Rechtzeitig zum metrologischen Winteranfang bin ich wieder da, um die Herzen aller Fans der Hamburger Spur 1 Anlage zu erwärmen
Ja, hallo erstmal!
Um die letzten Worte meines Vorredners aufzugreifen, möchte ich meine Zeitreise fortsetzen und mich ins Jahr 1938 begeben, mit dem letzten Weihnachten in Friedenszeiten, soweit man das unter einem Terrorregime überhaupt sagen kann.
Zumindest hat das Warten jetzt ein Ende. Ich will Euch auch nicht weiter auf die Folter spannen, schließlich wollt Ihr ja wissen, wie das Ergebnis in der Bergstraße aussah, nachdem ich in meinem vorletzten Beitrag (Nr. 59) die Fotos vom Bau der Anlage präsentiert habe.
Und jetzt Vorhang auf!
Hans-Dietmar Schäding, 2. Vorsitzenden des MEHEV wird Euch im vierten Teil seines Berichts über die Fertigstellung der Anlage in dem neuen Raum berichten:
„Bevor 1949 im MHG eine Anlage für über 70 Jahre errichtet wurde, was damals natürlich noch keiner wusste, gab es 11 Jahre vorher schon einmal an anderer Stelle eine ortsfeste Anlage, die 10 Jahre bestand hatte.
1938
wurde der Raum in der Bergstraße Vereinsmittelpunkt für regelmäßige Treffen. Die erste feste Anlage entstand mit dem Bahnhof "Göttingen". Damit war der immense Aufwand für Anlagen, die nur wenige Tage gezeigt wurden, Geschichte.
Nachdem die Anlage fertiggestellt und betriebsfähig war, traf man sich nun regelmäßig an der Anlage zu einem sogenannten „Betriebstag“. Alle anwesenden Vereinsmitglieder übernahmen nach einem genau festgelegten Dienstplan ihrer Aufgabe als
Weichenwärter, Fahrdienstleiter, Rangierer oder Lokführer, wie beim großen Vorbild und führten so einen gemeinsamen Betrieb nach Fahrplan durch. An den getragenen Uniformen wird die Nähe zur Reichsbahn deutlich.
Auf dem Bild 227 ist nahezu die gesamte Anlage in der Bergstraße zu erkennen. In der Mitte des Raums erkennt man den Bahnhof "Göttingen" mit dem großen Empfangsgebäude. Vorne rechts liegt das Bahnbetriebswerk mit dem großen Ringlokschuppen, Drehscheibe und Wasserturm. Im Hintergrund führt die Strecke nach Hannoversch-Münden an der Wand entlang und links an der Fensterfront liegt die Nebenbahn nach Bodenfelde. Erst mit dem 51. Fahrtag am 28. Juli 1948 um 21:00 Uhr endete der Betrieb in der Bergstraße auf diese Anlage. Im Museum für Hamburgische Geschichte war inzwischen 1947 mit dem Bau der heutigen Anlage begonnen worden. Am 7. Oktober 1949 begann der Betrieb auf der heute noch bestehenden Anlage, siehe Beitrag Nr. 32 ff.
Diese Anlage war nur bedingt der Öffentlichkeit zugänglich, da für regelmäßige Vorführungen vor Publikum der Raum nicht ausreichte. Jedoch konnte hier zumindest eine kleine Werkstatt eingerichtet werden.“
Hiermit endet der vierte Teil des Berichts. In der nächsten Ausgabe könnt Ihr Euch über die Spur 1 Anlage in den Wirren des Krieges informieren.
Bild 209: „Verzückte“ Jungs sind irgendwie wie Kinder
und können es partout nicht lassen, diese Schiene manchmal anzufassen. Auf einmal ist es da, fast sowas wie ein Hochgefühl. Das Blut pulsiert, das Herz macht „Bumm“. Ein Kribbeln in den Händen zieht sich rauf bis in den Kopf und da macht es „Klick“, wie beim zusammenstecken der Schienen
Die rechts im Bild erkennbare Dampflok preußische T 3 fährt auch heute noch auf der Anlage
Bild 210: Die Gleise liegen und warten darauf in Schotter verlegt zu werden
Bild 211: Noch stehen die Signale auf Halt!
Bild 212: Erste Testfahrten über die neue Drehscheibe
Bild 213: Vorne ist die heute immer noch in täglicher Vorführung gezeigte T 3 zu sehen. Um sie herum sammeln sich die Dampflokomotiven zur…
Bild 214: großen Lokparade vor dem Ringlokschuppen
Bild 215: Gespannte Gesichter bei der Premiere: Funktioniert alles? Was die Modelleisenbahn betrifft, sind wir doch alle wie „kleine Kinder“…ich zähle mich selbst dazu…
Bild 216: Ein sogenannter „Betriebstag“
Bild 217:
Signalbegriff Hp 2 bedeutet Langsamfahrt
Bild 218: Stellwerk Hannoversch-Münden
Bild 219: Signalbegriff Hp 1 bedeutet Fahrt mit Höchstgeschwindigkeit nach Buchfahrplan/VzG (Verzeichnis der örtlich zulässigen Geschwindigkeiten).
Bild 220: Eine Bayerische S 3/6 durchfährt eine genietete Stahlbogenbrücke
Bild 221: Die Baureihe 01 erhält den Auftrag zur Langsamfahrt
Bild 222: Stumpfgleise am Bahnhof Göttingen
Bild 223: Am Bahnhof Göttingen sehen wir u.a. den Wismarer Schienenbus, Triebwagen VT 0508, auch als "Ameisenbär" bekannt
Bild 224: Der Bahnhof Göttingen mit seinen Bahnsteigen
Bild 225: Der Bahnhof Göttingen im Modell, täuschend echt! Ich musste auch zweimal hinschauen
Bild 226: Star der Schiene: Die preußische T3, ein Eigenbau aus dem Jahr 1936 ist die älteste Lokomotive des MEHEV und fährt heute immer noch!
Bild 227: Ein Foto der gesamten Anlage aus dem Jahr 1938
Bild 228: "Ja, ist denn heut' schon Weihnachten?"
Bei diesem Anblick bekommen nicht nur Kinder große leuchtende Augen. Man könnte fast meinen, manchmal bringt uns die Modelleisenbahn ein Stück „heile Welt“ zurück und unsere Träume nach Frieden werden in die Welt hineingetragen...
Das war damals nicht viel anders als heute!
Man kann allen Vereinskameraden für ihre geleistete Arbeit nur höchsten Respekt zollen. Keiner von ihnen hätte sich die weitere Entwicklung nach der ersten Anlage 1925 „unterm“ Weihnachtsbaum so vorstellen können...
Allerdings auch nicht, was sich dann ein Jahr später in Europa ereignete. Die Schrecken des Krieges will ich nicht weiter thematisieren!
Alle Interessierten können gespannt hier weiterverfolgen, wie die Zeitreise des MEHEV weiter geht...
Für heute ist meine Reise leider beendet!
Einen schönen Donnerstag wünscht allen
Andreas
P.S.: Danke Michael (Staiger und Spur1pur), Kalle (Drehscheibe) und Friedhelm (friedg) für Eure lobenden Worte. Grundsätzlich ist es immer schön, ein positives Feedback zu bekommen, was mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert
Die Bilder 209-228 wurden mir vom MEHEV freundlicherweise zur Verfügung gestellt, um sie hier im Forum zu veröffentlichen.