„Tach Burkhard!“. Der Kollege in der Lokleitung Wuppertal-Steinbeck begrüßt Burkhard V. (Name ist der Redaktion bekannt), als er nachmittags zur Spätschicht erscheint. „Hallo, wat haste denn heute für uns?“ antwortet dieser. Burkhard ist seit seiner Lehrzeit bei der Bahn und seit einiger Zeit als Lokführer beim Bw Wuppertal-Steinbeck tätig.
„ heute keine Überraschung: Üg 67002 nach Küllenhahn. Oder doch. Aber das kann Dir Dein Rangierer erzählen.“
Burkhard bekommt Schlüssel und Papiere und macht sich auf den Weg in die Lokhalle von Steinbeck. 260 und 212 wo man nur hinschaut. Heute wird er die 260 568-1 fahren, die noch warm von der Frühschicht vor der Halle steht.
Kurzer Check aller Betriebsmittelstände, Rundgang um die Lok. Vor allem die Sandkästen müssen auf dem Weg nach Wuppertal-Küllenhahn immer voll sein. Schließlich geht’s 1:40 hinauf und zurück sollte man auf gute Bremswirkung bedacht sein. Kurzes Vorglühen, dann geben die 12 Zylinder des Maybachs vernehmlich Laut. Burkhard meldet sich über Rangierfunk beim Rangierleiter auf dem Stellwerk R2: „Düddeldi düddeldi düt, krrck….Hier Lok für Üg67002 in Gleis 83. Ich muß na Gleis 73 mein Zuch übanehmn. Krrck“ „Mensch Burkhard, alte Socke, bist Du dat? Kein Problem, mach’ ich fertich. Komm ma voa bis meine Hütte, ich geb’ Dir dann Zeichen“. Burkhard schaut, ob die ortsgestellten Weichen richtig liegen, lässt die 260 anrollen und kommt mit leisem Knurren vor dem Stellwerk R2 zum Stehen. Der Rangierleiter steht schon am Fenster: „ Dä Kollege is schon daa. Kannze gleich rübafahn“ Er macht eine Bewegung waagrecht mit der Hand. Burkhard nickt zum Zeichen, dass er verstanden hat und gibt noch mal kurz Füllung. Der Weg ist nicht weit, er sieht schon seinen Rangierer am Pwg stehen und winken. Mit einem leisen „pöff“ stoßen die Puffer von Lok und Pwg aneinander, der Rangierer wirft den Kupplungsbügel über den Haken „klöter“, verbindet die Schläuche, öffnet die Bremshähne und dreht die Kupplung an. Sie verständigen sich per Zeichen für die erforderliche Bremsprobe. „Wir können sofort los, wenn wir wollen“ ruft er Burkhard beim raufklettern auf die Lok zu. Es ist halt doch schöner, wenn man zu zweit auf der Lok fährt; der Pwg ist halt nur zum Mitführen von „notwendigen Utensilien“ mit am Zug. Diesmal wählt Burkhard einen anderen Kanal auf dem Rangierfunk um den Zugleiter auf Ef, dem großen Zentralstellwerk in Wuppertal-Elberfeld zu erreichen: „Diddeldi Düt, Krrck, - - Hier Üg67002 in Gleis 73. Wir sinn dann fetich füa die Faht na Küllenhahn, Krrck“ „Hier Zugleiter Elberfeld. Verstanden. Üg67002 darf bis Küllenhahn. Ausfahrt auf Signal P23.“ Auf P23 kommt schon das Hp2 und Burkhard lässt sein „Dreirad“ antraben. Es geht über etliche Weichen in das Richtungsgleis Wuppertal-Cronenberg und dann fängt auch schon die 1:40 Steigung an. Burkhard gibt ordentlich Füllung, aber mehr als 50 darf er sowieso nicht auf dem „Samba“.
