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Mittwoch, 10. Dezember 2008, 18:57

Bau eines Viaduktes

Moin, Modellbahnkollegen,

bei Bau und Gestaltung von Modellbahnanlagen habe ich mich oft von Vorbildsituationen inspirieren lassen. Häufig waren Bilder in irgendwelchen Eisenbahnbüchern der Grund, über eine Umsetzung ins Modell nachzudenken.

In dem Buch „Das Bw Bochum-Dahlhausen und die Eisenbahn im mittleren Ruhrtal“, erschienen 1988 im EK-Verlag, gibt es auf Seite 167 ein schönes Winterbild, auf dem eine 50er und ein Pwg 14 auf einem Viadukt abgebildet sind. Das Viadukt führt über eine Straße, auf der außer einer Fußgängerin sonst nichts zu erkennen ist. Weil mir solche schlichten und unspektakulären Situationen gefallen, stand für mich fest, dass ich bei Gelegenheit dieses Szene auf der Modellbahn umsetzen würde.

Ein paar Jahre später eröffneten einige Spur-1 Besessene einen Stammtisch in Hattingen in der Gaststätte Hüttenau. Dies nahm ich zum Anlass, in den o. a. Buch auf einer auf der Seite 114 abgebildeten Karte mal die Lage dort zu eruieren und stellte dabei fest, das das Viadukt ganz in der Nähe war, so dass ich beschloss, mir das Ganze mal anzusehen.

Natürlich gab es die Strecke von Hattingen nach Wuppertal-Oberbarmen nur noch in Form eines Radweges, aber die Überführung mit der Bezeichnung „Am Bogen“ war noch vorhanden und ich machte ein paar Aufnahmen. Hier ein Blick aus der Luft [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/403,1originalstreckePKYWE.jpg][/url] auf den Gleisbogen aus Richtung Nordost, hier eine Vergrößerung aus Richtung Ost [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/404,2originalviaduktWUXL0.jpg][/url] (sorry für die schlechte Qualität).

Ein kleines Stückchen weiter nach Osten liegt übrigens der neue Treffpunkt dieser ominösen Spur-1 Süchtigen im Gasthaus Osteck, hier für alle dort Beteiligten eine Luftaufnahme mit Blickrichtung nach Norden. [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/405,3osteckKPQ9Q.jpg][/url] Wer es nicht findet, möge sich am Parkhaus orientieren oder auf diese Vergrößerung schauen [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/406,4osteckvergroessertB93CC.jpg][/url] (Osteck unten rechts).

Da ich gerade beim Bau meiner ersten Spur 1 Anlage war, entschloss ich mich nun, dieses Viadukt und die Straße mit zu integrieren und nachzubauen.

Als Baumaterial kam, wie sollte es auch anders sein, wieder die Kunststoffplatte aus dem Baumarkt zum Einsatz. (siehe Info zum Baumaterial Kunststoffplatte). Das Problem beim Bau diesmal war, dass das Modul mit dem aufgeständertem Gleis bereits existierte, um Betrieb machen zu können. Das Viadukt konnte also nicht separat gebaut und dann an Ort und Stelle angebracht werden, sondern es musste praktisch um die bestehende Holzkonstruktion herum gearbeitet werden.

Als erstes wurden daher die beiden Seitenteile erstellt. Nachdem diese ausgeschnitten waren, wurden Mauerfugen eingeritzt, wobei ich zum größten Teil auf ein Lineal verzichtete und frei Hand ritzte, um den Charakter einer Natursteinwand besser darstellen zu können.

Um die glatte Oberfläche rauer zu gestalten, wurden anschließend die einzelnen Steine mit so genannter Granit Farbe von Farber überzogen, dann kam eine Lage grauer Acrylfarbe über die gesamte Fläche.

