Umbaubericht für den VT / VB / VS 98 von Kiss.
Vor einiger Zeit konnte ich eine 3-teilige VT-VB-VS 98 Garnitur der Firma Kiss erwerben.
Diese Fahrzeuge sind in Messingbauweise hergestellt und wurden serienmäßig mit Gleichstrommotoren ausgerüstet.
Der Antrieb erfolgt über einen kräftigen, zentralen Mittelmotor mit beidseitigem Kardanabtrieb auf je ein Getriebe der Vorder- und Hinterachse.
Diese Modelle dürften etwa Anfang der neunziger Jahre gebaut worden sein.
Da ich diese Fahrzeuge unbedingt modernisieren wollte, hatte ich mir in mein Pflichtenheft folgende Ausrüstung geschrieben:
Digitale Betriebssteuerung, mit dem Vorbild entsprechenden Fahrverhalten
und Beschaltungsfunktionen hinsichtlich der Beleuchtung.
Ausrüstung des VT mit einem ESU XL Sounddecoder V 3.5 – 16 Mbit, mit vorbildgerechtem Sound für Fahrt- und Betriebsgeräusche.
Ausrüstung des VB / VS mit separaten Decodern ESU Lok Pilot V 3.0, kein normaler Schaltdecoder, da diese keine Lichtwechselfunktion haben.
Ausrüstung mit Preiser Figuren und Ausrüstungsgegenständen für das Gepäckabteil des VB und VS, als da wären, Damen- und Herrenfahrrad der Fa. Besig, Apfelsinenkisten und Postsäcke von ASOA und weitere Utensilien von Klaus Holl.
www.asoa.de
Die dringlichste Frage war: Wo haben Decoder und Lautsprecher in diesem mit Sitzbänken und Preiser Figuren bestückten Fahrzeugen Platz für den Einbau?
Nach mehreren Versuchen stellte sich heraus, dass es ein Schraubdecoder von ESU sein musste. Für eine Lokplatine, nebst Stiftdecoder war kein Platz vorhanden. Der Schraubdecoder passte exakt in die „Toilette“. Dazu musste einer der beiden „Flügel“, auf denen die Beschaltungssymbole aufgedruckt sind, entfernt werden. Mittels einer Minitrennscheibe war das kein Problem.
Unter dem Wagenboden fand ich einen Platz für 2 Hochleistungslautsprecher mit den Einbaumassen 40 x 20 mm, welche aus ausgedienten IBM Laptops ausgebaut wurden. Die Leistungsdaten betragen 8 Ohm / 1 Watt. Die passenden Schallkapseln wurden mir freundlicherweise von der Fa. ESU zur Verfügung gestellt. Der Einbauplatz liegt jeweils zwischen den Antriebsachsen und dem Mittelmotor, unter den Kardanwellen.
In dem Fundus der umfangreichen ESU Geräuschdateien war kein zufriedenstellendes, fertiges Soundfile für Betriebsgeräusche und Betriebssteuerung zu finden, daher wurde ein völlig neues Betriebsprogramm mit entsprechender Soundausstattung erstellt.
Da das Vorbild ein 6 Gang Schaltgetriebe hat, musste es ein 6 stufiges Soundfile sein (zum Vergleich, der Hübner Bus hat ein 1 stufiges Ablaufprogramm), natürlich sollte man auch beim Rauf- und Runterschalten (Gangwechsel) das fahrzeugtypische „ratschen“ des Getriebes hören. Die einzelnen Soundsamples für das Motorengeräusch sollten schon dem im „Original“ eingebauten 150 PS Büssing LKW Motoren sehr nahe kommen und ansonsten sollten natürlich sämtliche übrigen „Betriebsgeräusche“ auf diesem Soundfile vorhanden sein.
Nach über 60 Stunden und „nächtelangen“, unendlichen Versuchen und Soundanpassungen war es dann irgendwann soweit, dass ich sagen konnte: Ja, dass ist es!!!!!!
Mein Dank gilt an dieser Stelle Wilfried Schneider, der meine „bohrenden“ und „nervigen“ Fragen mit einer „Engelsgeduld“ ertragen und mir mit Rat und Tat „unter die Arme gegriffen“ hat und das auch noch nach 24.00 Uhr!!!!!
Ansonsten hätte diese schöne 3- teilige Garnitur ein 08/15 File Namens „Hausmarke“ und das hat sie, auch wenn sie schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, nicht verdient.
Beim Betrieb mit der ESU ECoS Zentrale / DCC, sind folgende Schaltfunktionen möglich:
F0 Beleuchtung vorne weiß, mit VB/VS hinten rot (Lichtwechsel)
Beleuchtung ohne VB/VS nur weiß (Fahrtrichtung)
F 1 Sound an/aus
F 2 Typhonhorn, lang
F 3 Typhonhorn, kurz
F 4 An- / Abkuppeln
F 5 Glocke, kurze Schläge
F 6 Rangiergang
F 7 Abfahrtspfiff, mit Ansage
F 8 Innenbeleuchtung VT/VB/VS
F 9 Rotlicht zuschalten Bus, bei Solobetrieb
F 10 Rotlicht zuschalten VB/VS bei Solobetrieb
F 11 Druckluft, Tür auf
F 12 Druckluft, Tür zu
F 13 Bahnhofsdurchsage /weibl.
F 14 Bahnhofsdurchsage / männl.
F 15 Kuhbrüllen, falls sich mal eine auf die Gleise verirrt haben sollte!!