„Wat ham wia denn heute dran? Dat waan doch nua enn paa Wagen, warum is dat denn so schwea?“ Sein Rangierer schaut in die Wagenpapiere und zählt auf: „na, da sinn enn paa Wagen füa Ernenputsch, leere Fz füa Triches, aber hiea, dä Ks Wagen, da is enn bisken Gewicht drauf.“
„Komisch, een Wagen und dann so schwea?“
Mittlerweile sind sie in Boltenholz angekommen. Sie stellen einen leeren E-Wagen für die Forstverwaltung Burgholz zu.
„Ich muß mir ma den Ks Wagen ankucken. Dat gibbet doch gaa nich!“ Burkhard klettert auf die Bühne von Pwg und schaut rüber auf die Ladefläche des Kbs. „ Hhm, enn paa Stangen un so komische Blöcke. Sinn die aus Gold?“ „Nää, dann wär hier bestimmt die Polizei mitgefaahn!“.
„Los komm!“ hört er seinen Rangierer, „wia müssn weita. Sonns blockieren wia die Strecke unnötich lang!“
Gut, Burkhard klettert wieder auf seine Lok und lässt die Fuhre weiter bergauf fahren. Es geht nicht mehr so steil aufwärts und ruck-zuck sind sie in Wuppertal-Küllenhahn. Dort empfängt sie der örtliche Aufsichtsbeamte einigermaßen aufgeregt: „los Leute! Macht mal hinne! Der Ks Wagen soll sofort an die Rampe hier vorm Güterschuppen. Ich hab schon nen Anruf gekriegt, wo denn die Ladung bleibt. Davor sollen aber noch die Wagen mit dem Stückgut!“
Na, denn! Burkhard und sein Rangierer sind ein eingespieltes Team und so stehen die Wagen nach wenigen Bewegungen an ihren befohlenen Platz.
Nun nehmen Burkhard und sein Rangierer aber die merkwürdige Ladung auf dem Kbs Wagen erstmal von der Rampe aus in Augenschein.
„kumma hiä, da steht sogaa wat drauf!“ „Jau, VK Zwölf kann ich entziffern. Un die Stangen da kommen mir irgendwie bekannt vor.“ „Genau. Un hier steht: Ws6-68. Wat soll dat denn sein?“
Kaum sind die beiden in ihren Betrachtungen vertieft, kommt auch der öA wieder an. „Ihr müsst mir bitte noch den Bahnhof aufräumen! Die Jungs gestern haben dat nich so ordentlich gemacht“. Also gut, an die Arbeit: beladene Wagen vom Vortag einsammeln und zusammenstellen, die neuen Leerwagen so platzieren, dass sie gut beladen werden können. Und dann noch die beladenen Tims unter den Kran fahren. Dazwischen noch mal einen Schienenbus kreuzen lassen.
Nach gefühlten anderthalb Stunden ist alles soweit und die Rücktour kann beginnen. Kurz noch die Fahrt zurück nach Steinbeck beim Zugleiter anmelden: „Diddeldidütt, Krrck. . . Üg67003 in Küllenhahn. Daaf Üg67003 nach Steinbeck? Krrck“ „Krrck. . Hier Zugleiter Elberfeld. Üg67003 darf bis Wuppertal-Steinbeck. Krrck“ „Verstanden! Wiederhole: Üg67003 nach Steinbeck“ „Richtig“ Diesmal ist Burkhard nicht so lax mit seinen Meldungen. Es geht schließlich wieder in Richtung „große, weite Welt“ und da ist ein bisschen mehr Verkehr als auf dem Samba!
„schöön’n Feiaabnd!“ rufen Sie noch zum öA und Burkhard braucht nur einmal kurz beschleunigen. Zurück geht es nur bergab und er braucht nur den Geschwindigkeitsmesser im Auge behalten.
Zurück in Steinbeck werden die Wagen im Aufstellgleis abgehängt und dann auf ihre weiteren Ziele verteilt. So geht diese Schicht auch zu Ende und die „merkwürdige“ Fracht ist schon vergessen…
Fortsetzung folgt…