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  • »F.Karla« ist der Autor dieses Themas

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1

Samstag, 23. November 2013, 10:48

Farbgebung

Hallo 1er,
seit langem bohren in mir und lassen mich nächtelang nicht schlafen, diese Fragen: Nach welchen Gesichtspunkten werden bzw. wurden die Fahrzeuge der DB mit den, zumindest in der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart, sehr verschiedenen Farben versehen und wer hat(te) das zu entscheiden? Klar, zu Länderbahnzeiten und bei Privatbahnen mußten, müssen sie sich voneinander unterscheiden. Soll Analphabete die Unterscheidung zwischen ICE und S-Bahn erleichtert werden oder soll "farbig" dem eventuell entstandenen Frust entgegen wirken? Wenn ich richtig gezählt habe, gibt es minestens bei 216(?), 218(?) fünf verschiedene Anstriche.
Bitte verhelft mir zu meiner alten Nachtruhe.
Danke

F.Karla

  • »Ulrich Geiger« ist ein verifizierter Benutzer

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2

Samstag, 23. November 2013, 11:11

Hallo Herr Karla,
wenn das Ihre größte Sorge ist, die den Nachtschlaf so heftig "beeinträchtig", dann geht es Ihnen im Großen und Ganzen eigentlich gut. Es gibt in der Welt Schlimmeres ...
Aber dass Sie wieder ungestört schlafen können, nun zu der Frage:
In der jüngeren Vergangenheit war das so, dass ein Kunst- bzw. Design-Professor beauftragt wurde, entsprechende Konzepte vorzuschlagen. Die Entscheidung für ein bestimmtes Farbkonzept hat dann der Vorstand der DB AG getroffen. Die Umsetzung, d. h. möglichst alle Fahrzeuge kurzfristig, oder erst im Rahmen der nächstfälligen Anstricherneuerungen war auch eine Frage des Finanzmittelaufwandes und der Werkstattkapazitäten. So kam es in der jüngeren Vergangenheit auch vor, dass über einen längeren Zeitraum mehrere Farbkonzepte gleichzeitig - und oft gemischt in einem Zug - präsent waren. Beispiel: mein abendlicher Pendlerzug, eine RB mit 3 Wagen, bestand aus einem originalen Silberling, einem mintgrünen und einem verkehrsroten Silberling.
Nach Festlegung auf ein bestimmtes Farbkonzept wurde dies, wie alles bei der Bahn, in entsprechenden Regelwerken dokumentiert und bei Beschaffungen neuer Fahrzeuge bei den Ausschreibungen in den Lastenheften berücksichtigt.
Schöne Grüße
Ulrich Geiger
Ein Schwabe in Mittelhessen
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  • »Dieter Hagedorn« ist ein verifizierter Benutzer

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3

Samstag, 23. November 2013, 13:06

:D ...und hier Herrn Geigers Beitrag in Kompaktform: (fast) jeder Bundesbahnpräsident bzw. Deutsche Bahn Vorstandsvorsitzender verewigte sich mit einer eigenen "Kriegsbemalung" (schön war oft anders) :D
Grüße aus MS
Dieter

4

Samstag, 23. November 2013, 17:40

... um es mal - unter Auslassung von Fahrzeugen für besondere Funktionen und solchen Feinheiten wie Dachkanten und Dachfarben, Rahmenfarben, usw. usf. - ein bisschen konkreter zu machen:

1950er: Dampfloks schwarz-rot, E-Loks grün, schnelle (E 10, E 18) jedoch blau, Dieselloks rot, Personen- Pack- und Postwagen grün, Schlaf- und Speisewagen rot, andere Schlafwagen und F-Zug-Wagen blau.

In den 1960ern ging es ähnlich weiter, jedoch kamen mit dem TEE-Verkehr seit Ende der 50er die roten Fahrzeuge mit beigem Fensterband. Zwischenzeitlich gab es auch den neuen "Rheingold" in blau-beige.

Anfang der 1970er fand man die alten Farben öde und experimentierte an einer Reihe von Fahrzeugen mit den sogenannten "Popfarben" herum. Dabei war das Fahrzeug weitgehend hellgrau gehalten, aber es gab quietschbunte Fensterbänder. Dieses Konzept war vor allem am ET 420 vebreitet (in München mit blauem, sonst meist mit orangenem Fensterband), sehr lange (bis in die Zeit der Jahrtausendwende hinein) war die Popfarbe orange auch an - zuletzt einem einzelnen - VT 614 zu finden.

1974 Begann die gefürchtete Ära von ozeanblau-beige.

Ab 1979 galt für den IC-Verkehr das Motto: "Jede Stunde, jede Klasse!" Die Loks und die Wagen der 1. Klasse sowie die Speisewagen trugen mit rot-beige das Farbkonzept des TEE, die Wagen der 2. Klasse fuhren dabei blau-beige entsprechend dem Konzept von 1974.
Anfang der 1980er Jahre kam die DB unter Druck, da sie den Nahverkehr kräftig wegholzte, während manchmal kleine, regionale Bahnen dann auf ehemaligen DB-Strecken mit verbesserten Angeboten erfolgreich waren. Die demonstrative Antwort der DB war ab 1983 die City-Bahn Köln-Gummersbach, die mit Silberlingen und 218 betrieben wurde, bei der aber alle Fahrzeuge (auch die Loks) so etwas wie die orangene Pop-Lackierung erhielten. Ich gehe an dieser Stelle mal ins Detail, da die 218 im Ausgangspost angesprochen wurde, und um zu zeigen, wie bunt die Bahnwelt war und ist.

