Hallo Holger,
Dein Projekt beobachte ich schon von Anfang an und finde es
einfach nur klasse!!!
Das war immer mein Traum, mal so einen FUNKTIONIERENDEN
Messzug im Modell zu erleben.
Nun, zu Deinem Problem:
während unserer Ausstellung Anfang Januar habe ich versucht,
jeweils eine Kiss und eine KM1 Kabinentender 50’er so hinzubekommen, dass man
sie zusammen als Vorspann fahren lassen kann.
Es hat ewig gedauert, bis ich bei der KM 1 Geschwindigkeit
und Lastregelung soweit eigestellt hatte, dass die beiden NEBENEINANDER fast
exakt gleich liefen. Der Unterschied waren nur Millimeter und änderte sich bei
den Fahrstufen immer mal wieder.
Aber alles in allem sah es gut aus.
Als ich nun versucht habe, die beiden Loks zusammen zu
hängen und gemeinsam als „Traktion“ zu fahren,
haben diese minimalen Geschwindigkeitsunterschiede schon ausgereicht, dass die
Decoder energischst gegeneinander
geregelt haben und die Kupplungen bis zum Gehtnichtmehr gestreckt haben, oder
die Puffer in den Hülsen versenken wollten.
Habe daraufhin die Kennlinien nochmals angepasst, sodass die
Loks dann gemeinsam so einigermaßen miteinander klar kamen.
Voll Freude wurde nun der Heinrich dran gehängt und dann war
der Ofen ganz aus.
Die Lastregelungen der einzelnen Loks haben die Last des
Zuges so unterschiedlich verarbeitet, dass ein gemeinsames Fahren völlig
unmöglich geworden ist. Die haben mehr gegeneinander geschafft, als dass die
sich gemeinsam an dem Zug ausgetobt hätten.
Denn das Problem ist, dass die Lastregelung nicht nur auf
der „beschleunigenden“ Seite wirkt sondern sich ebenso stark auf die
Verzögerung auswirkt. Und während die eine Lok zieht, versucht die Andere
abzubremsen. Und das macht das Unterfangen so aussichtslos.
Im Grunde sind unsere Loks eigentlich völlig übermotorisiert
und es ist eine Beschleunigungskurve nötig um eine vermeintliche Last zu
simulieren. Beim Bremsen ist das noch schlimmer. Denn eigentlich müsste jeder
Wagen mitbremsen um die Fuhre zum stehen zu bekommen und hier macht eine
einzige Lok eine Vollbremsung, sodass hinten manchmal die Wagen entgleisen…
Der nächste Schritt war dann, die Lastregelung völlig heraus
zu nehmen.
Aber hier sind die unterschiedlichen Antriebskonzepte der Hersteller so
stark zum Tragen gekommen, dass auch da an ein gemeinsames Fahren nicht zu denken
ist.
Die eine Lok stand noch während die Andere schon mit
umgerechnet 40-50 Sachen unterwegs war.
Es schon erstaunlich wie groß der Einfluss der
Lastregelung auf das Fahrverhalten ist.
Wir haben dann aus Zeitgründen an dieser Stelle von weiteren
Versuchen abgesehen.
Was auch noch dazu kam, dass der SCH… ! 3.5’er ESU-Decoder
in der KM1 50’er die Manipulation an der Lastregelung und der
Geschwindigkeitskennlinie mit Soundaussetztern und dem Verlust des Zylinderdampfes
bestraft hat, sogar die Pfeife tat auf einmal nicht mehr!
Nur der Reset CV 8
Wert 8 brachte hier wieder Abhilfe.
Aber dann waren auch alle gemachten Einstellungen beim
Teufel.
Ich hasse diese 3‘er „OEM“-Decoder!!! GRRRRRRR!!!!!
Also, wenn Du niemanden hast, der einen ESU-Profi-Programmer
hat, kannst Du die nachträgliche Einstellung der alten ESU-Dinger echt knicken.
Sobald die 3‘er mal von einem Hersteller beschrieben wurden und noch externe
Platinen in der Lok mit steuern müssen, macht das alles keinen Spaß mehr.
Das ärgert mich insofern besonders, da es in meinem Augen
nichts Schöneres gibt, wie wenn die unterschiedlichsten Loks an ein und
demselben Zug beteiligt sind!!!
