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Magister

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1

Montag, 1. Juni 2009, 15:36

Zinkpest/Weißrost/Korrosion bei Spur-1-Modellen

Hi,
wer bereits langjährig als Modellbahner einige Erfahrungen sammeln konnte, dem sind die Korrosionsprobleme metallener Modellteile sehr wohl bekannt.

Ich selbst habe verschiedene Modelle (vorwiegend H0) wegen Zinkfraß inzwischen aussortieren müssen (bei einem evtl. Verkauf befallener Modelle sollte man fairerweise den Käufer auf diese Probleme hinweisen - und nicht einfach solche Stellen überlackieren - denn dies wäre arglistige Täuschung mit den entsprechenden Rechtsfolgen!).

Jüngst hat Benno Brückel hier über aufgetretene Mängel beim Märklin-Spur-1-Modell der V 60 berichtet, die auf "Zinkpest" hindeuten könnten.
(Märklin V60 - Lackierung am Fahrwerk platzt auf).

Es ist gar nicht so selten, dass sich auf den Oberflächen von Zink-Legierungen/“Zinkdruckguss“ bzw. verzinkten Bauteilen der sogenannte „Weißrost“ bildet, auch als „Zinkpest“ oder „Zinkfraß“ bekannt.

Im H0-Bereich und unter Sammlern „alter Schätzchen“ wird seit Jahren über diese Probleme diskutiert (Stichwort z. B.: „Seetalkrokodil“ von Märklin). Auch wer sich mit alten Münzen oder metallenen Orden und Ehrenzeichen befasst, kennt diese Probleme zur Genüge.

Weißrost hat keine streng definierte Zusammensetzung, da diese von den jeweiligen Entstehungsbedingungen abhängig ist.

Die Bildung von Weißrost wird ausschließlich durch Feuchtigkeitseinwirkung und die Lagerungsverhältnisse beeinflußt.

Aber: Die Herstellungspraktiken sowie angewendete Oberflächenbehandlung und folgende Lackierung sind bei Eisenbahnmodellen ebenso maßgebend. Jedenfalls wird dies diskutiert. Möglicherweise sind unzureichende Herstellungspraktiken in Billiglohn-Ländern ein Punkt, der die „Zinkpest“ begünstigen könnte!?

Häufig besteht Weißrost überwiegend aus
Zinkhydroxid (2 ZnCO3·3Zn(OH)2·3H2O),
einem geringen Anteil Zinkoxid und etwas Zinkcarbonat.

Bekämpfung ist schwierig bis unmöglich, manchmal wird Behandlung mit 5 %iger Zitronensäure empfohlen, aber da bin ich skeptisch, habe selbst keine Erfahrung damit.

Im Grunde muss man diese Korrosionsprobleme leider akzeptieren. Innerhalb der Gewährleistungsfrist auftretende Mänel kann man natürlich reklamieren. Bei älteren Modellen ist dies durchweg erfolglos.

Zur allgemeinen Info hier dieser Link:

http://www.tischeisenbahn.de/Restauri/page4.htm

Interessant wäre natürlich, wenn man hier einmal Infos über betroffene Spur-1-Modelle zusammentragen könnte.

Grüße!
Al

Zwei Beispiele von Weißrost aus meiner Sammlung als Makrofotos:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1618,weissrost1VBR0P.jpg][/url]

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1619,weissrost2QS3Y6.jpg][/url]

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2

Montag, 1. Juni 2009, 16:38

Hi Al,

in deiner Einschätzung, daß von Zinkpest betroffene Modelle letztendlich unrettbar verloren sind, muß ich dich leider bestätigen.

Zum Thema Ausbruch der Krankheit liegen mir differenziertere Aussagen vor. So scheint eine der wesentlichen Ursachen für den selbstständigen Ausbruch ein zu hoher Bleianteil in der Legierung zu sein. Sollte dies der Fall sein, dann ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis die Zinkpest ausbricht und unabhängig von der Luftfeuchtigkeit. Nach Ausbruch scheint dann im Material eine Oxydation mit dem Luftsauerstoff stattzufinden, die einzig durch einen hermitschen Luftabschluß (Klarlack, in Folie einschweißen o.ä.) verlangsamt werden kann. Wobei dieser Überzug regelmäßig auf Risse kontrolliert werden muß, da das Problem bei diesem Material der zu hohe Bleianteil als Startkatalysator immer noch vorhanden ist.

