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  • »MaKo« ist der Autor dieses Themas

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1

Montag, 28. September 2020, 14:26

Alterung in 3D

Da sich für mich das Altern von Wagen nicht nur auf farbliche Arbeiten beschränkt, bzw. deren Wirkung erst durch entsprechende Vorarbeit richtig zur Geltung kommt,


hier ein paar Beispiele.
Bild 1 Holzgravur und Kratzer an einem VerschlagwagenBild 2 "Futterklappen" Farbabrieb an einem Verschlagwagen
Bild 3 Holzgravur Tür eines G10
Bild 4 Dachbelegung
Kommentare durchaus erwünscht.
LG MaKo
»MaKo« hat folgende Bilder angehängt:
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MAnfred KOhnz

MA KO Modellbau
Modellbaufachversand
Auftragsmodellbau / Figurenbemalung

2

Montag, 28. September 2020, 16:44

Vorbereitung zur Alterung

Das halte ich für einen ganz wichtigen Gesichtspunkt:
Bevor ein Modell gealtert wird, oder zum Altern weggegeben wird, müssen unbedingt alle Vorarbeiten erledigt werden.
Beispiele sind Anbringen von passenden Zettelkästen, Bremsschläuchen, Ergänzungen der Bremsanlage, Griffstangen und Griffstangenansätze.
Tausch der Achsen?
Nachbildung einer bestimmten Bauform des Wagendaches?
Verstärkungen des Wagenkastens?
Darstellung von Reperaturstellen?
(die Bücher und Hefte von Stefan Carstens sind da eine quasi unerschöpfbare Quelle an vorbildbasierten Ideen)

Nacharbeiten des Wagenkastens:
Besonders beim Verschlagwagen von Hübner/Märklin bestehen optisch "eindrucksvolle" Schrägen zur Entformung.
Bevor mann eine Inneneinrichtung montiert (Doppelstockwagen mit Trenngattern) sollte man die mit einer passenden Schlüsselfeile rechteckig feilen.
Ein wichtiges Thema ist die Holzmaserung.
Je nach Epoche sollte der viel mehr Augenmerk zugewandt werden.
So lange die Wagen regelmäßig unterhalten wurden, gab es praktisch keine Holzmaserung zu sehen. Die Bretterfugen waren sehr zierlich. Schießlich sollte der Wagen dicht sein.

Da heißt also Spachteln ohne Ende (gröbstes Beispiel ist der Hübner/Märklin Oppeln) oder wenn möglich Ausweichen auf ein Messing-Modell.
Gleiches gilt für Trittbretter an Loks und Personenwagen. Die Gravierungen bei Messingfahrzeugen gleichen da eher topografischen Höhenlinien als maßstäblichen Holzmaserungen

Im Zweiten Weltkrieg und unmittelbar danauch, aber auch bei Modellen des Arbeitsvorrates einer Museumbahn, darf dagegen die Struktur deutlicher zu sehen sein, oder sogar Bretter fehlen.
Entsprechendes gilt für Blechgüterwagen in später Epoche 4 und folgeden, wenn die dann schon "abgefahren" sind.
In Epoche 3a dagegen waren die auf der Höhe der Fahrzeugunterhaltung.

Verwittern ist etwas tolles.
Leider wurde das aber erstmals dem breiten Publikum auf einer Messeanlage von LGB nähergebracht.
Der Erbauer, Malcolm Furlow, war ein Künstler seines Gebietes. Vermutlich wollten die Auftraggeber eine Überspitzung der Realität.
Das führte dazu, dass ein zur Vorbildzeit noch nicht gebautes Auto im Fluss vor sich hinrostete. Das war zumindest für mich der wichtgste Eindruck, den ich mit nach Hause nahm.


Je früher die Epoche, um so weniger Betriebsspuren findet man.
Zeit hat fast nichts gekostet - im Verhältnis zu Loks, Wagen, Gebäuden usw.



Der Begriff 3D-Alterung ist eigentlich von der Veritterung mit Farben und Pigmenten in mehreren Lagen besetzt.
Das geht sehr gut mit dem Pigmentset, den Kremer für mich zusammenstellt, in Verbindung mit sehr matten Klarlack als Zwischenschicht.

Becasse verwendet den Begriff sehr ähnlich, schon seit er mit seinen Verwitterungen auf dem Markt ist.



Viele Grüße

Klaus Holl

Gerald

Gerald

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3

Dienstag, 29. September 2020, 12:59

In Ergänzung zum Post von Klaus:

Der Begriff 3D-ALterung oder 3D-Patinierung wurde meines Wissens erstmalig Ende 2010/Anfang 2011 von Uwe Römer (Noblerod) und mir geprägt und verbreitet.
Nicht, dass ich/wir da jetzt ein Patent auf den Begriff hätten oder wollen ..., nur manchmal ist es halt interessant, wie so die Historie war. Auch Edison hat nicht wirklich die Glühbirne erfunden. ;)

Damals war es bei vielen Spur-1ern total verpönt, seine Modelle zu "verschandeln". Man sprach von Wertverlust und Schmierei.
Es gab einige wenige Profis, wie z.B. Axel Henkenjohann, dessen Werke auch in vielen Publikationen zu finden waren. Fand man schön, aber selber ein Modell "opfern"?

Ich lernte, glaube in 2005, Uwe kennen und bestaunte seine Patinierungen auf anderen Gebieten (Military, Modellbahn anderer Spurweiten, Flugzeuge, Landmaschinen, ...). Es entstand so etwas wie eine Freundschaft und ich nahm meinen Mut zusammen und liess ihn einen Wagen patinieren.
Es folgten weitere Aufträge über Modellautos und schliesslich auch Loks.
Ich war ein kritischer Kunde, hatte immer etwas zu "meckern". Wir sprachen über jedes Detail. Ich versorgte ihn mit Bildern und Belehrungen, wie bei der Eisenbahn Dreck entsteht. Wenn doch nunmal der Regen von oben nach unten fällt und Läufer hauptsächlich in den Kanten zu finden sind, muss das auch beim Modell so nachgestellt werden.
Es gibt nicht nur eine Farbe Rost, sondern unzählige Nuancen, Fett und Schmiere mit Bremsstaub sieht anders aus als Pufferfett, usw., usw.

So entstand der Begriff 3D-Patinierung, weil Uwe sukzessive die Farb-, Pigment- und Staubschichten so auftrug wie sie beim Original entstehen. (http://www.spur-1.eu/3._Dimension.html)

Schliesslich gab es ein grösseres Projekt. Meine 50er Kab sollte er wirklich schäbig machen, so wie die Maschinen am Ende ihrer Laufbahn durch den Pott fuhren - ungepflegte und geschundene Arbeitstiere.
Es entstand die Idee, jeden einzelnen Schritt abzulichten, zu dokumentieren und eine Art Gebrauchsanleitung zu erstellen.
Ich berichtete darüber in meinem damaligen, wöchentlichen Spur-1-Blog, welcher weltweit Beachtung fand.
Auch war das die Hochzeit der Modultreffen und zunehmend konnte man mehr Modellbahner mit versifften Modellen antreffen.
Es gab immer mehr Künstler (innen kenne ich keine), welche solche Arbeiten auch im Auftrag ausführ(t)en.

Für mich persönlich ist das eine tolle Entwicklung. Ich mag keine schachtelneuen Modelle ansehen. Täglich sehe ich Eisenbahn im wahren Leben und dort ist ein Fahrzeug schon nach seiner Überführung aus dem Werk oder nach einer neuen Frist nicht mehr sauber.
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

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