Sie sind nicht angemeldet.

  • »michel« ist ein verifizierter Benutzer
  • »michel« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 578

Wohnort: Nordhessen

Beruf: Kreativhobbyist

  • Nachricht senden

1

Sonntag, 6. Dezember 2020, 00:51

Empfangsgebäude Wilhelmshaven – hier wird Stückgut umgeladen

Moin, Jungs,

der nächste und letzte Anbau am Bahnhofsgebäude in Wilhelmshaven war der Part mit Bahnhofsrestaurant und Güterschuppen. Hier musste ich gegenüber dem Vorbild einen Kompromiss eingehen, denn dort waren dies zwei Gebäudeteile. Ich hatte aber nur Platz für einen Anbau, musste also beide Teile zusammenfassen, wobei auch straßenseitig eine Rampe für Lkw benötigt wurde.

Ich entschied mich dafür, das Restaurant zu verkürzen, während gleisseitig die dortige Schuppenwand in voller Länge gebaut werden sollte.

Zunächst erstellte ich auf der Anlage die Ladekante am Gleis 3a. Für die Bodenplatte des Anbaus ermittelte ich eine Höhe von 52 mm über der Holzoberfläche der Segmente. Als Untergrund wählte ich daher 50 mm dickes Styrodur, welches an der Unterseite noch eine Schicht aus 2 mm dickem Kork erhielt. Da dieser Unterbau über mehrere Segmente verlief, wurde für jedes Segment ein passendes Stück zurecht geschnitten und aufklebt.

Auch die Ladekante wurde in drei Teile aufgeteilt und am Unterbau und an der Holzoberfläche verklebt.

Aus PVC Kunststoffplatten wurde dann wieder die erforderliche Grundplatte hergestellt.

An der gleisseitigen Gebäudewand befanden sich drei Tore. Zwei davon wollte ich beweglich gestalten. Die dafür benötigten Scharniere fertigte ich selber aus Messing an. Die Scharnierzapfen auf Messingprofil klebte ich in Ausschnitte in der Kunststoffwand (Bild 1). Die Bandlaschen mit angelötetem Messingröhrchen wurden mit den Toren verklebt. Nach meinen Vorbildfotos musste es sich um Metalltore gehandelt haben, so dass die Bänder wohl direkt mit den Toren verschweißt waren - zumindest bei mir im Modell.

Die Tore wurden auf die Zapfen gesteckt. Das mittlere Scharnier wurde als funktionsloser Dummy geplant, dadurch wurde das aufstecken erleichtert.

Die Torflügel entstanden aus einem Millimeter starkem Polystyrol, als Fenster wurden Fenster aus meinem ersten Empfangsgebäude verwendet (Bild 2).

Bild 3 zeigt eine Nahaufnahme zweier Tore. Eins der Tore ist nur ein Dummy, nicht zu öffnen und nur mit Bändern und Scharnieren aus Polystyrol beklebt. Das andere Tor besteht aus zwei Flügeln, die mittleren Bänder und Scharniere sind ebenfalls Dummys aus Polystyrol.

Bild 4 zeigt eines der Tore im geöffneten Zustand.

An der Stirnseite des Gebäudes und straßenseitig wurden ebenfalls Tore vorgesehen, allerdings handelte es sich hierbei um Holztore, die zudem nach Innen zu öffnen waren.

Erstellt wurden diese Tore aus 0,75 mm starkem Polystyrol, auf das eine Schicht dünnes Balsaholz geklebt wurde, in das die Bretterfugen eingeritzt wurden. Da die Tore nach innen aufgingen, verzichtete ich auf die Nachbildung der Scharniere, sondern klebte sie mit einem schmalen Papierstreifen an der Wand fest, so dass sie beweglich waren (Bild 5). Für die dauerhafte Positionshaltung Auf/Zu klebte ich dann noch jeweils kleine Polystyrolstücke unten an den Sturz beziehungsweise im Inneren auf den Boden, praktisch eine Art Keil zur Arretierung (Bild 6).

