Da ich sonst nicht allzuviel zum Forum beizutragen habe, möchte ich hier mal über meine Spur-1-Aktivitäten berichten. Es handelt sich dabei zwar um kein reines Eigenbau-Projekt, da ich zum großen Teil auf einen Bausatz zurückgegriffen habe, aber vielleicht interessiert es ja doch den einen oder anderen.
Seit langem schon zählt „die“ Köf zu meinen Lieblingslokomotiven. Mit „die“ meine ich die Köf 2, für mich der Inbegriff der Köf – ein bulliges kleines Kraftpaket. Und seitdem ich mich intensiver mit der Modellbahn auseinandersetzte, haben mich deren Modelle immer gereizt.
Vor über zehn Jahren, als man in der Bucht noch Schnäppchen machen konnte, hatte ich dort einen fast vollendeten Gerard Etappenbausatz (Messing) in Spur 0, meiner damaligen Spurweite, ersteigert; allerdings war diese Köf sehr schlecht zusammengebaut, und zu meinem Erschrecken nicht verlötet, sondern mit Sekundenkleber zusammengepappt... Ich habe es geschafft, sie mit vielen Tricks wieder auseinander zu bekommen, um sie neu aufzubauen. Das ist mir auch gelungen, allerdings fielen mir dabei doch diverse Verbesserungsmöglichkeiten auf, die aber nur teilweise zu realisieren waren.
Seit einigen Jahren beschäftige ich mich nun – wenn meine Zeit es zulässt – mit der Spur 1, aber mehr im stillen Kämmerlein, wo ich ein wenig vor mich hin bastele. Für eine Anlage reicht mein Platz nicht, Module
habe ich schon länger angedacht, mehr aber auch nicht. In erster Linie reizt mich das Selberkonstruieren und –bauen. Mein „Maschinenpark“ beschränkt sich dabei auf das übliche Bastelwerkzeug sowie eine kleine Proxxon Ständerbohrmaschine, den Rest mache ich quasi per Hand.
Was mich vor einigen Jahren zum Umstieg von 0 auf 1 bewog, waren die wesentlich größeren Möglichkeiten der Detaillierung und letztendlich das Hosenträger-Gleis mit den dazugehörigen Radsätzen von Nolte – also 1pur. Das war genau mein Ding, soweit wie möglich ans Original heran. Aber in Spur 1 ist ja noch viel mehr an Originaltreue möglich. Zum Beispiel vorbildgetreu gefederte Fahrwerke. Bremsen, die – zumindest von der Gestängemechanik her – funktionieren, und noch so einiges anderes.
Als ich mit Spur 1 begann, habe ich mir zuerst mal was von Märklin gekauft – ein 4-Achs-VTG-Kesselwagen mit einem Umbausatz von Schulz war mein erstes Bastelobjekt. Hinzu kamen eine BR 80, die ich supern wollte, und natürlich eine Köf 2. Die hatte es mir auch wegen ihrer erstaunlich feinen Gehäusedetaillierung besonders angetan. Aber je länger ich mich mit dem Thema beschäftigte, umso klarer wurde mir, dass ich mit diesen Modellen doch keine geeignete Basis für meine Vorstellungen hatte. Also wurden beide Loks wieder verkauft.
Im Spur-1-Treff sah ich dann eines Tages eine Annonce, in der ein Gerard-Etappenbausatz für eine Köf 2 angeboten wurde! Auch der war begonnen, aber egal. Bis dahin wusste ich überhaupt nicht, dass es sowas in Spur 1 überhaupt gab! Sofort rief ich den Verkäufer an und wurde schnell mit ihm handelseinig. Zwei Tage später erhielt ich ein Paket, das mich bis heute beschäftigt, auch im übertragenen Sinne. Der Bausatz war zum Teil zusammengelötet, sehr sauber, aber nicht ganz in der richtigen Reihenfolge (wer sich einmal mit Gerard Bausätzen beschäftigt hat, weiß, was das bedeuten kann)...
Auseinandernehmen ließ er sich auch nicht mehr, denn er war nicht nur verlötet, sondern auch vernietet, und die Niete waren natürlich mit verlötet. Damit musste ich nun leben. Es zwang mir zwar den einen oder anderen Kompromiss auf, aber war letztendlich doch nicht sooo schlimm.
