Spur 1 Gemeinschaftsforum

Liebe Freunde des maßstäblichen Gleises,
in Maarn konnten einige Besucher sich bereits von den Vorzügen der neuen Hosenträger Weiche ein persönliches Bild machen. Um den Daheimgebliebenen ebenfalls die Möglichkeit der Inaugenscheinnahme zu geben, hier eine kleine Nachlese und am Ende des Berichts der aktuelle Stand zur Produktion. Die Verzögerung in der Berichterstattung bitten wir zu entschuldigen. Auch wenn wir 5 Leute sind, haben wir doch alle noch einen Beruf und müssen unsere Brötchen mit profaneren Dingen verdienen als mit solch schönen Modellen. Die 5 Freunde haben im Moment alle Hände voll zu tun, um die anstehende Produktion zu ermöglichen. D.h. es werden Vorrichtungen und Fräsprogramme erstellt, Gußteile entworfen, bemustert, verworfen, neu bemustert, mit Lieferanten verhandelt oder zunächst mal gesucht und dann verhandelt und dann kommt auch noch das Finanzamt und verlangt eine Inventur... Nunja unser Vorrat an Schrauben ist zwar volumenmäßig immer noch etwas mehr als eine Handvoll, aber das zu Zählen kann sich sicher jeder Vorstellen... ;-)
Aber zur Sache. Das erste Bild(DSC06734) zeigt die 190er in ihrer ganzen Pracht: mit Zungen aus gezogenem Neusilberprofil Zu2-49, paßgenau gefräst zur perfekten Anlage an die Backenschiene. Ein Herzstück aus Neusilber in der Form der ersten Vollschienenherzstücke der Reichsbahn nach Bauart 204 (ohne jeglichen Zusatzbuchstaben).
Das nächste Bild (DSC06742) zeigt den Zungenbereich nochmal etwas aufgezoomt. Zungenfuß und Zungenkopfprofil sind vorbildgerecht in mehreren Aufspannungen gefräst, so daß sich exakt das Bild einer Reichsbahnzunge im Querschnitt ergibt. Wer sich das Vorbild schonmal genauer angeschaut hat, weis was das bedeutet: der Querschnitt verändert sich über die Länge der Zunge. Vom Anfang angeschärft, damit der Spurkranz leicht die richtige Richtung findet, wird der Kopf des Zungenprofils zum Ende hin immer breiter, bis er mit seinem vollen Profil dann in den Regelschienenkopf übergeht. Am Anfang ist das Zungenprofil übrigens beidseitig angefräst, ebenso wie die Backenschiene in diesem Bereich. Somit ergibt sich eine leichte Anlage und die Zunge liegt wirklich "messerscharf" an der Backenschiene an.
Das Bild DSC06739 zeigt das Herzstück in seinem Aufbau. Die Hauptspitze ist dem Vorbild mit seiner Ausschmiedung an dem Beginn der Spitze nachempfunden. (bei uns wird jedoch nicht geschmiedet, sondern gegossen; man möge uns diesen Fauxpas verzeihen). Ebenso die Beispitze, die im Vorbild ebenfalls ausgeschmiedet wurde. Beide Auschmiedungen waren so gewählt, daß sie exakt auf einer Seite in die hohle Flanke der Flügelschiene passten. Die gegenüberliegende Seite war dann mit passgenauen Futterstücken an der Flügelschiene befestigt. Im verschraubten Zustand ergibt sich so beim Vorbild eine sehr stabile Verklammerung, die zudem durch die weit im Fußbereich vorgezogene Hauptspitze eine sehr lange Stützbasis hatte. Diese Herzstücke waren zudem aus dem Vollschienenprofil Vo1-49 gefertigt und somit sehr massiv, aber dadurch auch sehr stabil. Nun, da wir wissen: der typische Spur1 Bahner fährt auch gerne mal seine schweren Messingfahrzeuge über solche Weichen, kam uns diese Konstruktion gerade recht um dies auch genau im Modell zu verwirklichen. Und es findet sich alles wieder, was das Vorbild auch hat (oder hatte): Vollschienenprofil Vo1-49 mit an den Anschlußstellen ausgearbeiteten Laschenkammern, ausgeschmiedet dargestellte Haupt- und Beispitze, Futterstücke und die komplette Verschraubung aller Bauteile incl. Laschen bzw Unterlagsbleche. (siehe auch Bild DSC06746)
Mit diesen Bauteilen sind alle Radtragenden Bauteile unserer Weiche aus Neusilber und bieten damit eine einheitlich farbige Optik.
Wer jetzt noch genauer schauen möchte, dessen Blick sei auf die verwendeten Kleineisen im Zungenbereich gelenkt. (Bild DSC06747)
Bedingt durch den Umstand, daß die Kunststoffwerkzeuge der Rippengleitplatten nicht mehr zur Verfügung standen, waren wir gezwungen, neue Werkzeuge zu beschaffen. Aus dem fortschreitenden Erkenntnisgewinn bei der Beschaffung von Feingußteilen haben wir uns entschlossen, die bisherig als Zusammenbau dargestellten Kunststoff-Rippengleitplatten in ihre Einzelbauteile aufzulösen und tatsächlich als Einzelteile anzubieten. Wir haben sogar einen Gießer gefunden, der uns diese Teile fertigt.
Wer es nicht glauben kann, im nächsten Bild DSC06759 zeigen wir die Einzelteile am unbehandelten und teil-montierten Musterstück.
Man erkennt an der ersten Schwelle die Rpg21, die mit der danebengelegten Klemmplatte Kp90 und der Bolzenschraube zur zusammengeschraubten Rippengleitplatte Rpg21verheiratet wird.
An der zweiten Schwelle die Rpg22, in die bereits der Stützwinkel eingelegt ist (der natürlich auch separat ausgeführt ist), sowie von der Schwelle her: Kp90, Bolzenschraube für die Kp90, Keilplatte Klp1, und Bolzenschraube für die Klp1.
An den hinteren Schwellen sieht man die Gleitplatten, die sich von den Rippengleitplatten durch die fehlende Zungenfußgleitbahn unterscheiden, aber ansonsten nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind. (Ein weiterer Grund dieses Baukastenprinzip der Reichsbahn zu nutzen).
Aus diesem Baukasten werden dann demnächst noch weitere Rippenplattenformen entstehen, aber dazu später mehr...
Nun: wer wird mir widersprechen: ein herrliches Bild, schöner gehts (fast) nicht mehr, oder?
Einen kleinen Haken hat diese weiterentwickelte Detaillierung natürlich: das ist für den ursprünglich von uns kalkulierten Preis des Bausatzes nicht mehr machbar. Wir werden daher die Preise nach oben anpassen müssen und dies in unserer nächsten Preisliste auf unserer Homepage veröffentlichen. Die 190 1:9 wird dann als Grundbausatz bei 450,-EUR liegen.
Aber: wir wollen natürlich unsere bisherigen Kunden nicht verprellen. Alle Bestellungen, die uns bis dato, d.h. Anfang März 2018 vorgelegen haben, werden zu den bestätigten Preisen ausgeliefert, ohne Wenn und Aber. Wir denken, das sind wir unseren Kunden schuldig und wir wollen auf diese Art beweisen, daß wir zu dem stehen, was wir sagen. Außerdem möchten wir damit das Vertrauen unserer Besteller in uns belohnen. Und gerade für dieses Vorschußvertrauen bedanken wir uns ganz herzlich.

