Hallo Herr Keusen
Gemäss Folgeredner kann ich nur erahnen, was Sie sagten, da mir nach der zweiten Linie die Augen tränten. Sie können es als Tatsache betrachten, dass Grossbuchstaben keine Erfindung der Internetzeit sind um zu schreien oder Leser zu ärgern.
Sie sind in dieser Art in der Römerzeit entstanden, die monumentalen, damals schon vollendet gestalteten Grossbuchstaben. Als sich auch die Schreibtechniken entwickelten, irgendwann wurde es mit Meissel, Hammer und Tontafel zu zeitraubend, zeigten sich die gravierenden Nachteile, sie sind schwierig zu schreiben (mit Feder) und noch schwieriger im Textverband zu lesen. So entwickelte sich über Jahrhunderte die Lese- und Schreibschrift mit Kleinbuchstaben, welche die heutigen Formen teilweise schon vor über 1000 Jahren erreicht hat. Nebst allen andern technischen Errungenschaften ist uns darum eine der wichtigsten, die Schrift, gar nicht mehr bewusst. Sie wurde der Aufnahmefähigkeit des Auges dann auch im Laufe des Buchdruckes stetig in Schönheit und Leserlichkeit bis zur heutigen Perfektion angepasst.
Heute hat allerdings jeder Computernutzer Schriftgestaltungsmöglichkeiten, welche noch vor 15 Jahren Schriftsetztern vorbehalten waren. Das erklärt auch, warum viele der Regeln im Schriftsatz den Bach runter gehen. Wir merken es, wenn sich etwas nicht flüssig liest.
Das lange Texte schreiben in Grossbuchstaben ist dann sozusagen die Krönung der Vergewaltigung der Schrift, welche vermutlich nicht nur meine Augen mit Leseverweigerung quittieren müssen.
Gruss Kurt, der nebst Modellbahn als Hobby auch alte Handschriften zu schreiben versucht