Hallo Zusammen,
ein neues Mammut-Projekt steht ins Haus - ich baue meinen Heimatbahnhof nach.
Viele wissen gar nicht, dass es von 1912 bis 1965 einen weiteren Bahnhof in Bergisch Gladbach gab, den Bahnhof Bergisch Gladbach PBF, angesiedelt im Ortsteil Gronau. Nach heutigen Stadtgrenzen müsste man natürlich auch noch den Bahnhof Bensberg hinzuzählen, der sogar ein eigenes Bw hatte.
Der Bahnhof Bergisch Gladbach Gronau liegt an der Strecke der Sülztalbahn, die von Köln Mülheim nach Lindlar ins Bergische Land fuhr. Der heutige Bahnhof, oder besser Endhaltestelle der S-Bahn Linie S11, war früher überwiegend Güterbahnhof. Noch heute zweigt ein Gleis von dort in Richtung Gronau ab, aber die Trasse wird nicht mehr befahren. Von Köln kommend gab es auch einen Abzweig kurz hinter dem Haltepunkt Duckterath, so dass es ein richtiges Gleisdreieck gab, welches kurz vor dem Bahnhof Gronau zusammenlief. Der Abzweig von Köln kommend wurde schon in den 1950er Jahre demontiert, so dass die letzten Jahre die Züge Kopf machen mussten, um nach Gronau zu kommen. Zu der Zeit war der alte Güterbahnhof auch schon Personenbahnhof und viele Züge endeten bereits dort. Wie auch immer, die Sülztalbahn gibt es heute nicht mehr, nur noch Teile davon werden von der RB25 Köln - Gummersbach genutzt (Overath und Rösrath).
Das Bahnhofsgebäude von Bergisch Gladbach Gronau gibt es heute immer noch und liegt an der jetzt nur noch 1-gleisigen ungenutzten Trasse. Für die damaligen Verhältnisse ist es ein ziemlich imposanter Bau, so hatte er 3 Wartesäle (1., 2. und 3. Klasse), eine obligatorische Kneipe und eine aufwändige Gepäckabfertigung und Fahrkartenverkauf. Schon vor der Schließung des Bahnhofs war in der Gepäckabfertigung ein Laden eingezogen, der Maschinen und Werkzeuge verkaufte. Nach der Schließung gab es zahlreiche Nutzungen und schlussendlich zog in den 1980er Jahren die Fachhochschule der Wirtschaft ein und ist auch bis heute dort ansässig. In den frühen 1980er Jahren, ich meine es war 1983, wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Jedoch waren zu diesem Zeitpunkt schon viele Sachen an der Fassade verändert (Haupteingang Nordfassade zugemauert, Fenster an der Südfassade neu gestaltet).
So, Geschichtsunterricht beendet und alle bitte wieder aufwachen. Sorry, aber mich fasziniert halt die Geschichte meiner Heimat ungemein und natürlich ganz besonders die Geschichte der Eisenbahn in Bergisch Gladbach.
Und genau um diesen Bahnhof geht es mir, weil ich ihn einfach nur Klasse finde. Ich hatte schon lange die Idee dieses Monstrum in Spur 1 nachzubauen, mich aber nie so ganz ran getraut - immerhin hat das Modell etwa die Maße 85 x 85 x 42cm... In den letzten Monaten wurde der Wunsch wieder präsenter und ich begann zu planen und zu recherchieren. Das gestaltete sich als sehr schwierig, obwohl es in meinem Verein schon ein selbstgebautes H0 Modell gibt:
Ein wunderschönes Modell und ca 25 Jahr alt, aber der Erbauer war nicht mehr im Verein und im Verein gab es keinerlei Pläne. Auch ein Kontakt zum Erbauer verlief negativ, er hat die Pläne auch nicht (mehr). Nächste Anlaufstation um an Pläne zu kommen:
das Stadtarchiv - nix,
das Bundesbahn-Archiv - nix
das NRW Staatsarchiv - nix
die Bauaufsicht/Bauarchiv - komme ich nicht dran, nur der Eigentümer
im Internet, nur ein paar alte schöne Bilder, ein Wikipedia Eintrag, aber keine Pläne
Am Ende habe ich den Eigentümer angeschrieben, aber kaum mit einer Resonanz gerechnet. Und siehe da, 1 Tag später hatte ich vom Leiter der FHDW eine Antwort und er war total begeistert von der Idee. Er fragte sogar was denn das H0 Modell im Verein macht? Da war ich dann ziemlich perplex... Etwa 2 Wochen später kam dann die Nachricht, "ein paar Pläne gefunden und man kann sogar einige Maße erkennen". Wieder ca 2 Wochen später haben wir dann einen Termin zur Übergabe vereinbart. Ich dachte, OK, ich bzw eine kleine Delegation des Vereins treffe(n) ihn, er gibt mir ein paar Kopien und das war's. Nichts da, er hat einen Event draus gemacht, mit Präsentation im Lehrsaal, Kaffee und Plätzchen und einer Führung durchs Gebäude. Wir hatten als coronakonformen Abstandshalter das Bahnhofsschild mitgebracht, weil wir dachten, dass wir draußen vorm Gebäude schnell die Übergabe machen und wir das als Foto festhalten wollten. Aber es lief halt anders als geplant - ein Journalist war auch anwesend und demnächst kommt wohl auch etwas in der örtlichen Presse...
