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Freitag, 1. Juni 2012, 21:13

Gmms 44 Patinierung

Hallo Leute,

einen Güterwagen zu altern/patinieren ist gar nicht so schwer, wie sich manch einer vorstellen mag. Man muss sich einfach nur mal "trauen".
Ich finde es immer wieder schade, wenn ich schöne Club- oder Mpdulanlagen sehe, die bis ins kleinste Detail lebensnah ausgearbeitet wurden, auf denen aber meist Rollmaterial fährt, dass aussieht wie "geleckt". Oft liegt dies natürlich daran, dass die Besitzer einen Wertverlust ihrer teuren Loks und Wagen befürchten (aber sollte denn Modellbahn nicht eher ein Hobby sein als ein Investment... ?), manchmal aber einfach nur daran, dass man sich an eine Patinierung nicht herantraut.

Ich bin gerade wieder dabei einen Wagen zu patinieren, an dem ich diesmal etwas Neues (dazu später mehr) ausprobieren will und dachte mir, ich poste hier nicht einfach nur Bilder, sondern gebe gleich eine Schrit für Schritt Anleitung mit auf den Weg, um auch mal Neulinge dazu zu bewegen, sich einmal an der Materie zu versuchen... :)

Um es gleich vorweg zu nehmen: Airbrush kommt hier NICHT zum Einsatz, da dies eine Technik ist, die viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl sowie die nötige Ausrüstung voraussetzt.

Als Ausgangsmaterial habe ich mir einen einfachen geschlossenen GW des Typs Gmms 44 genommen, wie er günstig immer wieder zu bekommen ist, da es ihn in den unterschiedlichsten Variationen in diversen Zugsets und Startpakungen gibt/gab.



Nachdem der Wagen zerlegt wurde (bei diesem Modell kann man leider nur das Fahrwerk abschrauben, das Dach ist fest verklebt und nicht gefahrlos abzutrennen, deshalb liess ich es drauf), konzentrieren wir uns zunächst auf den Aufbau.
Um ihn für die Patinierung vorzubereiten, wird er zunächst fettfrei gemacht. Dies kan im Spülbecken mit lauwarmen Wasser mit Geschirrspülmittel erfolgen.
Wenn der Wagen getrocknet ist, bekommt er als erstes eine Schicht matten Klarlacks aus der Spraydose verpasst. Dies ist dann sozusagen die Grundierung.

Jetzt geht es an das eigentliche Patinieren.
Dazu bekommt der Wagenkasten eine grobflächige Behandlund mit einem sog. "Wash". Das ist einfach extrem stark verdünnte Farbe. Ich verwende ausschliesslich Acrylacke von "Modelcolor", die es in kleinen Fläschchen gibt, aus denen man die Farbe tropfenweise dosieren kann. Der Wash für einen Wagen besteht aus ca. 2-3 Tropfen Schwarz und ebensoviel Umbra vermischt mit der ca. 20-fachen Menge Wasser.
Der Wash wird nun mit einem großen Pinsel (so einer aus dem Wasserfarbenkasten für die Schule) großflächig auf alle Bereiche des Wagenkastens und des Dachs aufgetragen. Ich mache das immer Stück für Stück, da so ein Spur 1 Wagen doch recht groß ist. Der Trick an der Sache ist, die Farbe daran zu hindern an exponierten Stellen anzutrocknen, denn das gibt hässliche Flecken. Um zu gewährleisten, dass die Farbe nur in Vertiefungen, Ecken, etc. haften bleibt, tupft oder wischt man sie immer unmittelbar nach dem Auftragen mit etwas Küchenrolle ab.
Der Vorgang des "washens" wird so lange immer wieder wiederholt, bis man den gewünschten Effekt erzielt hat. Ich persönlich bin mehr der Freund von dezenter Patinierung, daher genügen bei mir 3-4 Schichten. Soll der Wagen allerdings schon fast "schrottreif" wirken, ist bestimmt die doppelte oder gar dreifache Menge erforderlich.
Der Vorteil des "washens" liegt also darin, dass man die Alterung nach und nach verstärken kann und nach jedem mal begutachten und überlegen kann, ob das nun genug ist, oder nicht... .
Ist man mit diesem Arbeitsschritt fertig, wird der gesamte Aufbau wieder mittels Mattlack, der nur leicht aufgenebelt wird, fixiert.

Leider habe ich es versäumt, ein Foto dieses Stadiums zu machen... :whistling: Man kann diesen Effekt aber auch auf dem Foto, dass ich nach dem nächsten Schritt gemacht habe, gut erkennen. Dazu etwas später mehr im zweiten Teil.

Gruß, Thomas

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »BR91« (1. Juni 2012, 22:32)


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Freitag, 1. Juni 2012, 21:47

Weiter geht's...

