Hallo Modellbauer,
ohne hier zu sehr ins Detail zu gehen, möchte ich hier ein paar Tipps geben, wie sich Fehler beim Fräsen vermeiden lassen.
Sicher gibt es ausreichend Zerspanungsforen im Netz. Nur ist es mitunter sehr zeitaufwändig, sich die passenden Informationen zusammenzusuchen. Ich habe hier versucht, die wichtigsten Informationen zusammenzutragen, um schnell gute Ergebnisse zu erzielen.
Fehler beim Fräsen, heisst in erster Linie vorzeitige Zerstörung von Fräsern durch falsche Anwendung, in zweiter Linie unsaubere Oberflächen.
Ich werde hier auch einige Produkte vorstellen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Das bedeutet aber nicht, das es nicht andere Produkte gibt, die genauso gut geeignet sind.
Auswahl des Rohmaterials:
Bitte verwenden Sie unter allen Umständen Messing in Fräsqualität. ( Automatenmessing )
Das ist nach alter Bezeichnung Ms58 , heutzutage z.B.CuZn39Pb3 ( CW614N ), CuZn40Pb2 ( CW617N ) oder CuZn39Pb2 ( CW612N )
Der Bleizusatz von 2-3% ist zuständig für die gute Zerspanbarkeit. Ohne diesen Bleizusatz ist Messing ( z.B. Ms 63 ) teigig und der Fräser drückt sich eher durch das Material, als das er sich durchschneidet.
( Erkennbar an starker Gratbildung. )
Ich beziehe mein Rohmaterial gerne bei
Peter Fiedler. Dort gibt es nicht nur Bleche, sondern auch eine große Auswahl an Profilen. Seine Stärke sind Kleinmengen und günstige Versandkosten.
Blech in Ms58 gibt es leider nicht in allen für uns sinnvollen Stärken. Die passende Stärke wird durch Umarbeitung der nächst größeren Blechstärke erreicht. Letztendlich kann man auf diese Weise auch Blechstärken erzeugen, die so nicht angeboten werden.
Zum Planfräsen brauch man nicht unbedingt einen Messerkopf, mit einem 6 oder 10 mm-Fräser kann man auch größere Flächen ziemlich flott runterschruppen.
Auswahl des Fräsers:
Um zu kurzen Bearbeitungszeiten zu kommen sollte man Vollhartmetallfräser ( VHM ) verwenden. In erster Linie werden im Modellbau Bleche gefräst, das heisst Außen- und Innenkonturen. Was man dafür benötigt sind Bohrnutenfräser. Es gibt Fräser die besonders gut für die Bearbeitung von Messing geeignet sind, wie z.B. der
Gühring 3684 . Da Messing im Modellbau in erster Linie trocken gefräst wird, sollte der Fräser dafür auch geeignet sein. z.B.
Hoffmann 202266 . Die Gühring-Fräser gibt es auch in 0.3 und 0.4 mm. Der Hoffmann-Fräser ist explizit für trockenfräsen geeignet. Zudem ist er günstiger und einfacher und schneller zu erhalten. ( über den Hoffmann-Webshop )
Aufspannen von Blechen:
Sehr gute Erfahrungen habe ich mit dem Transferkleber Gudy 870 gemacht, mit dem ich die Bleche auf Reststücke aus Laminatbrettern aufziehe. Sind die, zu fräsenden Teile sehr klein, gibt es die Möglichkeit die Zustelltiefe und den Vorschub zu reduzieren, um zu vermeiden, dass der Fräser das Teil aus der Position herausdrückt. ( Sollte das nicht ausreichen, gibt es immer noch die Möglichkeit, 2 Bleche aufeinander zu löten. Dann fällt allerdings evtl. erheblicher Aufwand mit dem Versäubern an )
Aufspannen von Profilen:
Oft muss man käufliche Profile aus Ms58 bearbeiten. ( Winkel, U-Profile ). Zum Aufspannen erwende ich folgenden Trick:
Ich klebe einen längeren Blechrest ( z.B. aus 0.5er Blech ) auf einen Laminatrest auf und fräse erst einmal eine saubere Blechkante in x-Richtung.
An diese Kante wird das zu fräsende Profil dann sauber winklig angelötet. Das geht auch mit kurzen Stücken, die zur weiteren Bearbeitung nochmal gewendet werden müssen.
Nicht vergessen..... das Profil sollte vor dem Auflöten noch gerichtet werden.
Massive Messingklötze werden meist im Schraubstock gespannt.
Frästiefe:
Idealerweise sollte so tief gefräst werden, dass der Fräser genau im Transferkleber läuft.