Lokzüge, Versuchszüge, Mehrfachtration, Vorspann, „Sandwich“
und Schiebedienste… sind doch das Salz
in der Suppe, oder?
Aber unsere Modellbahnhersteller machen es uns da alles
andere als leicht.
Der einzig gangbare
Weg in Deinem Fall momentan ist vielleicht, zu prüfen, wie „leicht“
Deine Bremsloks sich im stromlosen Zustand bewegen lassen (AM ZUGHAKEN UND AN
DEN PUFFERN TESTEN/AUCH ZUSAMMEN) und dann zu versuchen, über eine F-Taste mit
einem noch einzubauenden Relais in jeder Lok die Motoranschlüsse vom Decoder
bei Bedarf zu unterbrechen. Der Sound kann ja (durch die Radkontakte) noch
weiter laufen. Allerdings sollte man da dann auch die Lastregelung möglichst zurücknehmen. Bei einem zusätzlichen Lokführer der mit
seinem Funki nun die antriebslose Bremslok steuert, kann er (einen
entsprechenden Sound vorausgesetzt) nun durch
„Beschleunigen/Verzögern“ den entsprechenden Sound erzeugen ohne dabei
Bremslasten auf den Modellzug auszuüben.
Nun sollten die leer laufenden Loks genügend „Last“ für
Deine Versuchslok darstellen. Da ist dann eher zu überprüfen, ob in den engeren
Radien die Wagen das „Spiel“ noch mitmachen.
Wie gesagt: die Modell-Massen, die Modell-Antriebsleistungen
und Modell-Reibungsgewichte weichen halt teilweise schon sehr extrem vom
Original ab und einen Leerlauf wie „in Echt“ gibt es so gut wie nicht. Denn
dazu bräuchten wir auch wieder richtige Bremsen an unseren Modellen.
Das Thema an sich finde ich auf jeden Fall sehr sehr
spannend ich und würde zu gerne dabei sein, wenn Ihr dazu Versuche in Borken
macht. Aber eigentlich sollte in Borken doch alles schon funktionieren, oder? Ich würde mir wünschen, dass sich dazu
endlich mal eine vernünftige Lösung finden würde.
Wir werden hier im Verein ebenfalls versuchen, an der Sache
dran zu bleiben.
Aus lauter Frust sind wir dann unseren „überlangen Güterzug“
händisch mit BR 50, BR 85 als Vorspann und BR 94 als Schiebelok und Drei ECoRas
und viel Gefüüüüühl gefahren. Aber trotzdem sind ein paar leichtere Güterwagen
regelmäßig entgleist und bei einem Hübner haben es die Kupplungen gar nicht
überlebt. Das Anfahren und Anhalten ist eben das Problem. Und auch die
Beharrungsfahrt war nicht so ohne, da die 94’er die Geschwindigkeitsstufe der
beiden ziehenden Loks unglücklicherweise nicht hatte.
Zum Anhalten haben wir den Zug dann sicherheitshalber
während der Fahrt geteilt und separat abgebremst, damit nicht noch mehr
Kupplungen kaputt gehen.
Ein weiteres Problem war auch, dass Loks, Tender und Wagen
in Kurven immer wieder überpuffern, da die Seitenverschiebbarkeit (für den 1080’er)
der Fahrzeuge manchmal so groß ist, dass sie sich gegenseitig seitlich über die
Pufferbreite wegschieben können. Wenn man mit Originalkupplung fährt sollte man
sich überlegen vielleicht starre Kupplungen anstatt der Schraubenkupplungen zu
verwenden.
Klauenkupplungen sind da schon besser, da sich die
Drehpunkte der Kupplungen näher in Fahrzeugmitte befinden.
Die Märklin-Klauenkupplungen sollte man insoweit
modifizieren, dass sie sich nicht mehr hochkippen lassen. Denn das Aufstellen
der Märklin-Kupplung im Schiebebetrieb ist auch nicht optimal.
Es gibt also noch viel zu tun.
Viel Erfolg mit Deinem Projekt und danke, dass Du uns so
umfangreich auf dem Laufenden hältst.
Mein „Traum-Messzug“ wäre:
BR 602,
Barwagen umgebaut zum Messwagen,
Barwagen umgebaut zum Messwagen
BR 602
und BR 210 als Bremslok
In diesem Sinne: noch einen schönen Abend.
Gruß basti