Hallo Andreas,
sehr schöne Beschreibung der Dampftriebwagen-Entwicklung in Württemberg und Baden, Danke dafür. Die Triebwagen mit Serpolett-Kessel nannte man abschätzig "Sapperlot"
Zeichnungen: Organ für Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1909
Hier ein älterer, württembergischer Kittel-Triebwagen, noch mit seitl. offener Einstiegsbühne. Hab am Kessel ein paar Teile beschrieben. Der Kittel-Kessel hatte den Vorteil dass er einen sehr großen Bereich für den Wasserstand über der Feuerbüchsdecke hatte, so dass man ihn nicht ständig überwachen und über längere Zeit nicht zwingend nachspeisen musste. Das ermöglichte einen einmännigen Betrieb ohne Heizer. Das gleiche galt für die wellrohrartige Feuerbüchse ohne die üblichen, aufwändigen Stehbolzen. Es genügte ein Nachfeuern während der - häufigen - Zughalte.
Feuertür und Waschluke des Kessels der vergleichbaren Kittel-Lok im DTM-Berlin
Der Kessel wurde bei den Württembergern außermittig gesetzt um den Durchgang zum Gepäckraum etwas zu erweitern und dem Lokführer mehr Platz zu bieten. Gespeist wurde der Kessel mit zwei nichtsaugenden Injektoren die vorne unter Führerstand unterhalb des Wasserkastenniveaus hingen. Durch den breiteren Führerstand (Kittelkopf) konnte der Triebwagen ohne drehen in beiden Richtungen gefahren werden, vorwärts 60, rückwärts 50km/h. Bei Rückwärtsfahrt musste der Schaffner auf der Bühne stehen und bei Bedarf die, Bremse, Pfeife und Glocke über das auf dem Dach zu sehende Gestänge bedienen. Leistungsmäßig waren die Triebwagen noch für etwa 30t Anhängelast auf "mäßig geneigten Strecken geeignet".
Die seitlichen. rückwärtigen Führerstands-Stirnwände waren bei den Württembergischen Kittel-Triebwagen, wie zu sehen, abgeschrägt um in Blickrichtung ein etwas breiteres Sichtfenster bzw. schmälere Rahmen zu bekommen. Wasser und Kohlen waren in den seitlichen Behältern im Führerstand. Die beiden unten verbundenen Wasserkästen konnten rechts oder links mit normalen Wasserkranen befüllt werden.
Kittel-Lokomotive im DTM Berlin, hier sind die Wasserbehälter vorne, die Umsteuerung geschieht wie in den Triebwagen mit einem "Händel"
Auf den Bildern von Andreas kann man die Unterschiede der badisch Kittel erkennen: Mittig angeordneter Kessel und rechtewinklige Führerstands-Rückwände. Die geschlossenen Bühnen wurden im laufe der Zeit angebaut.