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1

Freitag, 23. September 2011, 10:37

Schublok

Hallo 1er,

da ich nie an einer Steilrampe (?) gewohnte und auch keinen erfahrenen Eisenbahner im Bekanntenkreis habe, also ziemlich unwissend bin, hier meine Frage. Warum werden Schublokomotiven mit dem Zug gekuppelt? In verschiedenen Filmen ist sowas hin und wieder zu sehen. In meinem Privatbahn-Betrieb ist das an der recht schubbedürftigen Rampe eher hinderlich und wird deshalb auch nicht praktiziert. Welchen großen Fehler mache ich?

ospizio

unregistriert

2

Freitag, 23. September 2011, 12:03

RE: Schublok

Hallo,

Als wir auf der Gäubahn noch Schnellzüge mit V200 fuhren,war von Stuttgart Hbf bis Stuttgart Vaihingen eine E44 als Schublok.Die Lok war NICHT gekuppelt.Gab der Aufsichtsbeamte den Abfahrauftrag,ertönte hinten am Prellbock eine Hupe und ein Lichtsignal,was für den Schiebelokführer als Auftrag zum Aufschalten gab.Wir vorne auf der Zuglok gaben nur wenig leistung bis wir aus dem Weichenbereich waren.Im Berg konnten wir dann bis Stgt West voll aufschalten.Da Stgt West wieder in der waagrechten lag,mussten wir aufpassen,dass wir mit einem leichteren Zug nicht zu schnell wurden und die Schublok verloren.Danach gings wieder volle Kanne hinauf nach Stgt-Vaihingen.
Die Schublok setzte sich dann mehr oder minder ruckfrei an der Ausfahrt von Stgt Vaihingen vom Zug ab.
Die Güterzüge,die von Kornwestheim kommend über Stuttgart Nord nach Böblingen gefahren wurden,waren aberalle mit der Schublok gekuppelt,auch mit Luft.
Alks Heizer hatte ich mal einen schweren Schrottwagenzug(E-Wagen) von Böblingen nach Singen.In Horb bbis Spaichingen bekamen wir Schub von einer V100.Der Lokführer schob uns nach Kreuzung mit einem Zug in Spaichingen noch etwa 1 kilometer an.Da er dann die Zugkraft zu schnell wegnahm,gab es eine grosse Zerrung im Zug.Ich flog mit der vollen Schaufel auf den Kessel.

Gruss Wolfgang

geri

Gerald

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3

Freitag, 23. September 2011, 12:17

Lieber Wolfgang,

danke für deine immer wieder erfrischenden Geschichten aus dem Eisenbahner-Alltag.
Jedoch wurde die Frage damit nicht beantwortet. Warum wird das eine Mal gekuppelt (sogar mit Bremse), das andere Mal jedoch nicht?
Und noch eine Frage möchte ich anschliessen: Wo fährt die Schublok anschliessend hin. Sie wird i.d.R. ja nicht auf dem selben Gleis zurück fahren - oder doch? Und falls nicht, warum bleibt sie dann nicht am Zug bis zum nächsten Haltepunkt, Abzweig, etc. um den Block frei zu halten?
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

4

Freitag, 23. September 2011, 13:26

RE: Schublok

Hallo

auf den diversen Rampen mit Schubbetrieb wurde das unterschiedlich gehandhabt und dabei im laufe der Zeit u. U. auch geändert.
Schiebelokomotiven waren meist langsamer als die Streckenlokomotiven vorne am Zug und konnten dann am Steigungsende nicht mehr mithalten.
Wolfgang hat ja schön beschrieben, was dabei dann so passieren kann.
Die meisten Schubloks auf der Geislinger Steige (BR 85, 86, 92, 94, 95, 96, E50, E91, E93, E94, E95) hatten einen mittels Seilzug lösbaren Kupplungsbügel, zwischenzeitlich scheint man dort die Schubloks nicht mehr zu kuppeln. Immer jedoch setzten sich die Schubloks in Amstetten (Württ.) während der Fahrt vom Zug ab, wenn da dann der Schub-Lokführer nicht rechtzeitig den Bügel anhob, wurde die Lok mitgezogen, bis der Kollege vorne es bemerkte und wieder kurz verlangsamte.
Auf Nebenbahnen konnte natürlich gekuppelt werden, da die Züge ja eh´ in jedem Bahnhof anhielten. Dort verwendete man auch keine speziellen Schubloks sondern das, was da war.
Auf meiner Lieblingsrampe, der Zahnradbahn Honau - Lichtenstein schob stets eine Zahnradlok den Zug die 100%o nach oben, wobei vorne jedoch nicht immer eine Zuglok dran war.