Die Gemeinheit der Zinkpest scheint aber darin zu bestehen, daß sie sich wie eine Grippe durch eine Art Tröpfcheninfektion durch die Luft zu Modellen übertragen kann, die per se keinen zu hohen Bleianteil in ihrer Legierung aufweisen. D.h., befallene Modelle müssen zwingend von allen anderen Modellen separiert werden, um die Infektion intakter und gesunder Legierungen zu verhindern. Denn wenn der Prozeß erst einmal in Gang gesetzt wurde, gibt es kein halten mehr, unabhängig davon, wie hoch der Bleianteil im Gußmaterial ist.

Warum aber Blei überhaupt, wenn es denn zu so massiven Beeinträchtigungen kommen kann ??
Nun, ohne Blei in der Legierung ist es wohl produktionstechnisch nicht möglich, eine vernünftige Form zu gießen. Leider ist aber Blei billiger als Zink und wird daher gerne dem ganzen untergemischt, um wieder ein paar Cent Materialkosten einzusparen. Auch scheint das Rohmaterial in Barrenform von Laien nur schwer zu unterscheiden zu sein, was dann bei Billiglöhnern unter Umständem noch nicht einmal vorsätzlich geschieht, sondern mangelhaften Materialkenntnissen zuzuordnen ist..

Auch deutschen Produzenten scheint dies gelegentlich passiert zu sein, weil versehentlich überbleibende Bleiangüsse in die Schmelze geworfen wurden. Es wird halt verwertet, was nur geht, und ist ja auch betriebswirtschaftlich gesehen absolut in Ordnung. Nur Bedarf es halt genauer Fachkenntnisse.zur Unterscheidung der Materialien. Und man hat hier auch schneller reagiert, bevor ganze Chargen ausgeliefert wurden.

Aber warten wir mal ab, was man mir zu meinem Problem mitteilt. Vielleicht gibt es ja noch eine andere Erklärung. Aber die Befürchtung ist eindeutig da.

Einen schönen Tag mit Spaß an "gesunden" Modellen wünscht

Martin

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Martin Händel« (1. Juni 2009, 21:10)


3

Montag, 1. Juni 2009, 19:15

Zink-Modelle meiden?

Hallo,
wenn die Dauerhaftigkeit des Zinkdruckgusses in Frage steht, sollte man dann nicht lieber diese Produkte meiden? Habe leider auch verschiedene Modelle aus diesem Metall (Mä, Hübner) sowie welche bestellt, die erst noch ausgeliefert werden. Hatte bisher allerdings keine Mängel in dieser Hinsicht.
Gruß
Jürgen Hauber

4

Montag, 1. Juni 2009, 19:24

RE: Zinkpest/Weißrost/Korrosion bei Spur-1-Modellen

Hallo,

nachdem ich bereits in dem anderen Beitrag einen Kommentar geschrieben hatte, moechte ich doch auch hier gerne mal die anderen Spur-Einser fragen, wie Sie dieses Thema in Bezug auf die kommenden Neuheiten eines Wettbewerbers sehen.

Ich habe ein Modell der Br 50 bestellt, die ja bekanntermassen auch der der Gemischtbauweise Zinkdruckguss / Messing gebaut wird. Und mit der BR 23 liebaeugele ich ebenfalls.

V60, wie auch BR91 und Koef und V100 ( Rahmen aus Metall) sind in meiner Sammlung vorhanden, aber in der Summe nicht annaehernd so teuer wie eine BR 50. ( Wenn ich diese Modelle verlieren sollte, waere es schade, aber nicht zu aendern, da ja bereits gekauft )

Gibt es Qualitaetszertifizierungen fuer die verwendeten Rohmaterialien wie Metallbarren? Gibt es so etwas wie die optimale Mischung? Kann ein Hersteller diese Prozesse ueberhaupt kontrollieren?

