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Gerald

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1

Mittwoch, 22. Februar 2012, 21:04

Schweres Zugunglück in Buenos Aires

http://www.ftd.de/politik/international/…s/60172562.html

Bremsenversagen - wie geht denn so was? Ich denke, die Bremse wird mit Luftdruck offen gehalten und schliesst bei einem Fehler. Kann mir jemand erklären, wie so etwas passieren kann?
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

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2

Mittwoch, 22. Februar 2012, 21:28

Hallo Gerald,

da kann es viele Gründe geben, dass so was passieren kann. Wenn alles vorschriftsgemäß gemacht wird, kann es aber an sich nicht passieren. Z.B. wäre es möglich, wenn der Zug lauter einlösige Bremsen hat, dass er erschöpft wird, das heißt, wenn die Luftleitung nicht immer wieder voll zwischen mehren Bremsbedienungen aufgefüllt wird, sinkt dann der Druck immer weiter ab, was letzendlich zum Bremsversagen führt (vereinfacht ausgedrückt). In Deutschland sind an sich keine einlösigen Bremsen mehr im Einsatz, aber ob das in Argentinien noch möglich ist, weiß ich nicht. Möglich wäre auch, dass keine ordnunggemäße Bremsprobe ausgeführt wurde und der Zug gar nicht an der Luft war, also nur die Lok bremsen konnte. beides hat es auch bei deutschen Bahnen schon gegeben.

Ist aber alles Spekulation. Was es war, werden letzendlich nur die untersuchenden Experten herausfinden.
Beste Grüße Holger Danz

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ospizio

unregistriert

3

Mittwoch, 22. Februar 2012, 22:39

Hallo Gerald,

Holger hat es ja schon ser gut erklärt.
In meiner Lokführerausbildung wurde mir beigebracht,dass das Bremswesen vor allem steht.Du machst eine volle Bremsprobe und überprüfst jeden Wagen,ob die Bremse anlegt.
Somit hast Du die Gewissheit,dass dein Zug bremstechnisch in Ordung ist.Wie er aber auf Deine Bedienung mit dem Führerbremsventil reagiert,merkst Du erst bei der ersten Bremsung.
Und das ist meistens der nächste Haltbahnhof oder ein halt zeigendes Signal.
Die Eisebahn hat eine indirekte Bremse,das heisst,dass die Luftleitung mit 5 bar gefüllt wird.
Die Bremsventile füllrn die Bremsluftbehälter und entlüften die Bremszylinder.Somit sind die Bremsklötze oder Scheiben vom Rad weg(durch Federdruck)
Wird nun der Druck in der Hauptluftleitung abgesenkt,so steuern die Bremsventile um,die Bremszylinder bekommen Luft vom Bremsluftbehälter und die Bremsklötze oder Scheiben legen an und bremsen.
Dies geschieht in Abhängigkeit vom abgesenkten Druck der Hauptluftleitung.(Kleine Absenkung-kleiner Bremsdruck/grosse Absenkung-grosser Bremsdruck)
Wird die Leitung unterbrochen,sinkt der Druck schlagartig und es git eie Vollbremsung(auch bei ziehen der Notbremse.)
In diesem Fall fehlen aber noch wichtige Meldungen.
Hat der TF gebremst?Waren alle Wagen an der Luft?Waren alle Bremseneingeschaltet?
In Europa sollte ein Prellbock in einem Kopfbahnhof einen Aufprall von 25km/h aushalten.Dawird auch die Geschwindigkeit überwacht.PZB 90
Also warten wir ab was noch an Meldungen kommt.

Gruss Wolfgang

Gerald

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4

Mittwoch, 22. Februar 2012, 23:49

Erst einmal schon lieben Dank für eure Ausführungen. Ich will nun auch gar nicht über diesen Unfall im Speziellen spekulieren. Ich war halt nur so naiv, zu glauben, wenn´s einer verschusselt, liegt die Bremse an oder anders ausgedrückt, es wird OHNE Eingriff stetig gebremst. Aber dem ist ja wohl nicht so.


Bzgl. des Rummses vor den Prellbock mit NUR 25 km/h, denke ich, dass so ein Unfall in Leipzig genauso ausgesehen hätte. Bei 2.000 Leuten auf relativ engem Raum ein Stopp vor die Wand - das hält niemandem auf den Beinen. Ihr Lokführer wisst das doch vom unsanften Ankuppeln. Da fahrt Ihr mit weitaus weniger an den Zug, vlt. 5 km/h und man macht schon einen Satz. Und die Kräfte wirken nicht linear sondern potenziell beim Anstieg der Geschwindigkeit.
Liebe Grüsse,
gerald ehrlich

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Donnerstag, 23. Februar 2012, 00:17

Ich war halt nur so naiv, zu glauben, wenn´s einer verschusselt, liegt die Bremse an oder anders ausgedrückt, es wird OHNE Eingriff stetig gebremst.


Hallo Gerald,

im Prinzip ist das schon so. Wenn z.B. die Sifa anspricht oder PZB - also die Iduktive Zugsicherung - dann wird die Hauptluftleitung gelehrt und die ganze Fuhre kommt nach entsprechendem Bremsweg zum Stehen. Aber wie ich schon oben darlegte, wenn es die früher verwendeten einlösigen Bremsen sind und der Lokführer alles falsch macht, ist die Bremse am Ende erschöpft. Und wenn der ganze Zug nicht an der Luft ist, geht eben auch nichts. Das sind dann extreme Dinge, die aber an sich nicht passieren, ordenliche Bremsprobe vorausgesetzt, aber das wird auch gemacht.

Hier in Deutschland sind die meisten Strecken mit PZB oder sogar LZB (Linienförmige Zugbeeinflussung, da wird der Zug permanent mittels Linienleiterschleife auf dem ganzen Fahrweg überwacht) ausgerüstet, bis auf wenige Nebenbahnen. Außerdem haben alle Loks und Triebwagen Sifa. Damit wird die Dienstfähigkeit des Lokführers überwacht. Wenn also technisch mit der Bremse alles in Ordnung ist, kann im Prinzip nichts passieren. Ob diese Sicherheitseinrichtungen, speziell eine Art PZB, auch in Argentinien an der Strecke ist, kann ich nicht sagen. Wenn nicht ist es z.B. auch möglich, dass der Lokführer viel zu spät gebremst hat und dann nicht mehr rechtzeitig zum Stehen kam. Das ist mit PZB hier so nicht möglich, da der Zug beim Überfahren eines Haltsignals oder wenn er bei "Halt erwarten" die Geschwindigkeit nicht ausreichend reduziert, automatisch bis zum Stillstand gebremst wir. Was da noch an menschlichem Unvermögen geht fangen in Leipzig z.B. die von Wolfgang erwähnten Bremsprellböcke auf, da der Zug nicht über der maximalen Aufprallgeschwindigket fahren wird. Und wenn der Lokführer dienstunfähig wird, löst die Sifa ebenfalls nach spätestens 30 Sekunden eine Zwangsbremsung aus.

Aber wie gesagt, was es dort um den Erdball herum für Überwachungseinrichtungen gibt, weiß ich nicht. Daher werden wir nur spekulieren können. Hier in Deutschland brauchst Du dir aber kaum Sorgen wegen so was machen...
Beste Grüße Holger Danz

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