Hallo Wolfgang,
Bei uns in der DDR waren die Voraussetzungen für den (damals schon) Traumberuf Lokführer nicht anders. Ich hatte Lokschlosser im Bw Gera gelernt und bin dann nach Göschwitz in die dortige Einsatztelle des Bw Saalfeld. Dort hatten wir bis 1987 die Dampfer, in den letzten Jahren die 41er Reko. Dort habe ich meine Werkstattzeit voll gemacht. Habe mal ein halbes Jahr lang nur ausgewaschen, weil ich mich beim Brigadier vermault hatte
Ein paar Dinge waren auch anders als bei Euch. So hatte ich ein Jahr lang beim FDJ-Jugendobjekt Streckenelektrifizierung als Aufsichtsführener und DR-Baustellenleiter mitgemacht. Das war eben so. Nach meinem "Ehrendienst" bei der NVA (ich sollte mein Vaterland gegen solche wie Dich verteidigen
) habe ich dann die normale Laufbahn gemacht. Erst 106er, dann ein reichliches Jahr hobeln. Ach ja, vor der Elektrifizierung habe ich noch die Heizer- und Beimannausbildung gemacht...
Dann kam die bei uns C-Lokführerlizenz. 110ff und 118er. Das war an der Lokfahrschule Weißenfels, wenn Dir das was sagt.
Betriebsdienst hatten wir bei Herrn Kramer, der war der schärfste Hund bei der ganzen DR. Sein Spruch z.B.: "Das war sehr gut! Das gibt eine 2
Dann habe ich noch in Dresden die U-Bootlizenz gemacht. Reine Baureihenlizenz. 1994 bin ich dann weg...
Warum schreibe ich das... Damals war es nicht nur bei Euch sondern auch bei uns noch ganz anders. Wir hatten eine sehr gute Ausbildung - es hieß immer, ein Lokührer ist der am besten ausgebildete Facharbeiter bei der DR. Wir waren in den allermeisten Fällen Lokührer aus Berufung. Ich auch, obwohl ich an sich in den höheren Dienst wollte, nach dem Studium in Dresden. Das hatte dann die Wende verändert, ich machte mich mit meiner verstorbenen Frau selbstständig und wir bauten innerhalb weniger Jahre eine der größten Thüringer Messebaufirmen auf. So spielt das Leben... Ich kann Dir aber versichern, dass der letzte Tag auf der Lok ein sehr, sehr schwerer für mich war...
Und eins noch: Wir hatten einen gehörigen Respekt vor den alten Herren. Das waren alles gestandene und absolut vorbildliche Lokführer und als mir viele Jahre nach meinem Ausscheiden ein mittlerweile Rentner sagte, ich wäre ihm einer seiner Liebsten gewesen, weil ich meinen Dienst gut gemacht hatte, war das das schönste Lob. Ich weiß das all das Geschichte ist, leider... Und schade um die Bahn!
Ach ja, Störsuchpläne hatten wir vom Feinsten. Aber ein richtig guter Lokführer hat das Meiste aus dem Kopf gewusst und kannte seine Lok aus dem FF. Wir hatten aber auch noch Brigadeloks, soll heißen Stammaschinen die wir sogar geputzt haben...