Eine langsam zerbroeselnde Maschine fuer 2000,00 Euro oder mehr koennte mir das Hobby schon verleiden. Sollte man eben doch nur zu Messing greifen?

Ich will hier keine Panik verbreiten, aber das Thema Materialzersetzung bei Zinkdruckguss und auch vergleichbar bei Resin beschaeftigen mich schon.

Ich hoffe, Papa Huebner hat bei der Fertigung meiner BR64 nicht geschlampt. Um die waere es echt schade ( Modell wie monetaer)

Viele Gruesse

Joerg
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. - Soeren Kierkegaard

5

Montag, 1. Juni 2009, 22:24

RE: Zink-Modelle meiden?

Hallo Jürgen,

hab´ eine Märklin BR 24 (H0) von 1957, die zeigt trotz starken Gebrauchs u. Lackschäden keine Anzeichen der Pest - länger brauchen meine 1-Modelle auch nicht halten ;-)

Andererseits sollten die Modelle nicht im feuchten Keller gelagert werden, auch keine "Messingklumpen".
Unser hochpreisigster Hersteller warb schon mal damit, daß seine Loks rosten wenn man nicht aufpasst!
Das ist übrigens, kann ich Dir aus eigener Erfahrung versichern, in 1:1 auch so ;-)

Denke, egal welcher Werkstoff, trockene, mäßig themperierte Lagerung tut immer gut.

Gruß aus Reutlingen
Michael
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)

Magister

unregistriert

6

Montag, 1. Juni 2009, 22:55

Expertenmeinung....

Hi,
um das Thema "Zinkpest" zu vertiefen, telefonierte ich mit einem ehemaligen Uni-Kollegen (Dipl. Chem., Dr. rer. nat.), der mir versicherte, dass - bei Einhaltung der "DIN EN 1774 Zink und Zinklegierungen" - unter Normalbedingungen keine Probleme bei Modellen auftauchen dürften.

Er meinte allerdings auch, dass es (vorsorglich) immer günstig sei, Modelle mit Druckgussteilen primär bei Zimmertemperaturen aufzubewahren.

Es ist wohl so, dass die Mitglieder des Reinheitszeichen-Verbandes Zink-Druckguß e.V. sich zur Einhaltung der nach DIN EN vorgeschriebenen Reinheit der Feinzink-Gusslegierungen in den von ihnen hergestellten Zink-Druckgussstücken verpflichten; sie führen das RAL-Gütezeichen „ Zink-Druckguß“. Laufende Kontrollen und Analysen gehören zur Überwachung.

Ob die bekannten Modelleisenbahnhersteller diesem Verband angeschlossen sind, konnte ich jetzt nicht feststellen!

Zu fragen wäre natürlich auch, ob ausländische Zulieferer sich an diese Normen halten bzw. ob inländische Hersteller diese Zulieferer entsprechend vertraglich verpflichten und auch deren Legierungen stichprobenweise kontrollieren!??

Ich selbst gehe einmal davon aus, dass - bis zum Beweis des Gegenteils - sich z. B. die K + K - Hersteller strikt an moderne Normen halten bzw. ihre evtl. Zulieferer entsprechend zu Qualitätsstandards verpflichten.

Aber dazu könnte man diese (und andere) Hersteller natürlich auch ganz konket befragen.

Grüße!
Al

EDIT:
Füge noch folgenden Link zur Info ein:
http://www.8703.ch/train/info/zinkkorrosion_hag.pdf

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Magister« (1. Juni 2009, 23:11)


7

Montag, 1. Juni 2009, 23:58

RE: Expertenmeinung....