Mit Plakafarben wurden dann nochmals die einzelne Steine bemalt, so dass die Fugen Grau blieben und dann alles mit zerriebener Kreide patiniert. Auf diesem Bild [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/407,5steinaufbau70324.jpg][/url] sieht man das Beschriebene in der Reihenfolge von rechts nach links, und hier [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/408,6steinaufbauE5XKK.jpg][/url] ein Blick auf die raue Steinoberfläche.

Die beiden Seitenteile wurden dann rechts und links von der Holzkonstruktion auf dem Segment angebracht. [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/409,7viaduktseite2fastfertigP1Q0S.jpg][/url] Damit war der einfachere Teil erledigt, denn nun ging es an die Innenteile der Bögen.

Bei den unteren, geraden Teilen der Pfeiler fertigte ich zunächst aus der Kunststoffplatte entsprechende Mauerteile. Ich hatte gehofft, damit auch die runden Bögen ausfüllen zu können, dies erwies sich jedoch als nicht machbar. Also griff ich notgedrungen auf einen Millimeter starke Plastikplatten aus dem Modellbauladen zurück. Ich verzichtete hier auf eingeritzte Fugen, sondern malte die einzelnen Steine nur mit der Granitfarbe rau auf.

Zwischen die Pfeiler wurden dann zunächst Hilfskonstruktionen eingebaut, [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/410,8bogeninnenteilMCTW9.jpg][/url] und darauf wurden direkt die dünnen Plastikplatten aufgeklebt. Nur so war es möglich, die Bögen zu gestalten. [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/411,9bogeninnenteiloben2VWR5.jpg][/url]

Auf die auch beim Original inzwischen zugemauerten Öffnungen [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/412,10viaduktoriginalEC6JF.jpg][/url] in den Pfeilern verzichtete ich übrigens.

Gleich geht’s weiter ……

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Mittwoch, 10. Dezember 2008, 19:03

Bau eines Viaduktes

Den oberen Abschluss des Viaduktes bildeten weitere Teile aus Kunststoffplatte sowie zwei Holzleisten. [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/413,11viaduktgelaenderCC4S7.jpg][/url] Die Geländer wurden entgegen ursprünglichen Planungen nicht aus Messingprofilen gelötet, sondern es kamen Plastikprofile zum Einsatz, die geklebt wurden (Uhu Kraft).

Damit war das Brückenbauwerk fertig. Für die Straße und den Fußweg unterhalb des Viaduktes wurden ebenfalls Kunststoffplatten verwendet. Durch eine in der Mitte unterhalb der Straße angebrachte Holzleiste kam auch die typische Wölbung zustande.

Wie bei allen meinen Segmenten wurde für den Landschaftsunterbau ein Holzgestell errichtet, welches mit Fliegengaze (Fensterfliegengitter) überzogen wurde. [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/414,12viaduktrueckseiteAN6S1.jpg][/url] Darauf kam dann eine Schicht selbst und leicht herzustellendes Pappmaché. Das Ganze wurde dann mit Wildgras (Heki), Flockenmaterial und „Bäume, Büsche, Blattwerk zum Selbstgestalten“ (Heki Nr. 1670) bepflanzt. [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/415,13viadvornefertigQJ27H.jpg][/url]

Die Verwendung von Pappmaché hat neben dem geringen Gewicht auch den Vorteil, dass das Material komplett von dem Fliegengitter abgehoben werden kann und so ganze Landschaftsteile erhalten bleiben, falls man, so wie ich, eine neue Anlage baut und die alten Module wieder demontiert werden.

Abschließend ein Bild von der Rückseite des fertigen Viadukts [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/416,14viaduktfertigG7MDV.jpg][/url], von der Vorderseite des Originals (Vorderseite entspricht hier dem Bild aus dem EK-Buch) [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/417,15viaduktoriginalTVUNB.jpg][/url] sowie der Vorderseite des Modells, [url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/418,16v200aufviaduktX4JYS.jpg][/url] in Anlehnung an das Foto aus dem Buch.

