Hallo Herr Elze,
obwohl Sie ja schon in Ihrer "Frage" die scheinbare Unmöglichkeit einer Lösung hineininterpretieren, möchte ich dennoch antworten da hier viele Mitleser dazu gerne mehr erfahren würden.
Zuerst vielleicht noch das, NEM und finescale zusammen geht nicht, diese Normen sind nur je für sich fahrsicher da die jeweiligen Weichen dazu gebaut sein müssen!
Bei meiner Modellbahnerei komme ich als aktiver Museumsbahner eher vom Vorbild her und dort sind Radsatznormen entscheidend. Aber m. E. ist die Fahrsicherheit auch bei unseren Modellen wichtig, denn schnell wird aus einer Entgleisung ein Absturz mit verheerenden Folgen.
Das eigentliche Problem ist ja der Radlauf über die Weichen mit festem Herzstück, hier ist die Fahrkante unterbrochen, das Rad hat in der Lücke keine Führung. Diese Führung übernimmt dort der Radlenker am gegenüberliegenden Rad des Radsatzes (Radsatz = eine Achse mit zwei festmontierten Rädern). Diese Anordnung erzwingt einen stets genau gleichen Abstand der Räder damit das Rad am Radlenker die Führung des Rades, das auf die Herzstückspitze zuläuft auch sicher daran vorbeiführt. Größere Querbewegungen können hier zu unkontrolliertem Verhalten = Entgleisung führen.
Beim Vorbild ist die Herzstücklücke so schmal daß der Radsatz nicht hinfallen kann sondern von der Flügelschiene soweit getragen wird bis er die Herzstückspitze erreicht hat (s. Bild 1). Bei unserer NEM ist das leider nicht möglich, da die Laufflächen dann so breit werden müssten daß sie an anderen Weichen wie DKW zu Problemen führen (siehe die Radsätze Ihrer 221)
Sie hatten für die ersten Gaskesselwagen einen Radsatz entwickelt der von der Lauffläche her geschwächte (nicht niedrigere) Spurkränze hat und versuchten das als Verfeinerung zu erklären, wobei diese scharfkantige Form überhaupt nichts mit einem Vorbildspurkranz, der allseitig rund ist, gemein hat. Diese Schwächung ergibt jedoch eine größeres Spurspiel im Gleis, d. h. der Radsatz kann eine deutlich größere Querbewegung im Gleis ausführen was in der Weiche zu stärkerem hineinfallen in die Herzstücklücke oder Querschlägen durch den Radlenker führen kann. Das geschieht natürlich nicht grundsätzlich sondern eben zufällig oder durch bestimmte Weichenanordnungen - sprich, wenn dann immer an der gleichen Stelle.
Wenn Sie sich jetzt an den Maßen des Hübner-Radsatzes orientieren sind sie doch auf dem richtigen Wege und wenn Sie die noch verfeinern wollen dann verringern Sie da einfach die Spurkranzhöhe, das geht theoretisch bis zum Originalmaß von 1mm (beim Vorbild 26 - 36mm)
Wollen Sie noch weitere Verfeinerung betreiben, dann können Sie auch die eigentlich zu große Laufflächenbreite verringern, die Laufflächenbreite ist das Maß zwischen der Spurkranzkehle und Radaussenkante. Ich selber habe bei Hübner-Radsätzen die Lauffläche um 1mm verringert und bin damit beim Vorbildmaß von ca. 3,6mm. (Bild 2 und drei am linken Wagen) Diese Radsätze haben sich schon auf vielen Modultreffen bewährt, in Halver hatte ich auch eine derartig umgebaute BR 96 dabei, die nur an einer zunächst nicht maßhaltigen Selbstbauweiche entgleiste. Nachdem der Erbauer diesen Fehler behob, lief meine 96 und alle andereren Tausend Fahrzeuge klaglos darüber.
Zur Verringerung des hineifallens in die Herzstücklücke empfehle ich Ihnen eine Verringerung der vertikalen Pendelbewegung auf +/- 0,5 - 0,8mm je nach Achsstand (je größer der Achstand desto größer sollte die Pendelbewegung sein).
Eine Verfeinerung der Radsatzmaße bedingt aber stets auch eine Verringerung der Toleranzen bei der Gleisverlegung, vorallem Gleisverwindungen (z.B. beim Übergang in Kurvenüberhöhungen) sind kritisch, da die Räder dort dann irgendwann abheben.
Das war jetzt natürlich viel Text, aber die sichere Führung des Radsatzes im Gleis ist halt nicht ganz einfach. Man muß sich nur vor Augen halten daß es tatsächlich geht, wenn man alle korrespondierenden Maße zwischen Radsatz und Gleis einhält. 500km/h gehen auch mit vorbildlich feinen Rädern - so man will.
mit freundlichen Grüßen
Michael Staiger