Hallo Magister,
vielen Dank für Ihre Recherchen. Ihre Informationen geben viele Anhaltspunkte worauf zu achten ist und was passiert sein könnte. Von der Möglichkeit der falschen Materialauswahl, den Verarbeitungsfehlern bis hin zu dem falschen Lagern unserer Spur-1-Modelle.
Aber auch der Transport spielt wohl eine wichtige Rolle. Ich lese in der einen Information, dass auch Salzwasser ein Auslöser der "Zinkpest" sein kann. Damit erklärt sich mir schlagartig, warum die vielen bei "i-bä" ersteigerten Spur-1-Modelle nicht den Transport von den Insel-accounts über die Nordsee schafften. Das Salzwasser hat die Spur-1-Modelle förmlich aufgefressen.
Und wie sieht es eigentlich bei unseren privaten Transporten von Spur-1-Modellen aus? Wer packt seine Modelle denn schön warm ein, bevor er zum weihnachtlichen Spur-1-Stammtisch fährt?

Mit zinkigen Grüßen
Benno Brückel
Henschel-Industrie-Diesellok und Güterverkehr im eigenen Hafen.

8

Dienstag, 2. Juni 2009, 09:19

Hallo,
folgenden Versuch habe ich vor 25 Jahren einmal durchgeführt:
einer meiner Märklin H0- Rungenwagen aus der 300er Serie hatte Zinkpest. Abschleifen der besagten Stellen und anschließendes Nachlackieren half nur für ca. ein halbes Jahr, danach kam der Lack wieder hoch.
Ich habe dann den gesamten Wagen glasmehlgestrahlt, mit Verdünnung abgewaschen, getrocknet und für 5 Jahre in die Vitrine gestellt.
Im Verlauf der 5 Jahre bildete sich allmählich eine Patina auf der Oberfläche, das Material lief dunkelgrau an.
Nach besagten 5 Jahren nahm ich das Modell aus der Vitrine und lackierte es mit einer Lackierpistole mit Acryllack im Originalfarbton.

Seit nunmehr 20 Jahren steht der Wagen in der Vitrine ohne jeglichen
"Zinkfraß".

Wenn ich wüßte, warum das geklappt hat, hätte ich es hier selbstverständlich mitgeteilt!

Gruß

Klaus
Schöne Grüße von

Klaus

Beiträge: 2 553

Wohnort: Erfurt

Beruf: jetzt Rentner, programmieren nur noch im Hobby

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9

Dienstag, 2. Juni 2009, 14:19

Hallo,
was mich bei der ganzen Thematik noch interessiert, ich habe bei manchen Modellen noch Kernbohrungen gemacht und Gewinde geschnitten, wobei ich dann dort Messingschrauben eingedreht habe.
Kann das dann auch zu diesen Problemen kommen?
Schließlich ist in Messing ja Kupfer enthalten.

Also mal anders gesagt, sollte man da bei Verfeinerungen mit Messing usw .besser vorsichtig sein?
MfG. Berthold

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »bbenning« (2. Juni 2009, 14:41)


Magister

unregistriert

10

Dienstag, 2. Juni 2009, 16:07

Hi,
ich habe die Frage von bbenning soeben mit meinem Experten kurz erörtert.

Er meint – mit allen Vorbehalten, die eine Ferndiagnose mit sich bringt, dass jedes Anbohren von oberflächenbehandelten bzw. versiegelten Metallen bzw. Legierungen die Gefahr birgt, dass Korrosion auftritt.

Allerdings sieht er hier nur minimale Probleme, wenn solche Modelle unter trockenen Bedingungen genutzt bzw. gelagert werden. Es kommt offenbar auch sehr auf die (unterschiedliche) Zusammensetzung einer Legierung an, was Prognosen erschwert. Einen gewissen Grad an Versiegelung von Bohrlöchern oder beschädigten Oberflächen kann man u. U. durch Auftragen - oder Eintauchen von einzubringenden Schrauben - von/in Autopolitur erzielen, noch besser ist moderne sog. Nano-Politur.

Generell ist bei allen solchen Fragen, so der Experte, auch zu berücksichtigen, dass Lacke in der Regel nicht ganz dampfdicht sind und diffundieren können! Diffundieren = Feuchtigkeit dringt auf das Metall, und zwar durch die Lackporen, wodurch das Metall sich chemisch mehr oder weniger stark verändern kann.


