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Ulf Jelinek

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1

Montag, 24. März 2008, 17:49

Zinkpest frisst an Maerklins Nerven

Auszug aus dem Handelsblatt vom 24.03.2008
Quelle
Unruhe in Schwaben

Zinkpest frisst an Märklins Nerven

Vor zwei Jahren stand Märklin vor dem Aus. Dann übernahm der britische Finanzinvestor Kingsbridge den weltgrößten Hersteller von Modelleisenbahnen - umjubelt von frustrierten Mitarbeitern. Heute sieht die Zwischenbilanz ernüchternd aus. Zwei Produktionsstandorte wurden 2007 geschlossen, jetzt hat die Geschäftsführung eine Firmenlegende aus dem Haus geworfen.

GÖPPINGEN. Der schwäbische Modellbahnbauer Märklin führt einen Rechtsstreit mit einem seiner verdientesten Mitarbeiter. Chefentwickler Klaus Kern, der seit 23 Jahren im Unternehmen ist, wurde am 22. Februar von seinem Vorgesetzen in ein Taxi gesetzt und angewiesen, das Firmengelände nicht wieder zu betreten. Da sich Kern keiner Schuld bewusst ist, legte er Widerspruch ein. Am Dienstag um 9:40 Uhr sehen sich die Parteien wieder - vor dem Arbeitsgericht Stuttgart.

Weder Kern noch Märklin wollten sich zu den Einzelheiten der Kündigung äußern. Hintergrund ist offenbar eine Diskussion über Qualitätsmängel bei Märklin, die Kern mit einem Kunden im Internet führte. Der Kunde hatte sich beschwert, dass eine Märklin-Lok Verformungsspuren aufwies. Kern hatte vermutet, dass es sich bei der Lok um eine Fälschung handeln müsse, weil er aus Bildern auf Materialfehler schließen konnte.

Im Laufe der Diskussion stellte sich offenbar heraus, dass die Lok tatsächlich von Märklin stammte. Die Verantwortung für das mangelhafte Material fällt damit auf Märklin zurück. Intern ist das Problem unter dem Stichwort "Zinkpest" bekannt. Als Grund für die Mängel wird die Produktionsverlagerung von Göppingen nach Osteuropa und China vermutet. Damit hätte Märklin ein Grundsatzproblem. Die Geschäftsführung hatte den Kunden stets garantiert, die Produktionsverlagerungen würden die Qualität der Loks nicht schmälern. Auf Nachfrage sagt Geschäftsführer Axel Dietz auch heute: "Nach unseren internen Qualitätsberichten gibt es keinerlei Steigerungen von Qualitätsproblemen."

Doch neben nachweislich mangelhaften Produkten hat Märklin auch beim Marketing ein Problem. Wie das Unternehmen zugibt, wurde der Weihnachtskatalog 2007 erst kurz vor den Feiertagen ausgeliefert. "Es gab Probleme bei der Druckvorbereitung und auch bei der Auslieferung", erklärt Dietz. Die Fehler hätten sich aber auf das Weihnachtsgeschäft nicht ausgewirkt. Die Betroffenen sind anderer Meinung. "Für ein Unternehmen, das einen Großteil seines Geschäfts in der Weihnachtssaison macht, sind solche Patzer nicht zu entschuldigen", sagt ein Märklin-Händler. "Wie sollen wir die Produkte verkaufen, wenn wir sie dem Kunden nicht zeigen können?"

Märklin steht damit auch zwei Jahre nach Erwerb durch den Finanzinvestor Kingsbridge Capital noch immer auf unsicheren Gleisen. Den Verlust für 2007 beziffert Dietz auf "ungefähr in Höhe des Vorjahres". Da lag der Konzernjahresfehlbetrag laut Bundesanzeiger bei 13,7 Millionen Euro. Der Umsatz konnte nur durch Zukäufe bei 126 Millionen Euro gehalten werden.

Kingsbridge hatte Märklin 2006 übernommen. Die Geschäftsführung wurde komplett ausgetauscht, Kingsbridge setzte gleich mehrere Sanierungsspezialisten der Unternehmensberatung Alix ein. Im Februar 2007 dann übernahm Dietz den Vorsitz der Geschäftsführung. Dietz kam von Müller Milch. Zwischen Dietz und dem Alix-Manager Ulrich Wlecke, der in den Beirat wechselte, kam es jedoch schnell zu Unstimmigkeiten - vor allem wegen unterschiedlicher Ansichten zu einem Märklin-Erlebnispark. Der Investor Kingsbridge hat Alix inzwischen aus dem Unternehmen abgezogen. Seit kurzem gehen die Unternehmensberater von Admova bei Märklin ein und aus. "Jetzt haben wir neue Berater aber keinen Chefentwickler mehr", sagt ein Mitarbeiter. "Ich weiß nicht, ob uns das weiterbringt."

