Alteingesessenes Modelleisenbahngeschäft mit Tradition schließt für immer seine Tore

  • Stimmt. Vor dem Internet waren es große Versandhäuser (Neckermann, Quelle, Otto), die den kleinen örtlichen Läden die Kunden wegnahmen, indem sie einfach billiger waren. Der örtliche Händler wurde höchstens noch nach Garantieablauf mit Reparaturen beauftragt. Davon kann man aber in den seltensten Fällen leben.

    So sehr ich Verständnis dafür habe, dass man persönlich gerne weniger Geld ausgeben will/muss, sich hinterher aber darüber zu beklagen, es gäbe keine lokalen Händler mehr, ist total fehl am Platz. Es ist selbst (Mit)verschuldet.

    Gruß aus Seevetal
    Axel

  • Ich schließe jetzt mal den Kreis zum Eröffnungs-Thread und komme wieder zur Familie Spisla zurück. Ich war vergangen Samstag mit einem Vereinskollegen und einem Blumenstrauß vor Ort und habe die Beiden in den Ruhestand verabschiedet. Der Eisenbahn-Club Bergisch Gladbach war ja lange Zeit Tür an Tür zu Spisla, auch wenn es keine direkte Verbindung zwischen uns gab. Es war einfach die räumliche, zufällige Nähe. Spisla vorne zur Straße und wir als Verein im hinteren Haus, wo wir noch heute sind. Zu der Zeit, als wir die gleiche Adresse hatten, war es natürlich für viele Mitglieder sehr praktisch, schnell mal nach vorne zu gehen und Kleinigkeiten zu kaufen, die gerade fehlten. Auch waren viele Mitglieder bis zum Schluss Stammkunden bei Spisla. Ich weniger, da Spur 1 nicht das Kerngeschäft war und nur auf Bestellung lief.

    Ich werde etwas die "Besucher" vermissen, die uns Herr Spisla in den Verein geschickt hat, wenn er mal nicht weiter wusste. Das kam u.a. bei Fragen zu digital hin und wieder mal vor oder wenn die eine oder andere ältere Lok auf digital umgerüstet werden sollte. "Gehen Sie doch mal zum Eisenbahn-Club, die können bestimmt weiterhelfen..." ;) Das soll jetzt keineswegs sein Fachwissen schmälern, sondern als gegenseitige Hilfe verstanden werden.

    Ich wünsche in jedem Fall Klaus und Astrid Spisla einen verdienten Ruhestand.


    Gruß

    Martin

  • Hallo,

    meine Mutter führte selber ein Geschäft - mit der etwas merkwürdigen Mischung von Kopfbedeckungen (sie war schließlich Putzmacher-Meisterin), Schreibwaren und Brautschmuck.

    Ich hab schon als Kind lernt was "selber und ständig" heißt und was nach langen, langen Tagen tatsächlich in der Kasse bleibt.

    Für meine Mutter war es ihr Leben und als sie mit über 80 Lenzen aus gesundheitlichen Gründen aufhörte brach es ihr das Herz.

    Mindestens 2/3 aller Geschäftsaufgaben im Einzelhandel liegen daran das keiner das Geschäft weiterführen oder übernehmen möchte, oft gibt es sogar gute Perspektiven für den Weiterbetrieb aber immer weniger junge Menschen können sich Selbständigkeit vorstellen.

    Vielleicht ist der sichere Job als Sachbearbeiter doch nicht so sicher im Zeitalter von KI oder Ausgliederungen von ganzen Abteilungen in Billiglohnlander...

    OK, ich bin auch schon 37 Jahre selbständig... Wenn auch in einem ganz anderen Bereich.

    Peter

  • Mindestens 2/3 aller Geschäftsaufgaben im Einzelhandel liegen daran das keiner das Geschäft weiterführen oder übernehmen möchte, oft gibt es sogar gute Perspektiven für den Weiterbetrieb aber immer weniger junge Menschen können sich Selbständigkeit vorstellen.

    Dem stimme ich zu, wobei es wohl meist weniger um die Vorstellungskraft der potentiellen Nachfolgeschaft geht, als mehr um gutes Kalkulieren, bzw. einem offenbarenden Businessplan.

    Geschäftsübernehmende erhalten meist nicht mehr denselben Mietvertrag, müssen (!) anders, nämlich mehr für den Ruhestand vorsorgen, benötigen gegenüber alten Tagen eine kostenintensivere Aushilfskraft, usw., usf. Auch Nebenkosten sind exorbitant gestiegen. Da kommen schnell 5.000,- - 6.000,- € zusammen und dann folgen Steuern und Rücklagen für Ausfälle durch Krankheit, Urlaub, Unvorhergesehnes (Bsp.: Corona, Geschäftsrenovierung alle 10 Jahre). Bis man den 1. € für sich hat, dauert es. Wenn ein Händler zunächst jeden Monat ein Dutzend km1-Loks verkaufen muss um überhaupt Kosten zu decken, wird es als Nieschen-Fachgeschäft im Einzelhandel eng.

    Ja und dann stellt man sich völlig zu recht die Frage, warum man 60 h und mehr, mit höherem Risiko, wöchentlich arbeiten soll, für das gleiche Netto, als wenn man weiter als Angestellte:r schafft.

    Liebe Grüsse,
    gerald ehrlich

  • Dabei kommt, dass der vormalige Inhaber gerne auch noch was für die Übernahme des Geschäfts, welches er über Jahrzehnte aufgebaut hat und in vielen Fällen auch der Altersvorsorge darstellt, haben will; dass die Summe, welche er sich für die Übernahme vorstellt, nicht immer realitätsnah ist (weil man auch oft eher das übernimmt, was von einem einmal vorhanden gewesenen Marktpotenzial noch übrig ist, die Fähigkeiten die ein Unternehmer braucht für die erfolgreiche Gründung eines Geschäfts decken sich nicht unbedingt mit den, die benötigt sind für die Weiterführung und Ausbau) und für jüngere Leute ohne großen Kapital auch nicht ohne weiteres aufzubringen ist, da spielt die Bank auch schon lange nicht mehr so richtig mit...

  • Thema Startkapital für Gründung oder Übernahme. Ohne Kapital bzw eine Immobilie als Sicherheit gibt dir die Bank nix...so habe ich das vor 25 jahren erfahren müssen. Ich musste meine komplette Modellbahn Sammlung verticken, bestehend aus HO Raris und in Eins da hatte ich mehrere Selbstgebaute Lokomotiven schweren Herzens angeboten, zum Glück waren damals Spur 1 Modelle sehr Rar und M&L -Herr Lennartz aus HH bot mir einen Guten preis der mir einen Start ermöglichte. Trauere heute noch einer 56.2o nach. Nehme an die Banken scheuen heute genauso das Risiko und bestimmte Branchen haben gar keine Chance. Übernahme vieler Geschäfte durch die Eigene Familie findet auch noch kaum statt, mit den Guten einnahmen früherer Zeiten wurde dem Nachwuchs ein Studium mitfinanziert, der wäre von der Moffe gepofft wenn er den Job hinschmeisst und ins Risiko einsteigt.

    So war mein letztes zu diesem Thema Horst Schneider

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