Gruß aus Reutlingen
Michael
»Michael Staiger« hat folgende Bilder angehängt:
  • 97 501 mit P 3336 in Honau Farbe - Kopie.jpg
  • 1960 GV_Pfullingen (2).jpg
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

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5

Freitag, 23. September 2011, 19:09

Zitat

Original von geri
Lieber Wolfgang,

danke für deine immer wieder erfrischenden Geschichten aus dem Eisenbahner-Alltag.
Jedoch wurde die Frage damit nicht beantwortet. Warum wird das eine Mal gekuppelt (sogar mit Bremse), das andere Mal jedoch nicht?
Und noch eine Frage möchte ich anschliessen: Wo fährt die Schublok anschliessend hin. Sie wird i.d.R. ja nicht auf dem selben Gleis zurück fahren - oder doch? Und falls nicht, warum bleibt sie dann nicht am Zug bis zum nächsten Haltepunkt, Abzweig, etc. um den Block frei zu halten?



Sehr schön, sehr richtig. Dass es bei der Bahn - gleich welcher - ohne Anleitung, Richtlinien oder Vorschriften geht kann ich mir auch nicht vorstellen. Was ist also der Grund?

6

Freitag, 23. September 2011, 19:45

Ebo

Hallo Leute

wer Zeit hat (ich leider nicht) kann sich das oder das ja mal durchlesen. Vielleicht steht ja was darüber drin. Und wenn nicht , gibt es da wohl keine Vorschrift.

Gruß Micha
Mut zur lebensbejahenden Farben.

Grau ist mein Favorit.

In letzter Zeit sogar Chromeoxidgrün und, haltet euch fest.........

Kieselgrau/Orange und Orientrot.

Gruß vom Michael

7

Freitag, 23. September 2011, 19:50

RE: Ebo

Hab es gerade gelesen. Beim Nachschieben müssen nur zwei Nachschiebende Loks untereinander gekuppelt werden. Eine Kuppelung mit dem Zug ist nur bei nachfolgender Gefällestrecke vorgeschrieben. §34 Abs. 4,5 EBO.

Gruß Micha
Mut zur lebensbejahenden Farben.

Grau ist mein Favorit.

In letzter Zeit sogar Chromeoxidgrün und, haltet euch fest.........

Kieselgrau/Orange und Orientrot.

Gruß vom Michael

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »BR 53 0001« (23. September 2011, 19:53)


ospizio

unregistriert

8

Freitag, 23. September 2011, 21:45

RE: Ebo

Hallo,

In der Fahrdienstvorschrift von 1972 §29 ist die Sache geregelt.
Nenne mal einige interessante Punkte:
Züge dürfen nachgeschoben werden:
a)bei der Abfahrt
b)auf denin der streckenliste angegebenen Strecken
c)im Notfall überall
dann:
Eine Schiebelok,die bis zu einem Haltebahnhof oder darüber hinaus am Zug bleibt,ist bis zum letzten Haltebahnhof mit dem Zug zu kuppeln und an die Druckluftbremse anzuschliessen. Eine Schiebelokomotive ,die in Gefällen am Zug bleibt ist stets mit dem Zug zu kuppeln.
(Trifft auf die Strecken Singen- Hattingen/Stuttgart-Vaihingen/Geisslinger Steige/Schönmünzach-Freudenstatt/Hausach Sommerau nicht zu)

Allerdings für diese:
Singen-Hattingen-Tuttlingen/Stuttgart-Vaihingen-Böblingen/Hausach-Sommerau-Villingen)da jeweils bis zum dritten Bahnhof eine Gefällestrecke anschliesst.
Aussserdem haben Züge mit nicht gekuppelter Schiebelok nur 60km/h
Ist jedoch gekuppelt,erhöht sich die Hg auf 80km/h

Die Schiebeloks erhalten für die Rückfahrt auf falschem Gleis entweder Befehl zur Einfahrt in den letzten Bahnhof oder Signal Ts3.

