1548 l pro Woche.
Der Tank fasst etwa 300 hl Diesel, also würde der Inhalt für 19 Wochen reichen. Natürlich wartet die Bahn nicht, bis der Tank ganz leer ist, sondern verfügt, das alle zwei Monate ein Dienstkesselwagen im Umlauf zu kommen hat, also an jedem Fahrtag
.
Der Schlauchanschluss war natürlich nur für Fotozwecke vorgesehen, eine weitere Detaillierung, wie zum Beispiel an Ketten herabhängende Verschlüsse bei Anschluss des Schlauches, unterblieb. Der Schlauch hatte am Ende ein Stück Blumensteckdraht, welcher in ein Loch im Rohr, welches ebenfalls durch ein entfernbares Stück Blumensteckdraht verschlossen war, eingesteckt werden konnte – mehr nicht.
Weiter ging es mit der Tanksäule und weiteren für die Versorgung der Dieselfahrzeuge nötigen Utensilien.
Die Säule wurde aus Polystyrol erstellt. Meistens waren diese Tanksäulen rot gewesen, manchmal auch grau. Ich wählte die graue Variante. Dafür erhielt die Zapfsäule am oberen Ende eine Zierleiste, die ich aus silberfarbenem Wellkarton schnitt, praktisch die Vertiefung zwischen zwei Wellen. Die Tür konnte geöffnet werden (Bild 7).
Die Zapfpistole wurde von Sven gedruckt, für den Schlauch verwendete ich einen Kautschukfaden mit 1,9 mm Durchmesser.
Die Beschilderung entstand wieder am PC.
Für den Dofa-Ofen meiner V60 waren etwa 150 kg Koks nötig, daher wurde aus Holz ein kleiner Koksbansen erstellt und Koks dort eingelagert. Bild 8 zeigt diesen Bansen ebenso wie den zum Auffüllen von Kühlwasser installierten Wasserhahn von Woytnik, der ebenfalls einen angesteckten Kautschukschlauch erhielt, allerdings nur mit 1,2 mm Durchmesser.
Zur Lagerung des Schlauchs wurde eine Halterung aus Polystyrol gebaut. Auch ein Hydrant und eine Ölkanne wurden auf dem Fundament platziert. Am linken Bildrand sind die Kautschukbänder mit verschiedenen Durchmessern zu sehen.
Bild 9 zeigt eine Übersicht über die aufgestellten Versorgungseinrichtungen. Hinter der Bekohlung der Schuppen für die hier beschäftigten Arbeiter, die vermutlich Kohlenlader, Ausschlacker, Drehscheibenwärter und Tankwart in einer Person waren. Und zuständig für die Trocknung des angelieferten Naßsandes und Lagerung beziehungsweise Auffüllung des Sandbedarfs bei den Loks. Der Sandvorrat für eine V60 bei 90% Befüllung betrug immerhin 270 kg.
Meine V60 hat zwar unter dem Umlauf Anschlüsse für eine Druckbetankung, aber meine Zapfsäule nur einen Zapfpistole (damit auch mal eine Köf betankt werden kann).
Da wurde das Betanken für den Lokführer zur Schwerstarbeit. Als erstes musste der Tankdeckel oben auf dem hinteren Vorbau geöffnet werden. Anschließend musste die Zapfpistole und der Schlauch auf den Vorbau hinaufgeschleppt werden, was bei einer großen Zapfpistole schon ein Gewaltakt war. Dabei muss man bedenken, das der Lokführer mit einem Fuß auf den Tritt am Führerhaus steigen musste, sich dabei mit einer Hand am Haltegriff festhielt und mit der anderen Hand die Zapfpistole samt schweren Schlauch daran nach oben in den Tankstutzen einhängen musste – wobei die Zapfpistole umgekehrt in den Stutzen eingehängt wurde, so dass das Gewicht des Schlauches die Pistole im Tankstutzen verklemmte. Dann wurde die Pistole geöffnet und mit dem Feststeller arretiert.
An dieser Stelle möchte ich mich bei unserem Triebfahrzeugbewegungskünstler im Ruhestand Wolfgang „Ospizio“ F. herzlich bedanken, der mir den o. a. Ablauf - und noch einige andere interessante Geschichten rund ums Betanken – schilderte.
Bei einer so kleinen Zapfpistole mit vielleicht 30 Litern Durchlauf pro Minute hatte der Lokführer nun erstmal genug Zeit, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken.
Da bei meinem Modell die Zapfpistole in die Halterung nur eingehängt und auch der Schlauch nur in die Säule eingesteckt ist, konnte ich für Fotozwecke dieses Ensemble gegen einen anderen Schlauch tauschen, der zum zu betankenden Triebfahrzeug führte. Da ich aber keine Figur nach der obigen Beschreibung kreieren konnte, erhielt mein betankender Bundesbahnangehöriger einen komfortablen Tritt, auf den er sich stellen konnte. Die Figur entstand aus einem Figurenbausatz von MiniArt (Bild 10).
Unter dem Tritt rechts ist der Anschluss für die Druckbetankung zu erkennen, außerdem hat die Lok noch das falsche Fabrikschild (MaK), das neue Schild (Krupp) ist in Auftrag gegeben.
Die letzten beiden Bilder 11 und 12 zeigen einen angelieferten Kesselwagen, der über den angeflanschten Schlauch durchs Pumpenhaus seinen Inhalt in den Tank abgibt.
Soviel für heute, nächsten Sonntag gibt es wieder was zu lesen.
Gruß
Der Michel