Wie geht es nun weiter?
Wie oben schon ausgeführt, gehen derzeit die Vorbereitungen für die 190er in die Endphase. Wir warten noch auf ein entscheidendes Bauteil, welches wir leider reklamieren mußten und wofür ein neues (und auch teures) Werkzeug langwierig beschafft werden mußte. Eine Neulieferung ist unterwegs und sobald wir diese begutachtet und freigegeben haben, geht es in die Vollen.
Einen Teil der Bauteile haben wir bereits vorkonfektioniert um Zeit für das Verpacken aufzuholen. Wir können noch keinen definitiven Termin nennen, weil wir die Lage schonmal zu optimistisch eingeschätzt haben. Aber sobald die Freigabe für das letzte Bauteil gegeben wurde, werden wir an dieser Stelle wieder informieren. Dann liegt es nur noch in unserer Hand, wie schnell wir sein werden.

Eine kleine Anmerkung zu der Zungenverbindungsstange:
Auf dem Bild ist die Grundausführung mit einer einfachen Stellstange zu sehen. Diese kommt zur Anwendung, wenn wir keine näheren Angaben bei der Bestellung haben.
Es befindet sich optional ein voll funktionstüchtiger Klammerspitzenverschluß gegen Aufpreis in Vorbereitung. Dieser wird auf einfache Art einbaubar sein. Wer sich genau die Backenschiene am Verschlußfach anschaut, wir die beiden Bohrungen für die Befestigung des Verschlußstücks erkennen. Unser Klammerspitzenverschluß wird nicht nur genau die gleiche Funktion wie das Vorbild haben, sondern auch genauso wie das Vorbild mit den entsprechend angepassten Spezialschrauben befestigt werden. Es wird sich kein Kunde mit Gewindeschneidern im Bereich vom M1,0 beschäftigen müssen!
Näheres dann, wenn das erste Funktionsmuster fertig ist.
Bis dahin... noch ein wenig Geduld...
Martin Meiburg
Vertriebsbüro Hotteln