1986 kam ein neues Farbkonzept, das in gewisser Weise Anleihen bei den Popfarben nahm.
Die Wagenkästen des Personenverkehrs waren nun hellgrau, das Fensterband war farbig, wobei unter die Fenster ein schmaler Streifen mit einer gegenüber dem Fensterband etwas aufgehellten Farbe gespritzt wurde.
Hier gab es jetzt klare Produktfarben für die Fensterbänder:
IC-Verkehr rot (bei den ICEs nur ein schmaler roter Streifen unten),
InterRegio blau,
Regional- und Nahverkehr türkis,
S-Bahn-Verkehr orange (nicht in HH und Berlin).
Alle Loks erhielten bei Neulackierungen eine (schnell ausbleichende) orientrote Farbe mit weißen Lätzchen an den Fronten.
Die meisten Güterwagen blieben rotbraun, nur fielen die bisher schwarzen Rahmen und Puffer auch der braunen Farbe zum Opfer.

1996 begann bei der DB AG die verkehrsrote Epoche, in der wir aktuell leben.

Wahrscheinlich habe ich manche Bezeichnungen nicht korrekt gewählt, und jede Menge Ausnahmen und Sonder- und Irrwege wären zu ergänzen.
Aber als Überblick sollten diese Angaben für die DB (AG) reichen.


Es grüßt
Karl Schotter

  • »F.Karla« ist der Autor dieses Themas

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5

Sonntag, 24. November 2013, 11:42

Hallo 1er,

danke für die Antworten. Was mich allerdings noch interessiert, aber eigentlich nicht erklärt wurde, ist, was soll mit den sehr verschiedenen Farben bezweckt werden? Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass ich die Eisenbahn insgesamt immer noch als eine Institution betrachte die seriös daher kommt (kommen sollte). Diese Seriosität hat, für mich, jedoch in so mancher Hinsicht abgenommen. Die Farbenvielfalt, die Form der Dienstmützen, die Pünktlichkeit aber auch der Umgang der Kunden mit ihrer Bahn. Oder ist es einfach nur mein Wunsch nach der "guten alten Zeit", in der alles besser war, zumindest aus meiner heutigen Sicht, durch eine, vielleicht etwas verschmutzten Brille?

6

Sonntag, 24. November 2013, 13:15

Farbkonzepte der DB

Guten Tag Herr Karla!

Wenn Sie sich etwas mit Firmenhistorien und Marketing beschäftigen, werden Sie feststellen, dass alle namhaften Firmen ihr Corporate Desigen im Laufe der Jahre dem Zeitgeist angepasst haben.

Ein schönes Beispiel ist die sicher ebenso als seriöses Vorzeigeunternehmen anerkannte Deutsche Lufthansa. Schauen Sie sich den Schriftzug an, der mal in Kleinbuchstaben geschrieben wurde , das Seitenleitwerk mit dem Kranich, die Rumpflackierung früher mit blauem Streifen entlang der Fenster, heute ganz in "elegantem Weiß".

Nicht anders war und ist es bei den Bahngesellschaften. Die dunklen blau und grüntöne aus der verschmutzungsintensiven Dampflok-Zeit, sollten in der frühen Epoche IV einem, dem Zeitgeist entsprechenden, modernen Outfit weichen. Andererseits war die Bahn bereits in den 60ern durch die Beteiligung am TEE Konzept an die internationale Vereinbarung rot-beige für diese Zuggarnituren zu verwenden, gebunden.

Die Silberlinge mit ihrer Edelstahloberfläche wurden aus Gewichts- und Vereinfachungsgründen nicht lackiert. Da man sich beim "Pop-Wagen" Konzept der Kundenakzeptanz nicht sicher war, gab es manche Wagentypen in verschiedenen Farbkombinationen. Letztlich wurde das Konzept nicht eingeführt, statt dessen kam blau/beige, welches aber verschmutzungsintensiv war.

Ende der 80er wollte man durch die nächste Generation von Farbgebung Kunden zurückgewinnen. Silberinge wurden modernisiert und in mint/grau, die neue Zuggattung des Interregio in blau/grau und die IC/EC in rot/grau Tönen lackiert. Farben zur Wiedererkennung der Zugart, je heller, desto schneller. Zugleich sollten durch die rot mit weißem Lätzchen lackierten Loks bessere Erkennbarkeit und Verringerung von Unfällen erreicht werden.

Mit der DB AG kam dann die Reduktion auf die Farben weiß und verkehrsrot. Fernverkehr im "rot-kreuz" Design, Nahverkehr in rot. Weniger Farben, weniger Lagerbedarf, weniger Kosten.

Warum diese Farben und diese Streifendesigns: weil Marketing Strategen dies empfohlen haben. Im Prinzip darf man sich die Frage auch schon seit Epoche I stellen.

Der Rest ist Geschmacksache! Sie haben heute sicher auch nicht mehr die Tapeten von 1970 an der Wand und den schwarzen Benz im Design der Nierentischzeit in der Garage.

Außerdem: als Modellbahner dürfen wir doch die verschmutzte Brille nutzen, wem es modern nicht gefällt, sammelt eben nur Epoche III mit den Farben der Nachkriegszeit.

Meint der Diesel

7

Sonntag, 24. November 2013, 16:11

die Rumpflackierung früher mit blauem Streifen entlang der Fenster, heute ganz in "elegantem Weiß".


Moin Diesel,

wobei "heute" auch schon mittlerweile ca. 25 Jahre her ist,

Gruß vom Eisenbahner

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