Da so ein Gmms 44 meiner Meinung nach nicht ohne Ausbesserungen und Flicken zur Geltung kommt, werden im nächsten Schritt dieselben aufgetragen.
Dazu verwende ich wieder die o.g. Acrylfarben in verschiedenen Brauntönen, die ich passend zusammen mische. Auch hier halte ich mich eher etwas zurück, aber es ist natrülich jedem überlassen, wie viele Ausbesserungsstellen er an seinem Wagen sehen möchte.
Ich male zuerst die Ränder mit einem feinen Pinsel freihand auf und fülle danach die Flächen mt einem größeren Pinsel auf. Um Pinselstriche zu vermeiden, ist es ratsam, die Farbe 1:1 mit Wasser zuvermischen und 2-3 Schichten davon aufzutragen.
Wer natürlich will, kann sich die Flicken zuvor mit einem Bleistift vorzeichnen, um gerade Linien zu gewährleisten.

Im gleichen Arbeitsschritt werden auch noch diverse Kleinteile, wie Griffe, Tritte, etc. mit Acryllack bemalt.

Auch nach diesem Arbeitsschritt wird der Aufbau wieder leicht mit Mattlack zur fixierung eingenebelt.

Hier das Ergebnis mit den Ausbesserungen und dem zuvor beschriebenen Wash:



Weiter geht's im dritten Teil...

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »BR91« (1. Juni 2012, 22:33)


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Freitag, 1. Juni 2012, 22:04

Jetzt kommen wir zum letzten Schritt der Patinierung des Wagenkastens.

Hierfür verwende ich ausschliesslich Pulverfarben.
Um den gewünschten Effekt von leicht verblichener Farbe an exponierten Stellen zu erzielen, werden diese Stellen mit einer hellen (Rost-)Farbe kräftig mit dem Pinsel betupft. Zuerst sieht das sehr übertrieben aus, Pulverfarben haben allerdings die Eigenschaft, auf dunkleren Untergründen als der eigentlichen Pulverfarbe nach dem Fixieren mit Klarlack zu "verschwinden" (deshalb verwende ich sie auch nicht für das Fahrwerk, wie später noch beschrieben). Von daher kann es sogar nötig sein, den Auftrag mit Pulverfarben mehrfach zu wiederholen, auch hier wieder abhängig von dem Effekt, der erzielt werden soll.

Danach werden noch diverse Partien wie das Dach, die Lüftungsklappen, der Wagenboden im Innern und ein wenig die Stirnseiten des Waggons mit Schwarz gealtert. Viele Leute patinieren gerne mit Rost, ich halte mich da aber gerne zurück, Geschmacksache. :)

Und wie bei allen anderen Schritten zuvor wird auch nach diesem Arbeitsschritt alles mit Mattlack eingenebelt und somit griffest fixiert.





Als nächstes wartet die größte Herausforderung und wohl langwierigste Arbeit des Projekts auf mich. Aber dazu morgen mehr, verraten wird jetzt noch nichts... ;)

Gruß, Thomas

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »BR91« (1. Juni 2012, 22:35)


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Samstag, 2. Juni 2012, 12:35

So, weiter geht's mit dem

GRAFFITI

Klar, es gibt Graffitis als Naßschiebebilder. Aber das ist mir dann doch zu billig, deshalb male ich meine von Hand.

So schwer, wie das erscheint, ist es gar nicht. Man muss kein Künstler sein, um so ein Graffiti auf seinen Wagen zu zaubern. Und so wird's gemacht:

Zuerst gestalte ich mir mein Graffiti am PC. Dann skaliere ich es auf die gewünschte Größe und drucke es aus. Danach schneide ich die Umrisse fein säuberlich aus und lege es auf die Stelle am Waggon, wo es hin soll.
Als nächstes zeichne ich mit einem sehr feinen wasserfesten Stift die Umrisse an.
Dann wird es etwas schwrieriger. Mit dem Ausdruck als Vorlage zeichne ich alle Linien des Graffitis frei Hand auf. Keine Sorge, wenn man da nicht immer so präzise ist, da die Linien später sowieso übermalt werden.

Das sieht dann so aus:



Dann geht's ans ausmalen. Ich verwende wieder die oben erwähnten Acrylfarben im Verhältnis 1:1 mit Wasser gemischt. Mit sehr feinen Pinseln der Größen 000, 00 und 0 wird gearbeitet. Auch hier darf ruhig einmal ein Fehler passieren, lässt sich später ja wieder ausbessern. Nur sollte man peinlichst darauf achten, nicht ausserhalb des Graffiti auf den Wagen zu malen, sonst wird es mit dem Ausbessern schwierig.

Da so ein Graffiti i.d.R. aus mehreren Farben besteht, bringe ich zunächst eine Grundfarbe auf und in weiteren Arbeitsschritten dann weitere Farben.

Hier das erste Ergebnis mit einer Grundfarbe:



Im nächsten Teil könnt ihr dann das fertige Graffiti sehen.

Gruß, Thomas

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kingotti

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Samstag, 2. Juni 2012, 13:13

auch so kann es aussehen

Dies ist auf einen Silberling, allerdings in Baugröße HO mit dem Pinsel aufgemalt, wird aber demnächst auf einen Silberling Spur 1 übertragen.
»Stani Heymanowski« hat folgende Bilder angehängt:
  • P1020003.JPG
  • P1020004.JPG

6

Samstag, 2. Juni 2012, 14:45

So, damit wäre das Graffiti für's Erste mal fertig.