ospizio

unregistriert

2

Montag, 24. März 2008, 18:28

RE: Zinkpest frisst an Maerklins Nerven

Hallo,
Ist ja schon der Hammer,wenn es so ist.
Man könnte ja sagen,als Spur 1er trifft uns das vorerst nicht,da ja noch genügend (gekaufte)Modellformen da sind,bei denen ja nur der Namenszug verändert werden muss.
Meine Meinung:
Es rächt sich langsam das Geizistgeil-Denken so langsam.
Es verlagern immer mehr Firmen wieder ihre Produktion zurück wegen Qualitätsproblemen.
Natürlich nicht die Centartikel,sonder wo es auf Qualität ankommt.
Man braucht nur die Tageszeitung zu lesen.

Gruss Wolfgang

Stereohans

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3

Freitag, 28. März 2008, 00:19

Qualitätsmängel

Und wenn ich dann im 012-Magazin lese, dass die von denen getestete 96 diverse Macken ab Werk inklusive verlorener (!!!) Puffer hatte, mag ich auch nicht mehr an den ach so tollen Stand der Endkontrolle im ungarischen Werk glauben. Fakt ist doch, dass schon die 91, die quasi das Ungarn-Debüt nach der Trennung von Hübner war, an diversen Problemen krankt. Meine macht im Vergleich zu den anderen Maschinen einen ganz schönen Krach. Da frage ich mich schon, wie lange der Motor und die Getriebezahnräder halten werden. Eigentlich nicht diskutabel gerade angesichts der auch bei M inzwischen ziemlich heftigen Neupreise. Die BR 24 soll ja nach Listenpreis auch fast 2200 Euro kosten - da bin ich gespannt, ob man eine Hübner-Lok in neuer Verpackung bekommt oder ein überteuertes Märklin-"Problemkind".

Gruß, Hans

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Beruf: Modelle für Modellbahnen

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4

Samstag, 29. März 2008, 20:22

RE: Qualitätsmängel

Mir hat ein Mitarbeiter von Trix nach der damaligen Übernahme folgendes gesagt : Diese Qualität wie sie Märklin baut, das hätte es bei Trix nie gegeben. Die Zahnräder haben seiner Meinung nach viel zuviel Spiel, da wird zu unpräzise gebaut, die Genauigkeit der Konstruktion ist für ihn nicht zufriedenstellend und kein Vergleich zu dem was er gewohnt ist.
Aus meine HO Zeit kann ich jedenfalls sagen das Trix Loks immer "geklackt" haben wenn man sie montiert hat so genau waren die Teile. Märklin Loks konnte man quasi "zusammenwerfen" irgendwie ist das schon eingerastet.

Wenn das die Philosophie ist, Geld vor Qualität, wäre das nichts überraschendes heutzutage. Dazu würde auch passen das man versucht möglichst billig im Ausland zu produzieren, sich andererseits aber nicht schämt "Made in Germany" drauf zu schreiben, auch wenn hier angeblich nur noch der Schleifer drunter montiert wird wie man hört.

Der sog. "Zinkfrass" ist übrigens ein klassisches Problem bei Märklin Loks, allerdings nur in der Nachkriegszeit. damals war die Qualität des Material Zeitbedingt so schlecht das nach Jahrzehnten (!) dieses Problem auftauchte. Wenn dem heutzutage wieder so sein sollte dürfte der Schaden weder finanziell noch imagemässig zu retten sein für diese Firma.

Länderbahner

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Länderbahner« (29. März 2008, 20:23)


5

Samstag, 29. März 2008, 23:35

Nach meiner Information hat Brawa anscheinend das selbe Problem mit seinen Zinkgehäusen. Ich denke mal das einfach zu billiges Rohmaterial eingekauft wird.


Gruß
Mut zur lebensbejahenden Farben.

Grau ist mein Favorit.

In letzter Zeit sogar Chromeoxidgrün und, haltet euch fest.........

Kieselgrau/Orange und Orientrot.

Gruß vom Michael

schwellenkarle1

unregistriert

6

Sonntag, 30. März 2008, 13:19

Das Hauptproblem liegt bei diesen großen Teilen in der Massenvertreilung und damit unterschiedlichen Abkühlungszonen wobei Spannungen und Verwerfungen entstehen bis hin zu grober Kristallisierung. In der Gallerie sind Bilder vom SVT, wo das an der Frontansicht in aller deutlichkeit zu sehen ist. Das ist einfach Ignoranz im Umgang mit den technisches Problemen und dafür fehlendes Qualitätsmanagement.