Um die straßenseitige Wand genau anzupassen, stellte ich die angefertigten Teile Ende März im Eisenbahnraum mal auf den angefertigten Styroduruntergrund (Bild 7 und Acht).

Bei dieser Gelegenheit überprüfte ich auch gleich, ob die von mir vorgesehene straßenseitige Höhe der Ladekante von 1,1 Meter eingehalten wurde. Bild 9 und 10 zeigen die Ladekanten des Güterbodens im Vergleich, gedeckte Güterwagen und ein Magirus dienen als Prüffahrzeuge. Das noch fehlende Fundament der Straße wird durch ein Stück Styropor entsprechender Höhe simuliert.

Nach der durchgeführten Aufstellung auf der Anlage konnte die dritte Wand fertig gestellt werden. Wände und Bodenplatte wurden nun verklebt, allerdings waren vorher von der Bodenplatte die Rampenstücke mit dem Cutter abgetrennt worden, wobei auch bei den innen liegenden Torflügeln die sichtbaren Teile am Rampenstück verblieben. Diese Rampenteile wurden gemäß der Aufteilung des Unterbaus pro Segment ebenfalls geteilt und fest auf der Anlage beziehungsweise dem entsprechendem Segment verklebt.

Zur weiteren Stabilisierung des Gebäudes wurde noch eine Zwischenwand eingezogen (Bild 11). Alle anderen Innereien sollten erst im Zuge des Innenausbaus folgen.

Nun konnte ich auch die noch letzte fehlende Wand am Bahnsteig mit der Bahnsteigüberdachung anfertigen. Da die Streben der Überdachung in diese Wand hineingesteckt werden sollten, war zunächst die Frage der Wandbefestigung zu klären: am Anbau oder an der Überdachung.

Bei einer Befestigung am Anbau würde es Probleme geben beim Aufstellen des Gebäudes, da in diesem Fall die für die Längsstreben in der Wand benötigten fünf Löcher genau zu treffen waren.

Bild 12 zeigt die Wand, um die es geht. Aber ist sie nun an der Schuppenwand oder am Bahnsteigvordach befestigt?

Ich hatte mich für die Befestigung am Vordach entschieden, was auch wegen der Beleuchtungskabel effektiver erschien.

Mit Hilfe einer Papierschablone gelang es mir, in die Kunststoffwand an den vorgesehenen Stellen entsprechende Öffnungen hinein zu schneiden. Auch die beiden Kabel für die Beleuchtung am Vordach wurden dabei berücksichtigt.

Die Bilder 13 und 14 zeigen das auf dem Rücken liegende Bahnsteigvordach mit der daran befestigten Güterschuppenwand.

Bei Bild 15 ist das Dach mit der Wand wieder vor dem Empfangsgebäude aufgestellt. Die Löcher, in die die Dachstreben eingeklebt wurden, sind noch zusätzlich mit Holzspachtel verfüllt worden. Die Kabel für die Beleuchtung sind ebenfalls durch die Löcher nach innen und von dort nach unten unter die Anlage zum Lichtanschluss geführt. Und zusätzlich wurde ein Eckpfeiler rechts am Mauerende angebracht. Hier wurde die Schuppenwand des abnehmbaren Anbaus eingeschoben, siehe Bild 12.

Weiter gings mit dem Dach des Güterschuppens. Wie weit sollte das Dach überstehen? Normalerweise würde es bis über das Gleis reichen, um ein trockenes Be- und Entladen auch bei norddeutschem Schietwedder zu ermöglichen. Bevor ich die beiden Dachhälften endgültig zuschnitt, machte ich erstmal eine optische Stellprobe mit einem solchen Überstand (Bild 16).

Das Problem an der Sache war, das der Anbau am Empfangsgebäude beim Original gar nicht als Güterschuppen verwendet worden war und daher auf Höhe des Personenbahnsteigs stand und die Dachkante kurz hinter der Wand ihr Ende fand (Bild 17).