Natürlich wirkt es jetzt noch viel zu neu und sauber. Wenn später der Waggon wieder zusammengesetzt wird, werden die Graffitis aber noch mal mit Pulverfarben nachgealtert.

Damit wäre der Aufbau jetzt soweit fertig. Als nächstes ist dann das Fahrwerk dran.

Gruß, Thomas

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7

Samstag, 2. Juni 2012, 15:00

Hallo Thomas,

gefällt mir alles sehr gut.

Meine Dampfloks machen auch gerade einen Alterung Prozess durch, gefällt mir einfach besser wenn das

Fahrwerk von Loks nicht so rot ist.

Bin aber wieder auf Airbrusch zurückgekommen!

Heribert

8

Samstag, 2. Juni 2012, 21:23

Wir nähern uns in großen Schritten dem Ziel... . :)

Jetzt geht es ans Fahrwerk.
Wie schon zuvor beschrieben, wird es zunächst mit Mattlack aus der Dose eingenebelt.
So gerne ich auch mit Pulverfarben arbeite, bei Fahrwerken ist es nicht ratsam, diese einzusetzten, da sie i.d.R. ja schwarz sind und Pulverfarben auf dunklem Untergrund unsichtbar werden, sobald man sie mit Klarlack fixiert. Nur mit unendlich vielen Aufträgen kommt man mühsam zum Ziel.

Aber das muss ja nicht sein, denn jetzt gibt es ja...Ramdadadam dadam... : das DRYBRUSHING!

Auch hier nehme ich wieder wasserlösliche Acrylfarben von Vallejo.
Als Grundfarbe hat sich Umbra hervorragend bewährt. Mit einem großen (ca. 5mm breiten), recht harten Pinsel nimmt man zuerst ein wenig Farbe auf, um sie danach gleich wieder fast restlos auf einem Stück Papier abzuwischen. Danach fährt man in großen Zügen leicht über die zu bearbeitende Fläche. Zuerst meint man, keinen Farbauftrag zu sehen, aber das täuscht. Auf jeden Fall vermeidet man dadurch sichtbare Pinselspuren und nach mehrmaligen schwachen Aufträgen ergibt sich ein sauberes Lackbild das von Airbrush nur noch kaum zu unterscheiden ist.
Auch hier gilt wieder: Je nach gewünschtem Alterungseffekt trägt man mehr und mehr Schichten auf.

Hier mal ein Vorher Foto...



...und hier eins nach dem Auftragen von Umbra:



Als nächstes folgen diverse Schichten in verschiedenen Braun/Rosttönen. Auch hier gilt für mich: weniger ist mehr. Natürlich könnte man das Fahrwerk durch die o.g. Methode auch noch viel rostiger und/oder dreckiger bekommen.
Zum Schluss noch ein paar Details angemalt, mit Mattlack fixiert und fertig ist das Fahrwerk:



Jetzt nur noch alle Teile zusammenschrauben, ein paar Nachbesserungsarbeiten erledigen und fertig ist der patinierte Waggon. :D

9

Samstag, 2. Juni 2012, 21:28

Und hier schliesslich das fertige Werk. ;guckstduhier;







So, ich hoffe, der Wagen gefällt, aber mehr noch hoffe ich, dass ich den Einen oder Anderen dazu animieren konnte, auch mal sein Können unter Beweis zu stellen. Ist wirklich alles nicht so schwer, wie man denkt.
Ach ja, und wem mein Wagen nicht gefällt, dem bin ich natürlich auch nicht böse, ist ja schliesslich immer Geschmacksache. ;)

Gruß, Thomas

10

Samstag, 2. Juni 2012, 21:29

Hallo Thomas,

sehr schöne, glaubwürdige Patinierung machst Du da, prima!
Würde jetzt noch beim Unterzug am Fahrwerk die mittlere Stütze entfernen, die gab es beim Vorbild nicht.

Gruß aus Reutlingen
Michael
Gruß aus Lichtenstein (Württ.)
Michael

11

Samstag, 2. Juni 2012, 21:34

Zum Abschluss noch mal ein Vorher/Nachher Bild, damit man den Unterschied besser erkennen kann.



Übrigens bin ich gerne bereit, alle Fragen zu meinen Patinierungstechniken zu beantworten. :thumbup:

Gruß, Thomas

12

Samstag, 2. Juni 2012, 21:36

Hallo Thomas,

sehr schöne, glaubwürdige Patinierung machst Du da, prima!
Würde jetzt noch beim Unterzug am Fahrwerk die mittlere Stütze entfernen, die gab es beim Vorbild nicht.

Gruß aus Reutlingen
Michael


Hallo Michael,

danke für den Hinweis. Du hast natürlich recht, das habe ich völlig vergessen, wird aber gleich morgen nachgeholt. Für heute habe ich genug "gearbeitet"... ;)

Gruß, Thomas