Die Stituation,welche ich geschildert habe,beruht auf die 70iger Jahre.
Das Nachschieben war eine ganz heikle Sache,wenn die Personale nicht auf Zack waren.Auch gab es da noch keinen Schiebefunk.
Mit aufkommen des Funks wurde es viel einfacher.
In der Ellokzeit habe ich einige Male mit einer 194, Kollegen mit Ihrer 151 und einem 1750 Tonnenzug von Renningen nach Magstadt nachhelfen müssen,die liegen geblieben sind.
Meine 194 hat sich nur verschüttelt und gebrummt,die 151 aber hat einen Tanz auf den nassen Schienen veranstaltet.

Hoffe dass es verständlich war.
Gruss Wolfgang

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »ospizio« (23. September 2011, 21:46)


9

Freitag, 23. September 2011, 23:18

Zitat

Original von geri
Lieber Wolfgang,

danke für deine immer wieder erfrischenden Geschichten aus dem Eisenbahner-Alltag.
Jedoch wurde die Frage damit nicht beantwortet. Warum wird das eine Mal gekuppelt (sogar mit Bremse), das andere Mal jedoch nicht?


Das hing von den Verhältnissen ab,
auf der Geislinger Steige sollte zur Zeitersparnis die (langsame) Schublok ohne Halt des Zuges in Amstetten zurückbleiben können. Wenn aber in der Steigung über 60km/h gefahren werden sollte, musste gekuppelt werden, da war dann der mittels Seilzug zu lösende Kupplungsbügel notwendig.
Wenn die Züge sowieso am Steigungsende planmäßig halten mussten, konnte natürlich die Schublok ganz normal gekuppelt werden.

Zitat

Und noch eine Frage möchte ich anschliessen: Wo fährt die Schublok anschliessend hin. Sie wird i.d.R. ja nicht auf dem selben Gleis zurück fahren - oder doch? Und falls nicht, warum bleibt sie dann nicht am Zug bis zum nächsten Haltepunkt, Abzweig, etc. um den Block frei zu halten?


An den Nachschiebestrecken gab es da örtliche Verfahren für die Rückführung der Schiebelok, u. U. sogar ein signalisiertes Wartegleis bis der Rückweg frei ist.
Da die (Schnell-) Züge am Steigungsende wieder schneller fahren können als die Schiebelok, wäre ein verbleiben am Zug zu zeitaufwändig.
Hoffe, jetzt ist alles klar?
Im www finden sich sicherlich Beschreibungen der Betriebsabläufe verschiedener Steilstrecken.

Gruß aus Reutlingen
Michael
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

geri

Gerald

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10

Samstag, 24. September 2011, 10:02

Ich danke Euch.
Bei mir in der Gegend sieht man Mittwochs, wer Sonntag zu Besuch kommt. Da fanden solche Betriebsabläufe nicht statt.
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

11

Samstag, 24. September 2011, 10:49

Hallo hier noch ein paar Bilder aus der guten Zeit Laufach-Heigenbrücken.
In Laufach das Wartehäuschen mit zwei Abstellgleisen und vor dem Tummelportal Richtung Heigenbrücken das Wartegleis am Brechpunkt der Steigung hier wurde der Schub beendet, die Lok war nicht angekuppelt. Die E 94 war für den Schiebedienst extra mit einem eigenen Roten Rücklicht ausgerüstet für diesen Schiebedienst es waren 3 oder 4 Loks damit ausgerüstet für die Spessart-Rampe
Grüße aus dem Pott
»peter sense« hat folgende Bilder angehängt:
  • 194 581 Laufach Platz 1987.jpg
  • 194 582 Tunnel  1987.jpg
  • 194 583 Stellplatz  1985.jpg

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12

Sonntag, 25. September 2011, 11:56

Hallo 1er,

danke für die Hilfe. Wenn ich alles richtig verstanden habe, ist meine Verfahrensweise nicht zu kuppeln richtig, da die Schiebelok ja nur die Rampe hochschieb. In den §§ 34.5 und 38.7, der freundlicherweise oben eingestellten EBO, sind die Hinweise zu Kupplung und Lokrückfahrt zu finden. Besten Dank. Falsch ist offenbar nur meine Bezeichnung Schublok. Richtig ist es eine Schiebelok.

F.Karla