Über Sinn oder Unsinn von weißer Patinierung läßt sich trefflich streiten.
Weiß hat im Modellbau eine lange und nicht immer glückliche Geschichte.
Erfunden wurde die Technik von den Militärmodellbauern. Mit einem fast trockenen Pinsel wird weiße Farbe auf die vorstehenden Kanten aufgebracht. Das soll die Spitzenlichter darstellen, die auf Film oder Fotos weiß werden, weil die Kontrastumfang des Films nicht ausreicht, um die in der Natur vorhandenen Tonwerte von dunkel zu hell wiederzugeben.
Weiße Spitzenlichter gibt es nur in Holywood - mein privater Merkspruch dazu.
Spitzenlichter kann und soll man natürlich darstellen, aber vielleicht doch mit aufgehellten Farben oder noch viel einfacher durch Abdunkeln der restlichen Partien.
Der weiße Schleier entsteht oft durch einen anderen Effekt:
Wenn man ganz matten Klarlack zu dick aufträgt, dann kippt das ganze in richtung weiß, weil die Oberfläche so rauh wird, daß die Lichtbrechung verändert wird. Dabei sind aber keine weißen Pigmente im Spiel.
Leider wurde ich das erste Mal mit diesem Effekt vor vielen Jahren konfrontiert, als ein Kunde mit dem von mir angebotenen Mattspray Bäume nach dem Begrünen fixieren wollte. Als kurz danach aus dem Hobbyraum ging, war alles bestens. Am nächsten Morgen hatte er aber eine frisch verschneite Baumgruppe. Heute weiß ich, daß glänzender Klarlack auf ähnlicher chemischer Basis für Abhilfe sorgt.
Diesen Effekt absichtlich herbeizuführen ist also ein riskantes Spiel auf dem dünnen Grat zwischen matt und weiß.
Das sollte man zuerst auf ähnlich strukturierten lackierten Oberflächen ausprobieren.
Das Einnebeln mit der Airbrush sollte ohne weiteres Funktionieren. Mit grau, braun oder beige macht man das doch auch regelmäßig.
Vielleicht haben Sie ein Modell gesehen, das mit hellem braungrau verstaubt wurde. Weiß erscheint mir viel zu brutal. In der Natur kommen reines weiß und reines schwerz nur selten vor, z.B. bei Kalk und Ruß (aus Steinkohle - Braunkohlenruß erscheint mir eher bräunlich)
Natürlich sind das meine privaten Erfahrungen. Andere haben sicher unterschiedliches erlebt.
Viele Grüße aus München
Klaus Holl