@ Benno Brückel:

Zitat:

Und wie sieht es eigentlich bei unseren privaten Transporten von Spur-1-Modellen aus? Wer packt seine Modelle denn schön warm ein, bevor er zum weihnachtlichen Spur-1-Stammtisch fährt?

Ich meine :D:

Da dürfte sich für den Zubehörhandel doch nun eine echte Marktlücke auftun: Heizdecken für Krokodile und Dampfrösser!! Oder elektrische Akku-Heizwesten, die man im Jagdzubehörhandel bekommt - sowohl als Verpackng für Modelle als auch für den Sammler geeignet :D .

Werbeslogan: Der Zinkpest ein Schnippchen schlagen!!

Grüße!
Al

11

Mittwoch, 3. Juni 2009, 00:39

Zitat

Original von bbenning
was mich bei der ganzen Thematik noch interessiert, ich habe bei manchen Modellen noch Kernbohrungen gemacht und Gewinde geschnitten, wobei ich dann dort Messingschrauben eingedreht habe.
Kann das dann auch zu diesen Problemen kommen?
Schließlich ist in Messing ja Kupfer enthalten.



Hallo,

der Zinkfraß ist ja vom Moment der Produktion an als Materialfehler in Form einer chemischen Instabilität im ganzen Volumen des Gußmaterials enthalten. Der Zersetzungsprozeß startet bei einem Mißverhältnis der Legierungsanteile von ganz allein und wird durch klimatische Faktoren wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit begünstig oder verlangsamt wie jeder andere chemische Prozeß auch.
Das bloße hineindrehen einer Schraube aber ändert nichts am Mischungsverhältnis der umgebenden Legierung und dürfte demnach wohl auch kaum als initialer Verursacher für Zinkfraß in Frage kommen.

- Grundsätzlich kann eine Abbaureaktion nach Spannungsreihe der Metalle an den direkten Kontaktflächen je nach Materialpaarung schon möglich sein, das ist aber lokal begrenzt und nicht das gleiche wie Zinkfraß.

- Grundsätzlich stimmt auch das von Al geschrieben mit der Problematik von Bohrlöchern und der Verletzung von lackierten oder galvanischen Oberflächen, aber auch hierbei handelt es sich eher um gewöhnliche Oberflächenkorrosion.

12

Mittwoch, 3. Juni 2009, 16:16

Zinkpest/Rost

Hallo Zinkfreunde

In meine Galerie habe ich 3 Fotos aus meiner Sammlung gestellt, an denen man den Unterschied zwischen Zinkpest und "gewöhnlichem Rost" gut erkennen kann.
Interessant ist, daß ausgerechnet am Gewindeloch mit eingedrehter Schraube (brüniertes Metall) keine sichtbaren Schäden erkennbar sind. Ansonsten ist das Gußgefüge des nach dem Krieg gefertigten Oberleitungsmasts zerstört.
An den Tendern taucht die Zinkkorrosion da auf, wo im einen Fall irgendwann mal ein Kleber (zum Kohle einkleben) verwendet wurde, der den Lack aufgelöst hat und offensichtlich auch der Legierung nicht gut getan hat - im anderen Fall an den Stellen, an denen feuchte Finger öfters zugegriffen haben.
Der Güterwagen wurde von mir vor ca 15 Jahren gereinigt, mit Alkohol "entfeuchtet" und hat sich seither kaum verändert.
Für ca 60 Jahre alte Teile ist das nicht tragisch. Eine feuerverzinkte Dachrinne hält - wenn man Glück hat - 40 Jahre.
Entscheidend bei Metallmodellen ist trockene Lagerung. Kondensationsfeuchte kommt an Metalloberflächen auch in trockenen Kellern und Speichern vor und verursacht auf lange Sicht halt Rost.