Das Vorbild
Der Gerard Bausatz, der aus geätzten Messingblechen und ganz wenigen Gussteilen besteht, gibt eines der frühen Köf-Modelle wieder; der genietete Ausführung und die der Rahmendurchbrüche lassen nichts anderes zu. Allerdings ist wohl keine dieser frühen Köfs ohne umfangreiche Modifikationen über die Jahre gekommen. Motorisierung, Bremsanlage, Beleuchtung und weiteres wurden den sich verändernden Anforderungen angepasst. Aus verschiedenen Gründen entschied ich mich für eine Ausführung mit Sechszylinder Deutz-Motor, aber ohne Druckluftbremse.
Noch aus Spur-0-Zeiten war ich im Besitz einer Heba-CD, die die Ur-Köf in den Hauptansichten sowie einige Details als digitalisierte technische Zeichnungen darstellt.
Außerdem, ich war im Weiterbau schon ein gutes Stück fortgeschritten, war es mir gelungen, an das Kleinlokomotiven-Buch aus dem EK-Verlag zu kommen, worin ich einige für mich aufschlussreiche Detailansichten
fand und jede Menge Abbildungen aus unterschiedlichen Jahrzehnten, aber leider fast alle in Standardperspektiven. Dabei fiel mir schon auf, dass es wohl kaum zwei gleich aussehende Köfs gab, und anscheinend von der Ausführung her alles möglich war. Das hat mein Gewissen etwas beruhigt, denn an sich sollte man ja gerade bei 1pur so authentisch wie möglich bleiben, sprich ein konkretes Vorbild nachbauen. Das fand sich dann zufällig vor anderthalb Jahren, im kleinen, feinen Eisenbahnmuseum von Erkrath-Hochdahl, am oberen Ende der berühmten Steilrampe, gerade mal zehn Kilometer weg von zuhause... Aber da war es zu spät. Immerhin hatte ich dort noch die Gelegenheit, einige Detailfotos zu machen. Erwähnen möchte ich in diesem Zusammenhang die tolle Hilfsbereitschaft des Museumspersonals!
Das Modell
In Spur-1-Modellen hat man ja vergleichsweise viel Platz. Deshalb war mein Ziel von Anfang an, ein Modell zu bauen, das sich in seinen Funktionen möglichst nah am Vorbild orientiert. Das bedeutete für mich unter
anderem: Antrieb und Bremse wie bei der Großen. Den ausgewählten Motor, einen 8,5 Watt Faulhaber, wollte ich an der Stelle unterbringen, wo er auch im Original sitzt, vorn im Vorbau. Daran sollte sich das Getriebe anschließen, das die Kraft vorbildgetreu über Kettenräder auf die Achsen überträgt.
Was mir noch wichtig ist: Meine Modelle soll fahren können, sonst nichts. Ich habe also keinen Platz für Digitalisierung und ähnliches Hexenwerk vorgesehen, auch weil mein technischer Horizont das nicht hergibt (ich kann allenfalls Plus und Minus auseinanderhalten). Mir geht es eher um eine möglichst große Modelltreue, wobei ich mir darüber im Klaren bin, dass ich dabei erhebliche Kompromisse eingehen muss, weil ich’s mit meinen Mitteln einfach nicht besser kann.
Der Rahmen
Wie schon gesagt, handelt es sich um ein Messingmodell mit genietetem Rahmen. Den bereits fertigen Gerard-Rahmen, bei dem die Niete leider alle etwas zu groß geraten waren, habe ich im Inneren durch zusätzliche Profile ähnlich dem Vorbild verstärkt und so für den Einbau von Motor, Getriebe und Fußbremse vorbereitet. Der Versuch, mal einen Niet auszubohren und durch einen kleineren zu ersetzen ging ziemlich in
die Hose. So habe ich es dabei belassen müssen.
Das von Gerard vorgesehene überaus massive mechanische Innenleben mit Kettenantrieb über echte Rollenketten und die motorische Rangierkupplung habe ich komplett weggelassen.
Eine Federung mit Phosphorbronze-Blattfedern ist „serienmäßig“ vorhanden. Die dem Bausatz beiliegenden Räder trugen bereits das Originalprofil, nur die Achsen waren mit 2mm Durchmesser erschreckend dünn.
Durch 5 mm Messingrohr mit 1,5 mm Wandstärke zwischen den Rädern erhielt ich eine vorbildnahe Optik und die Möglichkeit, Hettler Kettenräder mit 18 Zähnen für den Antrieb zu montieren. Die äußeren 2 mm-Achsstummel laufen in Delrin-Buchsen.
Weiter geht's im zweiten Teil