Schicksalsschlag für Märklin
Erben trauern um Urenkel des Firmengründers - Claudius Märklin ist tot
Die Hiobsbotschaften für die Märklin-Familie nehmen kein Ende: Nach der Pleite des Modellbahnbauers im Jubiläumsjahr erreicht sie die Nachricht vom Tod von Claudius Märklin, Urenkel des Firmengründers.
von Joa Schmid
Göppingen
Bis zuletzt war Claudius Märklin einer derjenigen in der weit verzweigten Familie der Märklin-Erben, denen das Schicksal des weltweit größten Modellbahnherstellers sehr nahe ging. Wie es mit dem insolventen Göppinger Traditionsuntenehmen weiter geht, wird der Urenkel des Firmengründers Theodor Friedrich Märklin nicht mehr erfahren: Claudius Märklin starb vergangenen Donnerstag im Alter von 65 Jahren nach einer Herzklappenoperation in München.
Bis zuletzt hatte der Märklin-Erbe, der eine Tochter und Enkeltochter hinterlässt, auf ein glückliches Ende der Märklin-Krise gehofft. Zusammen mit zweit weiteren Gesellschaftern hatte sich Claudius Märklin vor drei Jahren gegen den Verkauf des damals schon kurz vor der Pleite stehenden Modellbahnherstellers an den britischen Finanzinvestor Kingsbridge gewehrt. Die 20 restlichen Familiengesellschafter waren damals genau so wenig begeistert wie der Betriebsrat von Märklin, der sich in einem offenen Brief gegen die "Blockadehaltung" zur Wehr setzte. Die Belegschaft forderte die drei Gesellschafter auf, ihr "persönliches Interesse zugunsten von 1350 Familien" zurück zu stellen.Anfang des Jahres zeigte sich, wie begründet die Bedenken des Diplom-Betriebswirts waren, der bei Märklin zunächst im Einkauf tätig gewesen war und dann als Produkt-Manager und Verlagsleiter für das Märklin-Magazin verantwortlich gezeichnet hatte. Im Februar musste Märklin im Jahr des 150-jährigen Bestehens Insolvenz anmelden, nachdem die Hausbanken eine Kreditlinie von 50 Millionen Euro gekündigt hatten. 2008 waren bei einem Umsatz von 128 Millionen Euro Verluste von 21 Millionen Euro aufgelaufen. Trotzdem waren von Kingsbridge bis zuletzt horrende Beraterhonorare bezahlt worden. Der Sanierungsplan des Insolvenzverwalters war bitter: Rund 400 Beschäftigte in Göppingen, Györ und Nürnberg verloren ihren Job, in Göppingen waren es 127. Das Werk in Nürnberg wurde geschlossen.
Aus Familienkreisen war zu erfahren, dass Claudius Märklin über die Insolvenz nicht hinweg gekommen sei. Nach seinem Ausscheiden bei Märklin hatte er viel Zeit an seinem Zweitwohnsitz in Garmisch-Partenkirchen verbracht, wo er sich seinem Hobby Oldtimer widmete. Erst vor knapp einem Jahr hatte der Mann mit dem berühmten Namen bei einem Oldtimer-Wettbewerb in Ludwigsburg mit seinem Mercedes-Benz c D-Cabriolet Baujahr 1957 einen zweiten Preis in der Kategorie Wirtschaftswunderautos gewonnen. Auf ein Wunder hat Claudius Märklin vergeblich gewartet.
Quelle:
http://www.suedwest-aktiv.de/region/nwz/…8db95a04a47964f