Grüße von Hermann

13

Donnerstag, 4. Juni 2009, 08:42

Hallo Herr Schnetzler(?),
jetzt nur mal so aus Interesse: hat es wirklich früher einmal Dachrinnen aus feuerverzinktem Blech gegeben?
Mein Großvater hatte einen Klempner- und Installationbetrieb, von daher ist mir das zumindest hier im Norden völlig unbekannt.
Hier gibts und gab es nur Kunststoff-, Kupfer- und Zinkrinnen.

Danke für eine Antwort!

Gruß

Klaus
Schöne Grüße von

Klaus

14

Donnerstag, 4. Juni 2009, 10:18

Zink

Hallo Klaus,

der sparsame Schwabe mag es gern preiswert.
Das Haus meiner Eltern in Oberschwaben wurde 1959 gebaut und hat Dachrinnen aus verzinktem Blech, das nach 10 Jahren gestrichen wurde - soll halt auch noch schön aussehen. Die Rinnen sind bis auf abgeblätterte Farbe noch in Ordnung.
"Vollzink" und Kupfer wurde auch schon damals in der Gegend verwendet.
Der heutige Preisunterschied zwischen Titanzink, Kupfer, Alu, Plastik, verzinktes Stahlblech wird bei der Materialauswahl keine entscheidende Rolle spielen. Es geht da heute eher um Standfestigkeit, Optik und Montagefreundlichkeit.

Grüße aus Augsburg von Hermann

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15

Donnerstag, 4. Juni 2009, 13:44

RE: Zink

Hallo.
Nur zur Info: :O Die Dachrinnen aus verzinktem Stahlblech gibt es heute noch! ;)

Gruss:
Wendezug 8)
Auch wenn das nichts mit der 1 zu tun hat!
Ich fahre Epoche 4, den die iss Mir! :D

Doch ein bisschen 5 iss Trümpf! :thumbsup:

schwellenkarle1

unregistriert

16

Freitag, 5. Juni 2009, 15:21

RE: Zink

Hallo,
es sind 2 Tread's bezüglich der Zinkpest. Nun auf welche antwortet man am besten, ich habe mich für diesen entschieden. Zum allgemeinen: Zink ist ein unedler spröder Werkstoff und wird zum Korrosionsschutz auch als sogenannte Opferanode verwendet. Die chemische Spannungsreihe ist hierfür das besondere Merkmal z. B. die Zink/Kohle Batterie. Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrochemische_Spannungsreihe. Ein Beispiel hierfür ist auch die verzinkte Dachrinne. Wenn das Zink sich mit den Jahren aufzehrt beginnt auch hier die Korrosion am Grundmetall.
Der Zusatz von Blei beinflußt den Schmelzpunkt und die Fließfähigkeit bei der Gußverarbeitung.
Unsachgemäße Lagerung bei schwankenden Temperaturen und Feuchtigkeit sind für Zink äußerst ungünstig. Das kann mitunter auch schon beim Hersteller oder Händler bei langer Lagerung schon der Fall sein. Bei Feuchtigkeitsniederschlag ist im Kondensat erhöhter freier Sauerstoffanteil, der Korrosion in allen Bereichen hervorruft und fördert, ebenso auch bei Zink. Die Verpackungen aus Karton mit Styroporeinsatz sind hierfür besonders anfällig, da der Karton und das Styropor für Feuchtigkeitsspeicherung besonders anfällig sind. Das Unterwandern von Lakierungen wird hierbei besonders gefördert. Eine unsaubere Legierungsmischung ist ebenfalls anfälliger. Wenn die Korrosion sichtbar wird ist der Prozess schon gut fortgeschritten und eigentlich nicht mehr aufzuhalten. Das ganze ist ein schleichender, sehr langsamer Vorgang und erst spät erkennbar. Nur durch sachgemäße trockene Lagerung nach der Herstellung und in der Folgezeit ist das zu vermeiden.
Grüße vom Bodensee

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »schwellenkarle1« (5. Juni 2009, 15:23)


17

Freitag, 5. Juni 2009, 16:21

RE: Zink

Hallo Schwellenkarle,

vielen Dank für diesen informativen und sicher wertvollen Hinweis.

Gruß
Uwe Müller