Hallo,
mit dem Beitrag "...in die P?tz treten..." f?hle ich mich nicht nur als Modellbahner verunglimpft. Denn erstens leite ich ein solches Pr?flabor, und zweitens schreibe ich an mehreren Normen mit. Die Normen schreibe ich so, da? sogar meine Mitarbeiter (Techniker) sie lesen und verstehen k?nnen. ?brigens: die Anforderungen der Normen werden st?ndig eher erh?ht statt verringert.
Spielzeug, und darum handelt es sich bei Modellbahnen, unterliegt den Anforderungen der Spielzeug-Richtlinie der EU. Daf?r gibt es eine Produktnorm, die die Anforderungen im Detail regelt, z.B. (grob) die Bereiche EMV (=Elektromagnetische Vertr?glichkeit), Versorgungsspannung, Temperatur, Mechanik: z.B. Vibration und Schock, elektrische Sicherheit.
F?r Laien als Besucher unseres Labors erkl?re ich EMV immer mit der Vertr?glichkeit in Ehe oder Partnerschaft: man mu? sich miteinander vertragen. Das m?ssen benachbarte Ger?te auch, z.B. Steckkarten in einem PC oder die Abstrahlung ?ber Netz- oder Netzwerkkabel z.B. auf Antennenkabel. Das versteht jeder. Und ein Handy hat auch jeder.
Die EU hat z.B. im Rahmen der EMV-Richtlinie Schutzziele definiert, die ganz und gar nicht jenseits der Praxis liegen: w?hrend z.B. ich ich Garten mit der Bahn spiele, m?chten meine Kinder/meine Frau ungest?rt Radio-oder Fernsehprogramme empfangen oder mobil telefinieren. Das geht aber nur, wenn jeder der beteiligten Hersteller seine Hausaufgaben gemacht hat. Einfach mal so entwickeln, und erwarten, der Markt hat keine Probleme damit, funktioniert leider - noch - nicht. Wer schon mal auf der Autobahn nach Saarbr?cken gefahren ist, sieht dort neben einem starken Radiosender einen Maschendraht ?ber die Autobahn gezogen. Warum wohl? Weil dort die Elektronik des Autos gest?rt wurde. Alle Autotypen in Europa werden heute bei der EMV-Pr?fung z.B. mit sehr hohen Feldst?rken beaufschlagt, um dies nachzuweisen.
Hinzu kommt: es gibt in jedem Land eine Regulierungsbeh?rde, die f?r die Umsetzung der EU-Richtlinien verantwortlich ist. In Deutschland hei?t sie - heutzutage - Bundesnetzagentur. Sie hat in Eschborn und bei Berlin Labors wie das, in dem ich arbeite. Bei meinem j?ngsten Besuch in Berlin wurden z.B. gerade Fernseher auf die Konstanz der Bildwiedergabe gepr?ft.
Sie hat die unangenehme Eigenschaft, bei Industriefirmen unangemeldet vor dem Werkstor zu erscheinen und mehrere Produkte eines Typs zur Pr?fung kostenlos mitnehmen zu d?rfen. Bei Ger?ten der Jubel- oder Haushaltsbranche kauft sie einfach bei Aldi ... mehrere gleiche Ger?te. Diese Beh?rde stand schon bei mir vor der T?r. Dann reicht die angesprochene Konformit?tserkl?rung nicht aus, sondern bei "Durchfall" des Produkts wird als n?chstes nach dem Pr?fbericht gefragt. Dann pr?fen sie selbst.
Es werden j?hrlich in Deutschland ca. 30000 Ger?te gepr?ft. Und die Beh?rden in Europa sind nun auch vernetzt, d.h, sie tauschen Daten aus.
Eine sehr gro?e Anzahl von Ger?ten aus ?bersee - ich nenne keinen Namen, aber er beginnt mit dem dritten Buchstaben des Alfabets, f?llt ?brigens bei diesen Pr?fungen durch.
Also: Bitte nicht derart abf?llig ?u?ern. Wir machen unseren Job gewissenhaft. Schon allein deshalb, weil unsere Berichte gerichtsverwertbar sind und wir selbst als akkreditierte Labors einer j?hrlichen ?berwachung unterliegen, in der die Kompetenz jedes Mitarbeiters ?berpr?ft wird. Weiter will ich hier gar nicht gehen.
Freundliche Gr??e von der modellbahnspielenden Labormaus
Dieter Ruppel