Das Modul mit dem Viadukt ist das einzige Überbleibsel von meiner alten Anlage, ich habe auf der neuen Anlage leider keinen Ort gefunden, wo ich es hätte verwenden können, aber ich konnte mich auch nicht zu einem „Rückbau“ entschließen. Vielleicht baue ich eines Tage, wenn ich mal die Zeit habe, passende Übergangsmodule mit Normköpfen und kann es dann auf einem Modultreffen präsentieren, aber dass kann noch sehr lange dauern….

Das war’s erstmal für heute, den nächsten Bericht von mir gibt es wohl erst im nächsten Jahr,

der Michel


PS: Ein Viadukt ist zwar kein Gebäude, ich hoffe aber, das auch Hochbauten in diese Rubrik passen, vielleicht sollte man die Rubrik in „Gebäude und Hochbauten“ ändern. :]

Klaus Oberdellmann

unregistriert

3

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 20:05

RE: Bau eines Viaduktes

Hallo Michel,
einfach super... !!!,
ich fahre täglich durch dieses Viadukt wenn ich mit meinem Hund morgens an die Ruhr
fahre.
Gruß von einem dieser ominösen Spur-1-Süchtigen !!!:D
Klaus

4

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 20:24

RE: Bau eines Viaduktes

Hallo Michel,

jetzt fehlt nur noch der Nachbau des "Ostecks" selber, und darin könnten wir uns mit Sicherheit auch noch drin sitzen sehen... 8)

In dem grauen Haus mit den Balkonen vor dem Osteck hab´ ich mal gewohnt, da war´s noch ein kurzer Weg - allerdings gab es da den Stammtisch noch nicht.
Heutzutage muss ich den langen, dreiminütigen Fussweg absolvieren....=)

Grüße aus Hattingen!

- natürlich vom Oliver.
Schöne Grüße vom Oliver.

Moderationen sind immer als solche gekennzeichnet! (neu in 2019)

Dieter Ruppel

unregistriert

5

Mittwoch, 10. Dezember 2008, 20:40

RE: Bau eines Viaduktes

Hallo Michel,

ich baue im Garten.

Für meine Brusio-Schleife und die Auffahrtrampe zum Hbf werde ich insgesamt 42 Viadukte in Styrodur fertigen. Deren Höhe beträgt teilweise bis zu 50 cm.

Die Erfahrung mit einer Rampe von 3,6 m zum Schotterwerk ist so gut, daß ich die großen Bauwerke so realisiere.

Meine Frage dreht sich um die "Ausmauerung", bei Ihrem Viadukt mit Kunststoffplatten. Maurere ich die Seiten und Bögen der Viadukte z.B. mit BLOXX-Steinen aus, kostet jedes der Viadukte ca. 100 € - zu teuer. Finde ich keine kostengünstigere Lösung, wobei Ritzen wegen des Riesenaufwands für mich ausscheidet, werden die Styrodur-Viadukte verputzt und anschließend grau gestrichen, wie bei der obigen Rampe.

Was würden Sie mir für die "Ausmauerung" vorschlagen? Jede Lösung muß natürlich wetterfest sein.

Freundliche Grüße,
Dieter Ruppel

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6

Donnerstag, 11. Dezember 2008, 10:58

Bau eines Viaduktes

Moin allerseits,

@Klaus

Für einen, der an der Küste groß geworden ist, wo die Eisenbahn im Prinzip nur aus einer am Deich endenden Strecke aus dem Binnenland besteht, ist das Ruhrgebiet mit seinen vielfältigen verschlungenen Strecken und faszinierenden Brückenbauwerken ein interessantes Erforschungsgebiet. Schade, dass viele Strecken stillgelegt sind, aber diejenigen, die dort aufgewachsen sind, beneide ich schon wegen der reichhaltigeren Erinnerungen an die Bahn.