Nach einigen optischen Eindrücken von allen drei Seiten des Anbaus entschied ich mich, das Dach nur ein kurzes Stück überstehen zu lassen (Bild 18). Falls sich ein Mitarbeiter des Güterbodens beschweren sollte, könnten ja noch an den Wänden über den Toren Vordächer aus Wellblech angebaut werden.

Auch an den beiden anderen Seiten gab es nur einen kurzen Dachüberstand. Dabei war auch der Bereich vor der Bahnhofsgaststätte mit in die Überlegungen einzubeziehen (Bild 19).

Auf Bild 20 ist nicht nur der Straßenbelag fertig, auch das Dach mit Nachbildung der Dachpappe und der Übergang zum Gleis und der noch fehlende Schotter am Gleis vor der Rampe sind erstellt.

Es fehlen noch einige Kleinigkeiten, die ich noch anfertigen muss, aber jetzt war erstmal der Bürgersteig vorm Gebäudeeingang und die Terrasse der Bahnhofsgaststätte dran. Davon gibt es nächsten Sonntag mehr.

Gruß

Der Michel
»michel« hat folgende Bilder angehängt:
  • 1.JPG
  • 2.JPG
  • 3.JPG
  • 4.JPG
  • 5.JPG
  • 6.JPG
  • 7.JPG
  • 8.JPG
  • 9.JPG
  • 10.JPG
  • 11.JPG
  • 12.JPG
  • 13.JPG
  • 14.JPG
  • 15.JPG
  • 16.JPG
  • 17.JPG
  • 18.JPG
  • 19.JPG
  • 20.JPG

  • »kingotti« ist ein verifizierter Benutzer

Beiträge: 402

Wohnort: Kreis MYK

Beruf: Eisenbahner im Ruhestand

  • Nachricht senden

2

Sonntag, 6. Dezember 2020, 08:35

Sh2 - Sh0

Hallo Michel,

ich verfolge deine Bauberichte immer mit großem Interesse und bin fasziniert von deinen Fähigkeiten.
Wie bereits von vielen geschrieben, freue ich mich ganz besonders auf das angekündigte Video.

Da du zur Perfektion neigst, möchte ich mir erlauben, dich auf einen Fehler in deiner Signalisierung hinzuweisen:
Der Prellbock am Bahnsteig trägt eine Sh2-Scheibe - vollkommen korrekt, da es sich hier um ein Einfahrgleis handelt.
Die Prellböcke in den daneben liegenden Gleise müssten eine Sh0-Scheibe tragen, da hier keine planmäßigen Zugfahrten stattfinden.
Ich kenne zwar den Bf nicht, aber das Rampengleis an der Güterabfertigung war mit Sicherheit kein Einfahrgleis.

Wünsche noch einen besinnlichen 2. Advent
Otmar
IG Spur 1 Mittelrhein

  • »Manufaktur-FT« ist ein verifizierter Benutzer

Beiträge: 176

Wohnort: Lippstadt

Beruf: Software-Ingenieur

  • Nachricht senden

3

Sonntag, 6. Dezember 2020, 08:47

Tausend Dank für den interessanten und toll bebilderten Baubericht.
Ist ja riesig !
Und zwar in doppelter Bedeutung:
Zum einen ist das Modell ja schon ein großer Brocken. Da passte manche Spur-N Anfängerbahn, die unter‘m Weihnachtsbaum stand, ja schon in den Güterschuppen.
Zum anderen ist die Arbeitstechnik, der dabei an den Tag gelegte Tatendrang und das Teilhabenlassen hier im Forum wirklich riesig.
Ganz großes Kompliment - wirklich supertolles Bauprojekt.

Genial finde ich die Idee, die Tore nur teilweise zum Öffnen zu gestalten - spart Zeit bei der Umsetzung und für den Gesamteindruck ist es in keiner Weise schädlich.
Ist vielleicht auch eine Anregung für den Waggonselbstbau - reicht doch aus, wenn eine Tür zu öffnen geht, die andere(n) als Dummy, und schon einiges an Bastelaufwand gespart. Oder bei einem Otmm - zwei Drehschieber mit Funktion, zwei fixiert als Dummy - könnte den Bastelaufwand reduzieren.