Neben den schaltbaren Funktionen verbergen sich in den „Zufallsgeräuschen“ noch die automatische Fettschmierpumpe und der Kompressor.
Wer sich schon einmal mit dem Aufbau eines Soundfiles beschäftigt hat wird an dieser Stelle feststellen, welche Möglichkeiten in bezug auf den verfügbaren Speicherplatz der neue ESU XL V3.5 – 16 Mbit Decoder bietet. War man mit der Vorgängerversion ESU XL V 3.5 – 8 Mbit in etwa bei 1480 KB an der Grenze der Speicherkapazität, so reden wir bei diesem File über ca. 2300 KB!
Versuche haben ergeben, dass die Grenze bei dem neuen Decoder bei ca. 2900 KB erreicht ist. Wir haben mit diesem Decodertyp mehr Speicherkapazität als verfügbare Soundslots und Funktionstasten auf den diversen Fahrgeräten!!!!!
Zur elektrischen Ausrüstung:
Für die elektrische Ausrüstung der Fahrzeuge beauftragte ich die als AW Bad Oeynhausen bekannte Kiss Vertrags - Service Werkstatt.
kplaza@t-online.de
Gäbe es diesen Mann nicht, der Herrgott müsste ihn sofort „erschaffen“ !
Mit der Akribie eines Herzchirurgen behandelt und repariert er die ihm überlassenen Loks und Triebfahrzeuge und haucht ihnen, wenn nötig, neues Leben ein! Nein Scherz bei Seite... diesen Service muss man weiterempfehlen, ich kenne keinen Vergleichbaren und bin schon weit in der Welt herumgekommen und habe anderweitig schon viel „Murks“ gesehen!
Für die Beleuchtungsausrüstung, Stirnlampen, Innenbeleuchtung, haben wir uns für Mikrolampen 1,8 mm Durchmesser, 24 mA entschieden.
Einziger Wermutstropfen: Die Mindestabnahme beträgt jeweils 100 Stck. weiß
und 100 Stck. rot! Da gibt es reichlich Reserve im AW Bad Oeynhausen.
Die elektrische Anschaltung von Motor, Lautsprecher, Fahrzeugbeleuchtung und Innenbeleuchtung ist durch Steckverbinder trennbar ausgeführt, so dass eine Demontage des Fahrzeugbodens und der Inneneinrichtung jederzeit von dem Benutzer ausgeführt werden kann. Der Decoder ist ebenfalls separat zu demontieren, ohne dass die gesamte Verdrahtung gelöst werden müsste.
An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an K. Plaza für die Umsetzung meiner ständig neuen Ideen und Experimente.
Steigen Sie ein, zu einer „Führerstandsmitfahrt“ mit dem Fahrzeugführer der „Kiss E 18“, welcher leider im Unterschenkelbereich „amputiert“ werden musste, damit er in den Fahrersitz passte:
F11 – öffnen der Fahrertür mit „Druckluft“ – F 12 Einstieg und schließen der Fahrertür mit „Druckluft“ – F 1 Sound – Geräusch Hauptschalter – Pause – Starten des vorderen „Büssing“ Motors – Pause – Starten des hinteren „Büssing“ Motors – sonores Leerlaufdieseln – F0 Beleuchtung vorne weiß, hinten rot – F 8 Innenbeleuchtung, die Fahrgäste haben schon Platz genommen- F 7 Abfahrtspfiff, Ansage...und abfahren, Bestätigung....jawohl abfahren- leichtes „krachen“ beim Einlegen des ersten Ganges, Geräusch Bremse lösen (Druckluft) und schon setzt sich der VT in Bewegung und beschleunigt sanft. Ausgestattet mit 28 Fahrstufen schaltet er bei Fahrstufe 6 in den zweiten Gang, bei Fahrstufe 10 in den 3. usw. usw., bis er in Fahrstufe 24 den 6. Gang erreicht hat und langsam weiter hochdreht bis zur vorbilgerechten Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h.
Bei langsamer Wegnahme der Geschwindigkeit werden die Gänge dann wieder heruntergeschaltet. Natürlich, genau wie beim Hochschalten, unterstützt durch das typische „Zahnrädergeräusch“ des Getriebes bei jedem Gangwechsel.
Bei plötzlicher Wegnahme des „Gaspedals“ verfällt das Fahrzeug in die „Ausrollphase“ und somit in das Leerlaufgeräusch, bevor kurz vor dem Stillstand das sanfte Anlegen der Bremse hörbar wird. Danach füllt der Kompressor den Hauptbremsluftbehälter natürlich wieder auf und quittiert den maximalen Füllstand mit einem lauten Zischen.
Nach Erreichen des Zielbahnhofes dann das Abstellen im BW, Licht aus, Motor aus, langsames Ausdrehen der beiden LKW Diesel. Der Kompressor gibt noch einmal seinen „Senf“ dazu – Abblasen – Pause – nach einer Weile (ca. 3 sec.)
Das Ausschalten des Batteriehauptschalters – Betriebsruhe – alles aussteigen!
Eine wunderschöne Fahrt geht zu Ende und ein Traum ging in Erfüllung!
Die Umsetzung dieses „Umbauprogramms“ auf den VT 98 von Hübner wurde in diesem Zusammenhang nicht überprüft und wäre im Bedarfsfall mit dem AW Bad Oeynhausen abzuklären.
Allen Dieselfans und die, die es werden möchten, herzliche Grüße
Wolfgang Brinkmann