@Oliver

Da bringst du mich auf eine gute Idee, auf dem Tisch könnte man dann auch ein Gleis verlegen und ein paar Loks fahren lassen, eine Schlepptenderlok wäre etwa 2,5 cm lang, da hätte ich noch ein paar Stunden was zu basteln :) Nur das mit dem Sound könnte ein Problem werden, gibt es so kleine Lautsprecher? ?(

@Dieter Ruppel

Eine schwierige Frage, Herr Ruppel, ich habe drüber nachgedacht, bin aber zu keinem richtigen Ergebnis gekommen. Bei so einer „Massenproduktion“ wäre es vermutlich am günstigsten, eine Form herzustellen und dann Viaduktteile/-bögen z. B. aus Zement zu gießen. Manche Viadukte wurden ja in der neueren Zeit mit einer Zementschicht überzogen, siehe z. B. hier http://www.kassecker.de/lcm/content.lcm/…en/?language=de sowie hier http://de.structurae.de/structures/data/…cfm?id=s0019911

Gartensteine und Tortenschachteln (!) wurden ja auch schon im Garten zum Viaduktbau verwendet, siehe hier http://www.buntbahn.de/fotos/showgallery…7267&ppuser=357 und hier http://www.ketelaer.eu/gartenbahn/index.…12+-+Viaduktbau

Die Frage der Innenansicht der Bögen spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Wenn das Bauwerk auf Höhe Null, also direkt auf dem Gartenboden, entsteht, ist ein Blick in die Bögen je nach Größe u. U. gar nicht möglich und man kann sich den Arbeitsaufwand sparen.

Eine andere Alternative wären bedruckte Folien, dafür muss man aber auch ein paar Euros investieren, aber es beschleunigt den Viaduktbau.

Vielleicht hat einer der Leser ja noch eine Idee oder Erfahrungen zum Viaduktbau.

Gruß

Der Michel

Dieter Ruppel

unregistriert

7

Donnerstag, 11. Dezember 2008, 11:35

RE: Bau eines Viaduktes

Hallo Michel,

danke für Ihre Gedanken.

Die Planungen mit überkopf beton-gegossenen Viadukten hatte ich schon vor Jahren. Die werden einfach zu schwer und die hohen, relativ schmalen Stützen werden auf Dauer auch die Gefahr eines Bruchs ergeben. Außerdem muß ich sie zu Reparaturzwecken einzeln herausnehmen können. Darum sollten die Teile nicht zu schwer werden. Durch Erfahrungen von anderen 1-ern kam ich zu Styrodur.

Die Ausgangsteile aus Styrodur werden aus mehreren Schichten (z.B. 100+50 für eingleisige Geraden und 100+100 für eingleisige Kurven) , fertig 100 mm breit, zusammengeklebt. Die Rampe zum Hbf ist zweigleisig und als Ausgangsmaterial 350, fertig 300 mm breit.

Mit Schablonen aus Aluminium und Teflon werden die Viadukte in der Kurve und die Bögen auf einem gerade fertig gewordenen Styropor-Schneidetisch von 1 qm mit dem heißen Draht ausgeschnitten. Um den Abfall niedrig zu halten, werden die Stützen sehr hoher Viadukte separat angesetzt. Anschließend werden sie in 2 Schichten grob und fein verputzt und dann in zwei Schichten mit Außenwand-Dispersionsfarbe gestrichen.

Die Gleise liegen in einem eingelassenen Bett aus echtem, etwas gröberen Schotter. Der hat sich für die Wasserableitung bestens bewährt. Ein Kabel ist ebenfalls dort eingelassen.

Die so hergestellte gerade Rampe im Garten hat das erste Jahr klaglos überstanden.

Freundliche Grüße,
Dieter Ruppel

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dieter Ruppel« (11. Dezember 2008, 14:29)


8

Donnerstag, 11. Dezember 2008, 13:49

RE: Bau eines Viaduktes

Hallo Michel,

wirklich klasse, was unter Deinen Händen entsteht. Haste wirklich was drauf!

Gruß
Wolfram
Grüße
Wolfram Ruß

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