In diesem Sinne wünsche ich einen bastelreichen Nikolaustag.
MANUFAKTUR FT Modellkartons und mehr ...
Franz Thiele
(www.ManufakturFT.de )

Beiträge: 576

Wohnort: Niederrhein

Beruf: Ehemaliger Wissenschaftlicher Angestellter - Jetzt Zeitgenießer

  • Nachricht senden

4

Sonntag, 6. Dezember 2020, 10:53

Guten Morgen Michel,

das nenne ich doch einfach mal Modellbau. Absolut Spitze, was ich da sehe. Gefällt mir total gut und das bezieht sich nicht nur auf den Bahnhof Wilhelmshaven, sondern auch auf all das, was man so im Hintergrund sehen kann. Weiterhin soviel Spaß und Freude am Bauen, wie bisher.

Viele Grüße

Michael

  • »michel« ist ein verifizierter Benutzer
  • »michel« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 578

Wohnort: Nordhessen

Beruf: Kreativhobbyist

  • Nachricht senden

5

Sonntag, 6. Dezember 2020, 11:08

Sh2 Scheiben

Moin, Otmar,

wenn Du Dir die Vorbildaufnahme Bild 17 anschaust, erkennst Du auf dem Prellbock die Rückseite einer Sh2 Scheibe. Die Gleise wurden alle als Einfahrgleise genutzt, so dass hier jeder Prellbock eine Sh2 Scheibe hatte. Das wollte ich gerne nachbilden, auch wenn das Gleis ganz links auf Bild 16 tatsächlich kein Einfahrgleis ist in meinem Modellbahnhof. Und das Gleis 3 vorm Güterschuppen wird auch nur zum Umsetzen von Loks verwendet, einfahren tut hier tatsächlich nie ein Zug.

Gruß

Der Michel

6

Sonntag, 6. Dezember 2020, 11:43

Hello Michel,


Sehr realistisch
+
Große Arbeit
=
Herzliche Glückwünsche!Un caro saluto
Gabriele

  • »michel« ist ein verifizierter Benutzer
  • »michel« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 578

Wohnort: Nordhessen

Beruf: Kreativhobbyist

  • Nachricht senden

7

Sonntag, 6. Dezember 2020, 19:55

Der Michel und das Dummy-Tor

Moin,

Wie kommt man auf die Idee mit einem Dummy-Tor? Ich zitiere mich mal selber aus dem obigen Baubericht: „An der gleisseitigen Gebäudewand befanden sich drei Tore. Zwei davon wollte ich beweglich gestalten“.

Das ist natürlich glatt gelogen, ich wollte alle drei Tore mit beweglichen Torflügeln gestalten!

Dazu im Anhang Bild 21, welches den Blick aus Bild 8 von der anderen Seite zeigt.

Die graue Giebelwand als Übergang zum Hauptgebäude war für die Planung des gesamten Güterschuppens enorm wichtig, da hier die Werte über den Abstand zum Gebäudezugang, der Rampenbreite an der Gleisseite und der Firsthöhe aufgrund von Vorbildfotos ihre Umsetzung fanden. Davon leitetet sich dann der Rest ab. Diese Giebelwand war schon lange vor dem Baubeginn als Pappschablone vorhanden gewesen und als ich nun mit der ersten Wand im Keller anfing (siehe Bild 2) irgendwie in Vergessenheit geraten.

Die Positionen der drei Tore an der Wand plante ich nach Augenmaß, so dass es passend wirkte. Erst, als ich alles zusammenkleben wollte, entdeckte ich, das die Wand genau in einer Toröffnung endete! (Bild 22 und 23). :wallbash:

Und so entstand das Dummy-Tor …. :S

Gruß

Der Michel
»michel« hat folgende Bilder angehängt:
  • 21.JPG
  • 22.JPG
  • 23.JPG