Ein tieferes Fräsen reduziert nur die Standzeit des Fräsers.
Zustelltiefe:
Hier gilt .... lieber mehrere Durchgänge, als zu wenige.
Gerade bei kleinen Teilen ist es wichtig den Druck des Fräsers auf das Teil zumindest im letzten Durchgang zu reduzieren, wenn nur noch der Transferkleber das Teil in Position hält.
Fräserdurchmesser:
Für größere Blechteile verwende ich gerne den 1.0 mm-Fräser. Der ist schon relativ stabil und das Fräsen geht ziemlich flott.
Es gibt aber auch Fälle, wo dünnere Fräser angesagt sind.
Das sind kleine Innenradien am Teil oder eben sehr kleine Teile auch aus dickerem Blech.
Schnittdaten:
Ich habe hier mal einen sehr guten Schnittdatenrechner verlinkt, den man sich auf Frank Lohwassers Homepage runterladen kann.
http://www.frank-lohwasser.de/download.php?id=2
Hier mal ein Beispiel:
Fräser Hoffmann 202266
laut Datenblatt des Fräsers.... Vc = 100 m/min ( Schnittgeschwindigkeit in Ms 58 ) Zahnvorschub fz 0.005 mm, Fräserdurchmesser 1.0 mm, Anzahl Schneiden 3
Ergebnis: Drehzahl 31800 U/min Vorschub 477 mm/min
Man kann im Rechner von Drehen auf Fräsen umschalten und die max. Drehzahl und max. Vorschub der Maschine eintragen.
Der Rechner berücksichtigt dann diese Maximalwerte.
Angenommen die max. Drehzahl der Frässpindel wäre 24000 U/min ergibt sich als Vorschub 360 mm/min
Die Schnittdaten gelten für optimale Bedingungen, also unbenutzte Fräser. Man ist gut beraten, wenn man den max. Vorschub nicht ganz ausnutzt. Je stumpfer der Fräser wird, desto weiter muss man mit dem Vorschub runtergehen.
Laut Datenblatt ist die maximale Zustelltiefe 0.5 x Fräserdurchmesser. Das wäre hier also 0.5 mm. Ein 1mm-Blech könnte man also mit 2 Durchgängen fräsen. Ich nehme lieber 3 Durchgänge je 0.35 mm.
Verschleiss des Fräsers:
Der Verschleiß wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Solange sich der Fräser im Material bewegt wird er allmählich stumpf, auch bei geringem Vorschub. Daher zügig fräsen. Wenn man sehr glatte Oberflächen benötigt geht man mit dem Vorschub runter, aber Fräser sind als Schleifwerkzeug ungeeignet. Auch benötigen sie für gute Ergebnisse eine Mindestspandicke. 3 Hunderstel wegzufräsen , weil das Maß noch nicht passt, ist keine gute Idee. Das ist etwa so sinnvoll, wie von einem Brot eine 2 mm dicke Scheibe abschneiden zu wollen.
Kühlung,Schmierung ?:
Das Thema Kühlung ist bei Ms58 vernachlässigbar. Schmierung wenn überhaupt, dann eine allenfalls eine Minimalmengenschmierung.
Späne:
Wenn man Messing trocken fräst bedeutet das noch lange nicht, dass man die Späne dort liegenlassen kann, wo sie hingefallen sind. Trockenfräsen heißt im professionellen Einsatz, dass die Späne mit Druckluft wegpustet werden.
Wer eine luftdichte Einhausung mit Absaugung hat, kann das gerne machen.
Besonders kristisch ist, wenn Späne in Nuten liegenbleiben. Bei jedem Durchgang des Fräsers werden die Späne dann vom Fräser kleingehächselt, was den Fräser ziemlich schnell stumpf werden lässt.
Ich sauge mit einer Fugendüse die Späne ab. Das hat im Vergleich zu Absaugvorrichtungen mit Bürstenkranz den Vorteil, dass ich sehe, was der Fräser tut und ich komme zum Werkzeugwechsel schneller an das Futter.
Eintauchen des Fräsers:
Bohrnutenfräser sind zwar explizit fürs senkrechte Eintauchen ins Material geeignet, man erhöht jedoch die Lebensdauer des Fräsers, wenn man es nach Möglichkeit vermeidet. ( insbesondere bei Fräser mit Durchmesser unter 1 mm, die zudem noch sehr lang sind )
Man kann z.B. Bohrungen vorsehen, in die der Fräser eintauchen kann und sich dann nur noch seitlich bewegt.
Viele Grüße
Michael
Wird fortgesetzt!