Ein Probezusammenbau des Laufwerks verlief (fast)
zufriedenstellend. Achsen, Achslager, Federn, Hängeeisen und Bremsklötze saßen
an der richtigen Stelle und funktionierten, wie sie sollten. Es stellte sich
aber heraus, dass die Bremsdreiecke, gekaufte Gussteile, und damit die
Anlenkpunkte des Bremsgestänges nicht fluchteten – das Dreieck war
ungleichschenklig (siehe Abb.). So habe ich die Anlenkungen abgetrennt und selbst
hergestellte, um knapp 1 mm versetzt, montiert. Damit liegen sie jetzt alle
mittig und müssten (hoffentlich) funktionieren. Was auf dem Bild auch noch
fehlt, sind zwei Federböcke. Die waren über Monate nicht lieferbar, sodass ich
auch hier zur Selbsthilfe schreiten musste. Mit Laubsäge und Feile habe ich sie
„aus dem Vollen geschnitzt“, sprich aus 2 mm und 0,5 mm starkem Messing aus der
Bastelkiste.
Zu den größeren Herausforderungen zählten die Aufstiege
sowie Geländer und Laufstege oben am Kessel. Zum einen das Biegen der
filigranen Geländerprofile, zum anderen das Zuschneiden der durchgeätzten
Rautenbleche für die Trittflächen. Die mussten möglichst genau in die
vorbereiteten Rahmen passen, was beim Zuschneiden mit der Schere für feuchte
Hände sorgte...
Die Lackierung habe ich mangels geeigneten Platzes nicht
selbst vorgenommen, sondern einem Modellbahnfreund überlassen, der über eine
vor vielen Jahren von mir gebaute Spritzkabine verfügt. Lackiert wurden Kessel,
Chassis und circa 50 Anbauteile, aus denen anschließend der Waggon
zusammengebaut wurde. Mein vorangehender Versuch, speziell die filigranen
Bremsenteile zu brünieren, schlug leider fehl, da ich nicht dahintergekommen
bin, wie diese Technik richtig funktioniert. Letztendlich schien mir Lackieren
einfacher zu sein.
Vor der Endmontage musste allerdings die Beschriftung
aufgebracht werden, die durch eine abschließende Klarlackschicht geschützt
wird. Beschriftungsmuster fand ich natürlich im Kesselwagen-Buch von Stefan
Carstens, woraus ich mir zwei, drei Wagennummern mit den dazugehörigen Daten
der Epoche 3 aussuchte – man kann ja nie wissen. Die Druckvorlagen zu
erstellen, war dann kein Problem mehr für mich. Zum Einsatz kamen sowohl Decals
(von A. Nothaft) als auch Aufreiber (von Simrock), die beide rasch und in
bester Qualität geliefert wurden. Die aufgebrachte Beschriftung bekam
abschließend noch einen Klarlack-Überzug, um grifffest zu werden, danach begann
der Zusammenbau.
Zuerst beschäftigte ich mich mit den Domdeckeln und ihren
Verschlüssen. Dabei musste ich feststellen, dass so eine Lackierung mit
mehreren Schichten Grundierung, Deck- und Klarlack doch ganz schön aufträgt!
Daher musste ich alle Bohrungen und Passungen von Farbe befreien, um die
gewünschte Beweglichkeit wieder herstellen zu können.
Danach kam das Chassis dran. Schaken und Federpakete hatten
erstaunlicherweise beim Brünierversuch die erhoffte schwarze Färbung
angenommen, na ja, die Federpakete nicht so ganz, die sehen eher etwas
verrostet aus. Aber da der Waggon ohnehin mal patiniert werden soll, habe ich
das auch so gelassen, es wirkt schon recht authentisch. Außerdem brächte eine
Lackierung der Blattfedern die Gefahr mit sich, dass die Federblätter
miteinander verkleben, was wiederum dazu führen würde, dass sie nicht mehr
federn.
Nach deren Montage kamen die diversen Einzelteile der
Radbremsen an die Reihe. Auch hier musste erst die Beweglichkeit
wiederhergestellt werden, was nicht immer ganz reibungslos gelang. Anschließend
wurde die bereits vor dem Lackieren komplettierte Bremsanlage eingebaut, auch
die hatte durch den Farbauftrag etwas an Beweglichkeit eingebüßt, was ich
versuchte, durch unzähliges Hin- und Herbewegen des Hebelwerks wieder in den Griff
zu bekommen.
Aber nun wurde es wirklich ernst – die Umstellvorrichtung
der KE-Bremse sollte montiert werden. Deren Teile waren alle noch nicht lackiert.
Und da man sich ja immer höhere Ziele setzt, sollten auch die beweglich werden…
Die Umstelltafeln für Lastwechsel, G-P-Wechsel und Ausschalter hatte ich mir bereits
mit ätzen lassen, ebenso deren Betätigungshebel sowie eine Anzahl kleiner
Hebelärmchchen und weiterer Verbindungselemente.
Mit dem einfachsten, dem Ausschalter, habe ich begonnen. Von
dessen Welle aus geht nur eine Hebelverbindung zum Steuerventil. Aber schon
beim G-P-Wechsel kam ich ins Schwitzen! Hier läuft ebenfalls eine
Hebelverbindung zum Steuerventil, aber noch zwei weitere zu den
Lastwechselschaltern rechts und links. Und von deren Welle aus wiederum eine
Verbindung über zwei Winkelhebel zum Lastwechselkasten am Bremsgestänge. Die
diversen Gelenkverbindungen habe ich mit 0,6 mm Nieten und vorsichtig dosierten
Tröpfchen Zweikomponentenklebers hinbekommen. Was nicht geklappt hat, ist die
Funktion der Zahnradsegmente, die beim Last- und G-P-Wechsel auf der jeweils
anderen Seite die Drehrichtung der Hebel umkehren. Mit meinen Mitteln konnte ich
es einfach nicht besser. Aber man braucht ja noch Ziele ;-)
Eine große Hilfe beim Bau des Waggons war die in manchen
Bildern zu sehende Montagevorrichtung, die ich vor vielen Jahren erstanden habe
und zwischenzeitlich von Spur 0 auf Spur 1 umrüsten ließ. Damit kann ein Waggon
um 360° gedreht und in zig Stellungen arretiert werden. Die Fahrzeuge werden
darin an den Puffern oder Pufferhülsen fixiert.
Die Endmontage des Kesselwagens wurde noch einmal zur
Zitterpartie. Die Achsen – auf einen speziellen Wunsch hin mit Super-NEM-Rädern
versehen – wurden montiert und danach das Bremsgestänge ausgerichtet; die
Bremsklötze, aus Kunststoff, mussten ja möglichst dicht am Rad liegen, um beim
Betätigen der Handbremse Wirkung zu zeigen. Daraus resultiert allerdings, dass
der Waggon nicht ganz so leicht rollt wie andere Modelle.
Erstmalig nach der Detaillierung wurden nun Kessel und
Chassis aufeinandergesetzt. Die oberen Laufstege mit Geländer wurden mit M0,6er
Bolzen angeschraubt. Die Fixpunkte für das Bremsgestänge mussten noch unter dem
Kessel justiert und befestigt werden, ebenso die Gleitbahnen der Bremshebel. Als
Letztes wurden noch die Lösezüge angebracht, und dann war er, nach fast
zweijähriger Planungs- und Bauzeit, tatsächlich fertig – ein schöner, dicker
Kesselwagen!
Viele Grüße von
Thomas