Ich bekam dann Kopien und einen USB Stick mit dem Grundriss von 1980, sowie 2 Ansichten der Nord- und Ostfassade von 1910, die Ansichten leider ohne Vermaßung. Aber immerhin ein guter Anfang!
Wir haben dann noch eine Anfrage in Facebook "Nettwerk Bergisch Gladbach" gestartet und da haben sich dann sogar Zeitzeugen gemeldet, sowie ein Mitglied des Geschichtsvereins aus Bergisch Gladbach. Er hatte mal einen Artikel über den Bahnhof geschrieben. Und wieder ein paar Puzzelteil mehr..
Dann tauchten noch 2 Schnittzeichnungen von 1910 auf
Nun aber ein paar Zeilen zu der Umsetzung als Modell. Ich plane einen Mix verschiedener Baumethoden, CNC Fräsen, 3D Druck, Lasercut und klassischer Modellbau und ich habe mir mal 1 Jahr Zeit gegeben. Ich denke, am längsten werden die Recherchen und die CAD Konstruktion dauern. Erschwerend kommt noch hinzu, dass am Gebäude einige Ornamente sind. die ich gerne umsetzen möchte, weil man sie in 1:32 deutlich erkennen kann.
Hier gibt es zum Glück inzwischen eine Lösung, die Photogrammetrie. Mit dieser Methode macht man ganz viele Fotos von dem Objekt aus zig verschiedenen Blickwinkeln und eine Software errechnet daraus ein druckfähiges 3D Modell.
Da ich auch an das Gewicht denken muss, wird das Dach wahrscheinlich in der Grundform aus Styrodur geschnitten, die Schieferplatten kommen dann separat drauf. Die Wände im EG werden wahrscheinlich aus MDF oder Styrodur, da muss ich mal testen, wie stabil die Materialien sind. Die Wandstärke ist in Außen 50cm in echt, also in 1:32 1,56cm, gerundet 1,5cm. Fensterahmen, Türen usw weiß ich noch nicht, das hängt davon ab, wie detailliert sie sind. Apropos Schieferplatten, ein riesiges Dach mit Schiefer eingedeckt und teilweise die Fassade auch und es gibt da nichts zu kaufen. Die Schieferplatten werde ich wohl oder übel aus Tonpapier lasern und einzeln kleben müssen...
Jetzt sammle ich schon mal Ideen für die Einrichtung der Kneipe, Fahrkartenschalter, Ladeneinrichtung, Wartesäle und und und
Zum Schluss zeige ich noch einen Screenshot meine CAD Arbeiten vom EG. Ich habe für euch mal reingeschrieben, was, wo ist - zumindest soweit mir bekannt. Es gibt noch einige Räume, die ich in der Funktion noch nicht zuordnen kann. Meine Fortschritte in CAD sind noch etwas holprig, da ich erst seit 1 Woche mit CAD arbeite. Vorher hatte ich mit so einer Software noch nie Kontakt und es hat eine Weile gedauert, bis ich mit so einem Programm grob klar gekommen bin. Wobei die schlimmsten Sachen fehlen ja noch, das sehr komplizierte Dach. Aber bis dahin übe ich noch ein wenig...
Das war's für heute - wird fortgesetzt...
Viele Grüße
Martin