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  • »Ulrich Geiger« ist ein verifizierter Benutzer
  • »Ulrich Geiger« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 1 372

Wohnort: ein Schwabe in Mittelhessen

Beruf: Dipl. Verw-Betriebswirt, Pensionär

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1

Montag, 12. Juni 2017, 22:50

Europ-Wagen

Hallo zusammen,
um den "Spitzdachwagen-Beitrag" mit der "Europ-Wagen-Verwendung" nicht themenfremd zu überfrachten, möchte ich die dortige Europ-Wagen-Diskussion etwas ergänzen und die Systematik in Kurzform skizzieren.
UIC-fähige Güterwagen konnten länderübergreifend eingesetzt werden, allerdings musste für die Verweildauer im "Ausland" von den Bahnen, bei denen so ein Wagen im Einsatz war, er lief in der Regel im "Lastlauf" dort hin, Fremd-Wagenmiete bezahlt werden. Daher war jede Bahn bemüht, diese Wagen, ob mit oder ohne Rückfracht, schnellst möglich wieder der Heimatverwaltung zuzuführen. Das war teuer und führte, wenn man gerade keine passende Ladung hatte, zu einem unwirtschaftlichen Leerwagen-Rücklauf-Tourismus. Dabei entstand die Idee des Europ-Wagenpools. Die am Pool beteiligten Bahnen stellten eine gewisse Anzahl der meist verwendeten Wagentypen in den Pool ein. Diese Wagen konnten dann innerhalb der Bahnen des Europ-Pools wie eigene Wagen mietfrei verwendet werden. Erst wenn der Länder-Saldo negativ war, eine Bahn also mehr Europ-Wagen in ihrem Binnennetz im Umlauf bzw. in Verwendung hatte, als sie selbst in den Pool eingebracht hat, wurde eine Europ-Wagen-Miete fällig. Diese war geringer als die "Fremdwagen-Miete". An den Grenzgüterabfertigungen wurden Wagenübergangslisten (mit Wagennummern usw.) für alle Eingangs- und Ausgangsgüterzüge geführt. Diese Wagenübergangslisten wurden täglich an eine zentrale europäische Wagenabrechnungsstelle eingesandt. Auf diese Weise konnten sowohl die Fremd- als auch Europ-Wagen, und natürlich die DB-Wagen, die nicht im Europ-Pool waren, die ins Ausland liefen, miettechnisch erfasst werden. Soweit in aller Kürze.
Schöne Grüße
Ulrich Geiger
Ein Schwabe in Mittelhessen
- Wir können alles außer Hochdeutsch -
Anrede: Ich möchte nicht automatisch geduzt werden, sondern nur von persönlich Bekannten. Ich antworte nicht auf Beiträge ohne Klar-Namen und möchte von diesen auch keine Antworten!
(Avatar: mein Himalya-Khumbu-Trekk zum Yeti und noch rd. 5 Tages-Etappen zum Mt. Everest Base Camp, der Kleine Nepali an meiner Seite ist Sherpa-Guide Kumar, im Hintergrund v. l.n. r. Mt. Everest, Lotus, Lotus Shar)

2

Dienstag, 13. Juni 2017, 12:10

Hallo Herr Geiger,

vielen Dank für Ihre Erklärung, dies war mir bislang nicht bekannt, vor allem war mir die Begründung unbekannt. Man liest immer nur, dass diese Wagen in einem Pool eingestellt waren.

Die Europ-Wagen liefen ja in den 50-60 (70?) Jahren, danach tauchte m.W. diese Beschriftung nicht mehr auf. Können Sie evtl. noch ergänzen, wie es nach der Europ-Zeit aussah/aussieht?

Gruß, Bernd

PS Jetzt können ja die sparsamen Modellbahner einzelne ausländische Wagen (kurzfristig) einsetzen, oder aber viele Europ-Wagen ;)

3

Dienstag, 13. Juni 2017, 12:11

Grüß Gott,

ein sehr wichtiger Gesichtspunkt für die Wagenrückführung in die Heimatländer darf hier aber nicht unerwähnt bleiben, nämlich die Wagen-Knappheit der 1950er-Jahre generell und speziell an "leistungsfähigen" Güterwagen (höheres Ladegewicht, Schnelläufer), so daß die einzelnen Bahnverwaltungen sehr daran interessiert waren, ihre eigenen Wagen baldmöglichst wieder in ihrem Verfügungsbestand zu haben, ganz unabhängig von den Mietkosten für Fremdwagen.

Aufgrund dieser Wagen-Knappheit war die Beförderungs-Kapazität bis tief in die 1950er-Jahre hinein sehr angespannt, und es wurde versucht, kostenspielige Güterwagen-Rückläufe nach aller Möglichkeit zu vermeiden, um vorhandene Beförderungs-Kapazität auszunützen.

Von einem "Güterwagen-Tourismus" möchte ich so nicht sprechen, denn bspw. konnte das DB-Hauptwagenamt anordnen, "daß ihm der Bedarf für Sendungen nach dem Ausland, der von den Direktionen nicht mit geeigneten Fremdwagen gedeckt werden kann", und "der Bestand an Fremdwagen, die die Direktionen im eigenen Bezirk nicht verwenden können, besonders zu melden sind", so daß das DB-Hauptwagenamt koordinieren konnte, welche Fremdwagen in welcher Direktion für "Last-Rücklauf" zu verwenden waren, so daß der "Leer-Rücklauf" minimiert wurde.

Grüße Jürgen Stadelmann